Michael Clark

Seit über einem Jahrzehnt haben meine Frau Laura und ich an einigen der härtesten Plätze der Welt gearbeitet, oft auch gelebt. Man hat uns an die schwierigen Orte geschickt. An finstere Orte. In Ländern, die durch Naturkatastrophen zerstört, durch Konflikte und Kriege gebeutelt sind.

Doch In Regionen in denen menschliches Leid und Hoffnungslosigkeit herrschen, bezeugen wir aus erster Hand, dass Jesus das tut, wozu er gekommen ist, wie Paulus schreibt: Er kam, um uns zu retten aus der bösen Welt, in der wir leben. (Kolosser 1,13; Galater 1,4) Inmitten menschlicher Tragödie ist Gott immer bei der Arbeit.  Kein Ort ist zu finster, Keine Region zu gefährlich, keine Situation zu hoffnungslos.

Ich bete darum, dass ihr nach meiner heutigen Botschaft die Nachrichten durch Jesu Augen seht. Dass ihr jedes Mal, wenn ihr in den laufenden Nachrichten mit einem Ereignis konfrontiert werdet, fragt: „Was hat Gott vor? Wie können wir ihm inmitten dieser menschlichen Tragödie die Ehre geben?“ Und so wollen wir unsere Aufmerksamkeit der Welt zuwenden. Dort, wo Geschichte geschrieben wird. Wo etwas geschieht, das die weltweite Landschaft der Gegenwart formt.

Überleitung

Es gibt einen Spruch: „Wenn du gegen einen König kämpfst, dann töte ihn besser.“  (Ralph Waldo Emerson)  Die Geschichte lehrt uns, dass nichts schlimmer ist als ein verwundeter Diktator, den man in die Ecke gedrängt hat. Niemand ist unberechenbarer und gefährlicher als ein Tyrann, der befürchtet, seine Macht, seinen Einfluss, seine Regentschaft zu verlieren. Wie das aussieht, können wir zurzeit z.B. im Nahen Osten sehen. In Syrien, wo vor einigen Jahren ein Volksaufstand gegen Baschar Assad fehlschlug, der inzwischen für den Tod von über 200.000 eigenen Landsleuten verantwortlich ist.

Diese Art von Nachrichten gab es in der Geschichte wieder und wieder. Böse. Sinnlos. Morde im großen Stil. Alles, um die Macht zu behalten. Und wer leidet am meisten? Immer dieselben Unschuldigen: Zivilisten. Besonders Familien mit kleinen Kindern.

Es gibt einen Bericht über eine junge Familie, die unter einer grausamen Diktatur lebte. Wie so oft auch diese im Nahen Osten. Wo man Intrigen, politische Krisen und soziale Spannungen findet.

Dann erhält man etwas, das sich liest wie ein fiktiver Roman. Wie ein dramatischer Film. Diese Familie erlebte Geschichte. Sie lebten in einem besetzten Gebiet. Und aufgrund der neuen Politik der Besatzungsmacht musste der Ehemann, ein Arbeitsmigrant, zurück nach Hause.

Als sich herumsprach, dass der Diktator aus Furcht, seine Macht zu verlieren, Pläne schmiedete, jeden zu töten, der für sein Regime eine Bedrohung darstellte – – floh diese Familie im Schutz der Dunkelheit nach Westen. Über Berge. Nach Westen durch die Wüste. Weiter nach Westen, Richtung Nil.

Es war eine Reise, die drei Jahre dauerte. Man sah die Mutter an einer Straßenseite sitzen, gedemütigt, erschöpft, verängstigt, während sie ihr Kind stillte, in der Hoffnung, noch etwas Muttermilch zu haben. Sie fragte sich, ob sich die Zukunftsträume für dieses Kind gerade in einen lebenslangen Albtraum verwandelten. Ihre Reise endete in Ägypten. Und als sie die Grenze überschritten, wurden sie zu Flüchtlingen.

