Rick Warren

Häufig höre ich: ” Meine Gemeinde ist festgefahren. Was kann ich tun, damit sie wieder in Bewegung kommt?” Es handelt sich hierbei um ein häufiges aber nicht unlösbares Problem. Es gibt mehrere Dinge, die sich anbieten, um als Gemeinde eine Wachstumsblockade zu überwinden.

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass je länger ein Stillstand andauert, umso länger es auch dauern wird, die Gemeinde wieder in Bewegung zu setzen. Das Momentum darf hier nicht unterschätzt werden.

Bei der NASA wird in einem Raketenmotor der größte Teil der Energie – der Düsenkraftstoff – auf den ersten hundert Metern verbraucht. Der Großteil des Treibstoffs wird allein für den Start der Rakete benutzt. Sobald die Umlaufbahn erreicht ist, benötigt der Motor sehr wenig Kraftstoff, um den Flugkörper in Bewegung zu halten. Aber die Rakete muss zunächst gestartet werden und dieser Start verbraucht den Großteil der Energie.

Wenn eine Gemeinde sechs Monate stillgestanden ist, dauert es möglicherweise sechs Monate, um sie wieder in Schwung zu bringen. Wenn der Stillstand ein Jahr anhält, wird es wohl ein Jahr brauchen. Dauert die Blockade bereits zwanzig Jahre an, musst du dich auf diesen Zeitraum einstellen.

Ein Kurswechsel in der Gemeinde kann viele kleine Veränderungen und eine lange Zeit benötigen, bis sich eine vollständige Erneuerung einstellt. Ich persönlich glaube, dass man zu einer solchen Herausforderung berufen sein muss.

Manchmal begegnet mir die Frage: “Ist es einfacher, neue Gemeinden zu gründen, oder bestehende Gemeinden zu übernehmen und diese zu verändern?” Meine Antwort lautet: “Es ist immer leichter, Babys zu haben, als Tote zu erwecken.” Allerdings steht es in Gottes Macht, Tote aufzuerwecken! Er ist darin sozusagen „Experte,“ aber es kann einiges an Zeit kosten.

Was ist also mit einer Gemeinde zu tun, die sich im Stillstand befindet? Meiner Überzeugung nach sind drei Dinge notwendig:

Erstens: Wie bereits angesprochen wird es eine gewisse Zeit dauern.

Als Pastor einer festgefahrenen Gemeinde musst Du Gott um ein extra Maß an Geduld bitten. Menschen verändern sich sehr langsam. Sie sind gegen Veränderungen resistent, weil sie erahnen, dass das gewohnte Leben ein Ende hat. Es liegt also in der Natur der Mehrheit, den Wandel zu bekämpfen. Es kann eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, um sie zu überzeugen.

Zweitens: Sei ein Pastor für jeden einzelnen, aber geh voran mit den Verantwortungsträgern.

Betreue jede Person, kümmere Dich um alle, sei nicht parteilich, schenke jedem Beachtung. Aber treibe die Dinge mit denjenigen voran, die dies wollen und können.

Jesus verbrachte die meiste Zeit mit denen, die am meisten Verantwortung übernahmen. Obwohl er 5000 speiste, verbrachte er den Großteil seiner Zeit mit seinen zwölf Jüngern. Selbst in seinem Jüngerkreis hatte er in Petrus, Jakobus und Johannes einen harten Kern. Im Galaterbrief nennt Paulus Petrus, Jakobus und Johannes die Säulen der Gemeinde, da sie diejenigen waren, die das höchste Maß an Verantwortung auf sich nahmen.

Versuche, diese Leute in deiner Gemeinde wahrzunehmen. Entdecke die Verantwortungsträger, diejenigen, die gewillt sind Veränderung herbeizuführen. Finde diese Leute und fange an, Dich in sie hinein zu investieren. Überzeuge sie von Deiner Vision. Liebe jeden, aber gehe mit den Säulen, den Verantwortungsträgern, voran.

Drittens: Sei für den Konfliktfall gerüstet.

Konflikt ist unvermeidlich. Jeder möchte, dass die Gemeinde bis zu einem bestimmten Punkt wächst. Jeder ist begeistert, wenn am Sonntag neue Leute auftauchen . . . bis diese Leute eine Veränderung bewirken und sich die Dinge vom traditionellen Schwerpunkt loslösen.

In jeder Gemeinde gibt es Menschen, die vor Dir da waren und solche, die nach Dir kommen. Außerdem gibt es Jüngere und Ältere als Dich.

Du musst Dich im Geist dazu berufen fühlen eine Gemeinde durch eine Phase der Veränderung zu führen, denn Veränderung ist niemals angenehm. Es ist nahezu immer unbequem. Sei Dir Deiner Berufung gewiss, stell Dich auf eine längere Wegstrecke ein, sei bereit für den Konflikt, gehe mit den treibenden Kräften voran – und Du wirst das Gemeindeboot langsam wieder auf Kurs bringen.

Rick Warren ist Pastor der Saddleback Church in Lake Forst, Kalifornien, deren Gottesdienste am Wochenende von durchschnittlich 22.000 Menschen besucht werden. Rick ist durch sein Buch The Purpose Driven Life (deutsch: Leben mit Vision) bekannt geworden, das auf der Bestsellerliste der New Times  für über zwei Jahre die Sektion für gebundene Ratgeber anführte. Rick beschreibt darin fünf biblische Prinzipien, die für ein erfülltes Leben notwendig sind: Lobpreis und Anbetung, Gemeinschaft, Jüngerschaft, Dienst und Evangelisation. Für mehr Info besuche: http://pastors.com/rickwarren/