Ron Edmondson

Eines steht fest: Unsere Gesellschaft sehnt sich nach Leitungspersönlichkeiten, die authentisch sind. Denn die sind nur schwer zu finden – auch in unseren Gemeinden. Und wenn ein Leiter seine Führungsrolle nicht authentisch ausfüllt, verliert er seinen Einfluss auf diejenigen, die er leiten soll.

Im letzten Jahr haben wir uns mit einer Gruppe von Millenials (auch Generation Y genannt, Erwachsene im Alter zwischen 18 und 34) in unserer Gemeinde getroffen. Wir wollten mit ihnen zusammen überlegen, wie wir ihre Altersgenossen erreichen und in die Gemeinde integrieren können. Ein Wort fiel bei den Überlegungen immer wieder: authentisch. Interessant war, dass sie das Wort selbst nicht definieren konnten, aber intuitiv wussten, wo sie Authentizität erleben und wo nicht.

Neulich habe ich mich mit einer jungen Mitarbeiterin einer anderen Kirchengemeinde unterhalten. Sie erzählte mir, dass sie Schwierigkeiten mit ihrem Pastor habe, weil er hinter der Kanzel ein anderer Mensch sei, als sonst. Er schreit seine Mitarbeiter an und stellt sich nicht schützend vor seine Familie. Und er hat nie für andere ein ermutigendes Wort übrig. Ich weiß, was sie meint. Ich glaube, wir alle kennen diese Ringen um einen authentischen Lebensstil; sowohl in unserem eigenen Leben, als auch, wenn wir einem Leiter unterstellt sind, der nicht authentisch ist.

Wie können wir als Leiter authentisch sein und als solcher respektiert werden? Und, was noch wichtiger ist: Wie können wir einen authentischen Leitungsstil beibehalten?

Hier sind 7 Wege, wie man ein authentischer Leiter wird:

Ein Ja bleibt ein Ja und ein Nein bleibt ein Nein – immer

Nicht überengagiert sein, aber Verpflichtungen auch durchziehen. Prioritäten setzen und Dinge auch delegieren können. So bleibt man jemand, auf dessen Wort man sich verlassen kann. Und wenn man bei einem Thema zurückrudern muss, dann habe im Blick, dass dies Spannungen verursachen kann. Und wenn nötig, sollte man sich auch entschuldigen können. Das hilft den anderen und sie merken, dass man sich auf dich verlassen und deinen Führungsqualitäten vertrauen kann.

Rede nicht im Superlativ, wenn es bestenfalls mittelmäßig war

Manchmal tun wir Leiter so, als ob etwas besser war, als es in Wirklichkeit gewesen ist. Oder wir stellen uns besser dar, als wir wirklich sind. Dabei sollten wir ruhig zugeben können, wenn etwas verbessert werden kann. Wir übertreiben, wenn es um unsere persönlichen Erfolge geht oder darum, wie erfolgreich die Organisation ist, die wir leiten. Wir tun so, als wäre unsere Gemeinde größer, als sie wirklich ist. Wir tun so, als wären wir größere Kaliber, als wir wirklich sind. Und wir tun so, als wäre unser Leben perfekter, als es wirklich ist. Doch die Leute merken, wenn wir so tun, als ob.

Tue nicht so, als wärst du Dr. Allwissend – und benehme dich auch nicht so

Niemand weiß alles. Und die Leute merken unsere Wissenslücken. Deshalb ist es besser, sie von sich aus zuzugeben. Wenn wir so tun, als hätten wir auf jede Frage eine Antwort, mindern wir gleichzeitig den Wert der Beiträge, die andere zum Thema geben könnten.

Schmücke dich nicht mit fremden Federn

Wenn man das Lob für Arbeiten einsteckt, die andere ausgeführt haben, dann ist das nicht nur verwerflich sondern es bewirkt auch, dass die Menschen einem misstrauen und an den Führungsqualitäten zweifeln. Authentische Leiter wollen, dass die Leistung des Anderen mindestens genauso, wenn nicht höher anerkannt wird, als die eigene Leistung. Wenn das Team Fehler macht, übernehmen sie dafür mit Verantwortung. Und Lob und Anerkennung für Dinge, die gut gelaufen sind, gehen ebenfalls an das gesamte Team.

Bitte um Hilfe

Jeder Leiter braucht Hilfe. Authentische Leitungspersönlichkeiten suchen sogar danach. Und sie gehen auch ganz offen damit um, wo sie Hilfe bekommen haben. Wenn du von deinem Team respektiert werden möchtest, bitte deine Mitarbeiter um ihren Input und setze ihre Vorschläge auch um.

Sei erreichbar und stelle dich deiner Verantwortung

Ein Leiter bekommt dann schnell Schwierigkeiten, wenn er sich von anderen zurückzieht. Authentische Führungspersönlichkeiten bleiben für alle transparent und haben enge Vertraute, zu denen sie vollkommen offen sein können. Man muss nicht jedem gleich jede Sünde bekennen, doch wir als Leiter sollten es uns zur Angewohnheit machen, Fehler auch zuzugeben. Wir müssen transparent sein, wenn es um Versuchungen, Kämpfe und Sünden geht, mit denen wir zu tun haben und brauchen dafür Vertraute, denen wir einen tiefen Einblick in unser Leben gewähren und die auch in unser Leben hineinsprechen dürfen. Außerdem sollten die Menschen, mit denen wir zu tun haben, auch schwierige Fragen stellen und uns hinterfragen dürfen, wenn notwendig.

Gib Fehler und auch Ängste ruhig zu

Du machst Fehler. Wir alle machen Fehler. Jedes Teammitglied ist sich bewusst, dass auch Leiter Fehler machen. Authentische Leiter stehen dazu. Die Aufgaben, die ein Leiter zu bewältigen hat, können Ängste hervorrufen. Authentische Leiter stellen sich ihren Ängsten und tun nicht so, als würde es diese Ängste nicht geben. Stattdessen teilen sie ihre Lasten mit ihrem Team.

Ron Edmondson ist Pastor und Gemeindeleiter.  Sein Herz brennt für  Gemeindegründungen. Er verhilft Gemeinden zu neuem Aufschwung und berät Pastoren und Gemeindeleiter, wenn es um Fragen von Leitungskompetenzen, Strategien und Alltagsbewältigung geht. Ron war mehr als 20 Jahre mit einem eigenen Unternehmen in der Wirtschaft tätig. Seit über 10 Jahren berät er nunmehr hauptberuflich Kirchengemeinden, siehe www.ronedmondson.com/.