Der Name des Vaters war Joseph. Die Mutter hieß Maria. Und ihr Sohn? Wir kennen seinen Namen als Jesus von Nazareth. Ja, in den ersten Jahren seines Lebens war Jesus ein Flüchtling. Das lesen wir in Matthäus 2 [als ein Engel zu Joseph sagte: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten! Bleib dort, bis ich dir neue Anweisungen gebe. Denn Herodes wird das Kind suchen lassen, weil er es umbringen will.“ Joseph gehorchte. Er stand auf und nahm im Schutz der Dunkelheit das Kind und seine Mutter. Bei Tagesanbruch waren sie bereits außerhalb der Stadt und auf ihrem Weg. Sie lebten in Ägypten, bis Herodes starb. Das ägyptische Exil, das Hosea angekündigt hatte, wurde so erfüllt: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.”].

Maria und Joseph flohen nicht nach Ägypten, um bessere Jobs zu bekommen. Um vom Staat zu leben. Nein, sie wären gerne nach Hause gegangen. Doch sie konnten es nicht. Heutzutage verlassen Flüchtlinge ihre Heimat, weil sie nicht versklavt, gefangen genommen, vergewaltigt und getötet werden wollen.

Gott, dessen Sohn ein Flüchtling war, ist das Leid der Flüchtlinge nicht gleichgültig. Die gesamte Schrift hindurch wird sein Herz für Flüchtlinge deutlich: Gott sagt zum Bespiel (in Sacharja 7,10:) „Das ist Gottes Botschaft: Kümmert euch um Gerechtigkeit. Bringt Dinge zwischen Menschen in Ordnung. Rettet Opfer vor ihren Ausbeutern. Verschafft euch keinen Vorteil gegenüber Heimatlosen, den Witwen und Waisen.” In Jesaja 16,4 „Gewährt den Flüchtlingen von Moab Zuflucht. Seid ein Schutzraum für die, die vor den Schlachtfeldern fliehen.“

Als Jesus in Matthäus 25 ein Gleichnis erzählt, wo jemand den Leidenden nicht geholfen hat, erinnerte er sich vielleicht an seine eigene Kindheit als Flüchtling. Noch heute können wir das Echo seiner Worte hören: „Geht weg von mir … Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben. Ich war ein Fremder und ihr habt mich nicht aufgenommen.“

[Im selben Gleichnis hören wir, was mit denen geschieht, die gehorsam sind. Wenn wir die Hungrigen speisen, den Durstigen Wasser geben und die Nackten kleiden, sagt Jesus in Matthäus 25, dass wir das an Gott tun. (Matthäus 25,32-40)]

Heutzutage haben Kriege, Konflikte und Verfolgung mehr Menschen als je zuvor in der Geschichte veranlasst, ihre Heimat zu verlassen und ihre Sicherheit woanders zu suchen. Es gibt heute mehr als 60 Millionen Flüchtlinge, mehr als die Hälfte davon sind Kinder. Es ist die größte humanitäre Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Global gesehen ist einer von 122 Erdbewohnern ein Flüchtling. Würde man all diese Menschen an einem Ort versammeln, hätte man das 24igstgrößte Land geschaffen.

Flüchtlinge haben Angst, sie sind verzweifelt, wissen nicht, wohin und sind selten willkommen. Wie die Heilige Familie, Joseph, Maria und Jesus, konnten Flüchtlinge auch heutzutage Tod und Leid in ihrem Heimatland entfliehen. Sie sind Bomben und Kugeln knapp entronnen, nur um jetzt innerlich durch tausend Worte der Demütigung und Ablehnung gequält zu werden, indem man sie wegscheucht wie Tiere und Kriminelle. Flüchtlinge sind verloren: körperlich, emotional und geistlich. Ich frage uns heute: Wenn in unseren Herzen Raum für Jesus ist, ist da auch Raum für Flüchtlinge?

Wie ihr vielleicht wisst, geschieht durch den Krieg in Syrien eine immense Vertreibung der Bevölkerung. Wenn sie aus Syrien fliehen, kommen viele Flüchtlinge in ein Gebiet, das seit der Bibel als das Tal der Tränen bekannt ist. Dieses Tal der Tränen ist ein realer Ort. Im Nahen Osten. Es liegt im Libanon. Ich bin vor Kurzem dort gewesen und das Einzige, was sich zwischen mir und der bösartigen Tyrannei der ISIS befand, war ein Berg. Nun, auf der Karte sah es jedenfalls aus wie ein Berg. Tatsächlich war es ein Hügel. Da war jedoch eine zusammengewürfelte Truppe von Hisbollah-Kriegern, die drei marode Panzer besetzt hatten. Die Männer versicherten mir, dass der IS ihre Stellung nicht einnehmen könne, aber „Nein,” räumten sie ein, als ich nachfragte, „niemand weiß, ob diese Panzer noch schießen können, weil niemand sie seit Beginn des Libanesischen Bürgerkrieg benutzt hat.“ 1975.

[Das war fast so komisch wie damals, als ich Milizen, die ein Fort bewachten, davon überzeugte, ich wäre ein ägyptischer Filmstar. Zum Glück muss ich das jetzt nicht näher erklären.]

Heute ist das Tal der Tränen das Zuhause von 400.000 gebrochenen, verängstigten, traumatisierten, frierenden und sehr hungrigen syrischen Flüchtlingen ohne Hoffnung, die Schutz suchen. In diesem Tal der Tränen hört man Geschichten von unvorstellbarem Leid. Ich höre von Vätern, die Panik bei dem Gedanken bekamen, der IS könnte ihre Kinder und Frauen als Haus- und Sexsklaven holen.

Hier traf ich einen Mann, der seine Frau und seine Kinder auf ihrer sechstägigen Flucht mit nicht mehr als einem Laib Brot versorgen konnte. Er ist derjenige, der seiner Familie während der Woche, die sie zu Fuß unterwegs waren, erzählte, er wäre nicht so hungrig, damit sie ein paar Bissen mehr zu essen hatten. Hier sieht man Kinder, die im Schnee Flip-Flops anhaben. Letztlich tragen diese Kinder immer noch dieselbe Kleidung, die sie vor ein paar Monaten auf der Flucht getragen haben. Selbst das jüngste Kind könnte Geschichten von unaussprechlichem Schrecken erzählen.

Wenn ihr mich fragt, ob Flüchtlinge Terroristen sind, muss ich mit NEIN antworten. Flüchtlinge sind diejenigen, die vor Terror fliehen.

Doch wisst ihr, was heute noch passiert? Das kommt nicht in den Nachrichten. Im Tal der Tränen wird langsam, nach und nach, das Klagen in Freude und Lachen verwandelt. . Spenden von zahlreichen Kirchen und Individuelle Menschen haben es möglich gemacht, dass wir uns einsetzen.  In dieser gegenwärtigen Krise konnte Convoy of Hope bis jetzt annähernd 100.000 Flüchtlinge mit lebensrettenden Essensrationen, warmen Decken, Zelten, Überlebenskits für Babys und immer einer Botschaft der Hoffnung unterstützen.

Heute gibt es da Familien, die wieder Hoffnung haben. Wir waren bei einer Muslima und ihren Kindern beim Tee, in ihrer Notunterkunft, die wir für sie errichtet haben. Hier überstanden sie bitterkalte Winterstürme, bei denen zahllose Kinder ihr Leben verloren. Wir versorgten sie drei Monate lang mit Essen, bis die Mutter Arbeit gefunden hatte. Bevor ich ging, konnte ich noch mit dieser Familie beten.

Dank Spenden und zahlreichen freiwilligen Helfern vor Ort, leben heute Tausende von Familien in Sicherheit, in kleinen, aber sauberen und warmen Quartieren. Sie haben zu essen. Mädchen konnten zum ersten Mal in ihrem Leben zur Schule gehen. Zurzeit führen wir Maßnahmen zur Ernährung von gravierend mangel- und unterernährten Flüchtlingskindern durch. Das geschieht durch örtliche Kirchen, christliche Schulen und Kliniken. Zurzeit haben wir genug Mittel, um jeden Morgen 500 Flüchtlingskinder aus ihren Lagern abzuholen und zu einer christlichen Schule zu bringen, wo sie an fünf Tagen in der Woche warme Mahlzeiten, Kleidung, Schulbildung und ärztliche Behandlung erhalten sowie die Möglichkeit haben, die gute Nachricht von Jesus zu hören.

Diese syrischen Kinder, denen wir dienen, hungern nach Essen, doch noch mehr hungern sie danach, die gute Nachricht von Jesus zu hören. Viele von ihnen haben bereits eine tiefe Beziehung zu ihm als ihren Erretter bekommen. Sie konnten es kaum erwarten, mir davon zu erzählen, als ich das letzte Mal da war. In einer unserer Versorgungsstellen kam die kleine Malika zu mir und erzählte mir, dass Jesus sie gerettet hat. Sie erzählte mir, dass ihre gesamte Familie durch ISIS ausgelöscht wurde. Sie war nun eine Waise und lebte mit der entfernteren Verwandtschaft. Ich konnte ihr sagen, dass Gott sogar hier, im Tal der Tränen, den Vaterlosen ein Vater ist. Dass Jesus alle Tränen abwischt.

Es gibt eine Gefahr für die Kirche: Und sie heißt nicht Terrorismus. Freunde, wenn wir die Flüchtlingskrise als politisches Problem sehen, werden wir als Kirche, du und ich als Christen, eines Tages als diejenigen befunden werden, die auf der falschen Seite gestanden haben. Wenn 60 Millionen Menschen vor Gewalt fliehen, wenn sie nicht nur Länder, sondern ganze Kontinente durchqueren, hat man nicht nur ein politisches Problem. Ja, es ist ein humanitärer Notfall, aber es ist noch mehr. Es ist ein Phänomen mit globalen Auswirkungen. Und für meine Generation ist es die größte Möglichkeit für Mission. Unsere Arbeit unter Flüchtlingen begann vor zehn Jahren. Einige von euch kennen unsere Geschichte. Andere hören zum ersten Mal davon. Es geht darum, eine Gelegenheit zu ergreifen. Um die Möglichkeit, wenn wir als Gemeinde die Arbeit unter Flüchtlingen als die seltene Chance sehen, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, die es noch nie zuvor gehört haben. Wenn wir Menschen so sehen, wie Jesus es tun würde.

Das vergessene Volk

Die Sonne war untergegangen. Wir kletterten aus dem Flugzeug in die dunkelste Nacht. Wir waren angekommen. Angekommen am abgelegensten Platz der Erde, so schien es. Wir waren alleine, 1.600 Meilen von der Zivilisation entfernt. Wir befanden uns in der Wüste Sahara. — Wir waren in Algerien. Dort, wohin al-Qaida mit Rachedurst zurückgekehrt ist. Hier entstehen gefährliche neue Kampflinien, die sich quer durch die afrikanische Sahara ziehen. Man hatte uns gesagt, irgendwo hier würden wir das „vergessene Volk” finden. Die Sahrauis (Sahrawis); Einhundert Sechzigtausend (160.000) Flüchtlinge, die seit über dreißig Jahren in der Wüste überlebt haben. Geflohen vor der Gewalt in ihrem Heimatland, sind sie jetzt von der Wüste und dem längsten Minenwall der Welt umgeben. Es gibt keine Fluchtmöglichkeit. Die Sahrauis sind von der Welt vergessen.

Man sagte uns, die Sahrauis wären verzweifelt. Sie benötigten dringend Nahrung und Wasser, Bildung und medizinische Versorgung. Und wirklich, hier sah ich Kinder, die auf einem Stück Seil kauten. Kinder, die sich Sand in den Mund steckten, um so zu tun, als ob sie äßen. Von großer Bedeutung für uns war, zu hören, dass diese Gruppe muslimischer Bevölkerung größtenteils noch nie von der besten Botschaft gehört hatte, die ich kenne: dem Evangelium. Nach vielen Wirren und Umwegen erreichten wir schließlich das Flüchtlingslager. Wir hatten das vergessene Volk gefunden. Wir fanden unser neues Zuhause. Und so lebten wir bei einer Flüchtlingsfamilie. Sie luden uns in ihr Zelt ein und teilten ihre mageren Rationen mit uns.

Tagsüber begannen wir, Leute zu besuchen. Wir begannen, Pläne zu machen, überlegten, wie wir Versorgungs-LKWS schicken könnten, die 1.600 Meilen durch die Wüste fahren müssten. Als wir durch das Camp gingen, wurden wir in die Zelte der Flüchtlinge eingeladen. Wir tranken ihren Tee. Weil es so üblich ist, tranken wir bei jeder Familie, die wir besuchten, sieben kleine Gläser Tee. Pro Tag waren es 12 Familien. Das war viel Tee. Am Ende eines jeden Besuches fragten wir die Familie, ob wir ihnen eine Geschichte über Glauben erzählen könnten, und boten ihnen an, ein Gebet des Segens für ihr Zelt und ihre Familie zu sprechen. Alle luden uns ein, sie zu segnen.

Als unsere Zeit dort zu Ende ging und während wir noch darauf warteten, unsere Güter ins Land zu bekommen, wurden wir von einer bewaffneten Eskorte zu dem leitenden Militärkommandanten gebracht, der die Aufsicht über das Flüchtlingscamp hatte. Wir waren nervös. „Sind wir bei unseren Einsätzen zu forsch gewesen?” Hatte uns jemand angezeigt?

Wir betraten ein dunkles Büro. Als wir uns gesetzt hatten, beugte sich der Kommandant über seinen Schreibtisch und starrte mir in die Augen. Er fragte: „Warum sind Sie hier?” In diesem Moment beschloss ich, die Wahrheit zu sagen. „Sir, wir sind hier, weil wir von Kirchen zu Hause den Auftrag dazu erhalten haben. Wir haben gehört, dass Ihr Volk leidet. Man hat uns gesagt, dass man Sie als das vergessene Volk kennt. Und die Welt hat Sie tatsächlich vergessen. Niemand hört mehr etwas davon, dass es Sie gibt. Wir sind hier, um Sie und Ihr Volk daran zu erinnern, dass Gott in seinem Wort in Psalm 9 sagt: ‚Denn er wird den Armen nicht für immer vergessen; die Hoffnung der Elenden wird nicht ewig verloren sein.‘ Sir, wir sind hier, um Ihnen zu sagen, dass Gott Sie nicht vergessen hat. Wir sind hier, um Ihnen zu dienen. Um Ihnen Hoffnung zu geben.”

Der Kommandant lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Offensichtlich, um über meine Worte nachzudenken. Mit Ausnahme des Ventilators über uns, der gegen die drückende Hitze der Wüste ankämpfte, war es still im Büro. Doch nach einem kurzen Moment hatte der Kommandant seine Entscheidung getroffen. Er stand von seinem Stuhl auf, ging um seinen Tisch herum, packte mich und sagte: „Mike, wenn du kommst … Wenn du kommst und meinen Leuten hilfst, dann – Allah helfe mir -, dann kannst du TUN und SAGEN, was immer du willst.” Heute erhält das vergessene Volk Hilfe und, was am wichtigsten ist, die Menschen kennen das Evangelium.

Hilft euch diese Geschichte, das ungeheure Ausmaß der derzeitigen Möglichkeiten zu erkennen? Wir haben jahrelang geplant und gebetet, um Missionare an die schwierigsten Plätze der Welt zu bekommen. Jetzt kommen Millionen von leidenden und gebrochenen Menschen aus mindestens achtzehn unerreichten Volksgruppen zu uns.

Erlaubt Mir, euch die einzig wichtige Tatsache zu nennen, auf die wir in dieser Flüchtlingskrise achten sollten: Im letzten Jahr sind mehr syrische Muslime zum Glauben gekommen als im letzten Jahrhundert.

Unsere Arbeit unter Flüchtlingen konzentriert sich ebenfalls auf verfolgte Christen.

Es gibt einen Mythos: Alle Flüchtlinge sind Muslime. Wusstet ihr, dass weniger als 40% der Flüchtlinge, die in den USA ankommen, Muslime sind? Einer der verfolgten Christen, denen wir helfen, ist Hassan. Wir trafen Hassan an einer unserer Versorgungsstellen. Er war auf einem Auge blind.

Er war ein sehr dünner Mann und sah krank aus. Und wir fragten uns: „Warum?“ Doch dann erzählte er uns seine Geschichte und wir verstanden. ISIS machte schnell Fortschritte, um Hassans Stadt einzunehmen. Mit jeder Stunde kamen sie näher. Hassan spürte, dass er und seine Familie nie wieder an den Ort zurückkehren konnten, wo sie seit Hunderten von Jahren gelebt hatten und beschloss, zurückzubleiben, um die wertvollsten Familienstücke zusammenzusuchen: Fotos, Pässe, das Bargeld, das unter dem Fußboden versteckt war und Besitzurkunden.

Noch ehe er es begriff, war ISIS da. Sie fingen ihn. Sie nahmen ihm sein Erspartes ab, die Besitzurkunden, alles. Dann, als er schon dachte, er käme mit dem Leben davon, rutschte zufällig der Ärmel seines Hemdes hoch und ein kleines Tattoo wurde sichtbar: ein Kreuz. Da ergriffen sie ihn. Folterten ihn über Tage hinweg. Sie schlugen ihn so heftig, dass sein rechtes Auge seine Sehkraft verlor. Dann stellten sie ihm ein Ultimatum: „Widerrufe deinen Glauben an Jesus und bekehre dich zum Islam oder wir werden nach und nach deine Arme mit einem Schwert abhacken.”

Was sollte Hassan tun? Niemand entkommt ISIS-Schergen ohne Hilfe von außen. Sie fuhren damit fort, Hassan zu schlagen und zu foltern. Doch seltsamerweise brachten sie es nicht fertig, ihn zu töten, obwohl er sich weigerte, seinen Glauben zu widerrufen. Und so wachte Hassan eines Tages an einer Straßenseite auf, wie aus einem schlimmen Traum, stand auf und schleppte sich selbst über Meilen und Tage in Sicherheit. ER erreichte ein Flüchtlingscamp, wo ihn unsere Leute ins Leben zurückpflegten.

Verlässt man Hassans kleines Heim in der Flüchtlingsstadt und geht nach rechts, trifft man drei Türen weiter auf Samira Haddad. Sie musste wie viele syrische Christen mit ihren drei Kindern im Schutz der Dunkelheit fliehen. Ihr Mann schickte sie voraus, weil sie nicht genug Geld besaßen, um zusammen zu gehen. Innerhalb weniger Tage drang ISIS in sein Haus ein und tötete ihn. Samira ist am Boden zerstört, doch sie muss das Leid ertragen und um ihrer drei Kinder willen stark sein.

Ich habe euch die tragischen Geschichten von Hassan und Samira nicht ohne Grund erzählt. Sie stehen für die verfolgten Christen, denen wir helfen: durch Kleidung, Unterkunft, Schulausbildung, Nahrung, Arbeit. Äußerst wichtig für christliche Flüchtlinge wie Hassan und Samira sind hierbei die Kirchen und Gemeinden vor Ort. Viele Gläubige beherbergen zurzeit Flüchtlinge bei sich zu Hause. Wir hören wieder und wieder, dass es die Fürsorge und die Gebete der Gemeinde sind, die unsere Brüder und Schwestern durchhalten lassen. Freunde, wenn nicht wir unseren eigenen, christlichen Flüchtlingen helfen können, wer dann?

Gerade neulich habe ich wieder etwas gehört, das mir in den beiden letzten Jahren immer wieder begegnet ist. Ich interviewte mehrere syrische Flüchtlinge. Ich fragte sie, weshalb sie aus Syrien geflohen sind, wohin ihre Reise sie geführt und wer ihnen geholfen hat. Ich fragte sie: „Da ihr Muslime seid, konntet ihr auf eurer Flucht in Moscheen unterkommen?“ „Als ihr oft tagelang hungern musstet, haben euch Muslime zumindest mit Essen versorgt?” Nein. Nein. Sie antworteten: „Muslime haben uns nie geholfen.” „Sie haben uns weggejagt.” „Doch wir wussten, wenn wir eine Kirche finden, dann wären wir in Sicherheit. Wir würden Hilfe erhalten.“ Nur Christen. Nur Christen waren freundlich. Und selbstlos.

Seit über einem Jahr zeigen die Nachrichten Bilder von Menschen, die an den Küsten Europas in Booten ankommen, die kaum seetauglich sind. Schlepper, die syrische Flüchtlinge all ihrer Ersparnisse berauben, verlangen Tausende von Dollars pro Person für eine Überfahrt in Fahrzeugen, die man nicht als seefest bezeichnen kann.

Und an den Stränden von Griechenland findet man die leblosen Körper derjenigen, deren Reise nach Europa gescheitert ist. Wenn man genauer hinschaut, entdeckt man, dass einige der Ertrunkenen Rettungswesten getragen haben. Gegen einen Aufpreis verkaufen die Schlepper solche Rettungswesten, für 50 – 100 Dollar. Es sind Fälschungen. Gefüllt mit Zeitungspapier. Vor Kurzem fand eine Razzia in einer Fabrik statt, die Tausende solcher Westen produzierte. Ihre „Angestellten“ oder besser gesagt Zwangsarbeiter waren Flüchtlingskinder.

Unterstützung – Rettungswesten voller Zeitungen

Einige sehen Flüchtlinge als Gelegenheit, Geld zu machen. Einige betrachten sie als Objekte. Für andere sind sie ein Ärgernis. Wieder andere sehen sie als eine Bedrohung für ihre Sicherheit und Kultur. Wie sehen wir Flüchtlinge? Was wäre, wenn wir entgegen einigen Strömungen unserer Gesellschaft die wichtige Frage stellen würden: „Wie können wir Gott in dieser Flüchtlingssituation Ehre machen?“ Ein evangelikaler Autor sagte einmal: „Was wäre, wenn Gott durch das sinnlose Übel von Bürgerkriegen die Unerreichten in unsere Städte bringt? Was wäre, wenn Gott durch große Tragödien den größten Sieg des Evangeliums hervorbringt?” Was wäre, wenn Jesus seine Gemeinde durch Verfolgung zu seiner Ehre vereinigen will?

Was wäre, wenn wir Flüchtlinge, die im Meer des Lebens in Not geraten sind, suchen und retten? Was wäre, wenn wir ihnen eine Rettungsweste geben, die echt ist und die sie für die Ewigkeit rettet? Öffnen wir doch unsere Herzen und Türen für Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Diese neue Kirchengemeinde hier in Bregenz hat einen Traum.  Du kannst davon auf der Website lesen aber Ich lese kurz einen Teil dieser Zielsetzung vor:

„Ausgegrenzten, Armen und Benachteiligten wollen wir, so gut es geht, helfen und unter die Arme greifen. Wir wollen Kindern in ihren Problemen und Nöten helfen und Teenager auf den Weg zu Gott bringen, damit sie junge Erwachsene werden, die ihr Potential entwickeln können und Jesus-Nachfolger werden. Menschen im mittleren Alter brauchen Perspektive, dass das Leben nicht nur aus geplatzten Träumen besteht, sondern, dass mit Gott das Beste noch kommt. Wir wollen Senioren zeigen, dass sie gebraucht werden und etwas bewegen können.

Alles, was wir tun, soll dazu dienen, Menschen Glaube, Hoffnung und Liebe zu bringen. Einen Glauben an Jesus, der Leben verändern kann. Eine Hoffnung, die trotz Schwierigkeiten auf Gott vertraut. Und eine Liebe, die völlig bedingungslos ist.” Mit diesem gemeinsamen Ziel vor Augen, ermutige Ich euch, weiterhin nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, wie man Menschen in eurer Umgebung, hier in Bregenz und auf der ganzen Welt helfen kann, die verloren sind. Flüchtlinge sind ein gutes Beispiel für diejenigen, die ohne Hilfe von außen keine Hoffnung haben werden. Werfen wir ihnen eine Rettungsweste zu. Retten wir sie.

Das nächste Mal, wenn ihr den Fernseher anschaltet und die Nachrichten seht, erfasst, wie sich Geschichte entwickelt. Geschichte, die ihr durch euer Handeln, eure Gaben, eure Gebete und euren Gehorsam mit beeinflussen könnt. Betrachtet die Entwicklung in den Nachrichten durch die furchtlosen, barmherzigen Augen Christi.

Mike Clark arbeitet seit 2006 als leitender Mitarbeiter für Convoy of Hope und hat seinen Wohnsitz zusammen mit seiner Frau Laura und Tochter Ella in Lindau. COH mit Hauptsitz in Springfield, Missouri/USA ist ein internationales, christliches Hilfswerk, das Menschen in Not bedingt durch Naturkatastrophen, Krieg und Flucht beisteht. Mike und seine Kollegen kämpfen an vorderster Front gegen Hunger und Unterernährung. Unterernährung ist wie der Urteilsspruch “Lebenslang”, der über einem Kind oft noch vor dem zweiten Geburtstag verhängt wird.  COH unterstützt weltweit 145.000 Schulkinder mit Zugriff zu Bildung und Ernährung. Hier ist das neuste Video, das Mike geschrieben hat.