Markus Wenz

Lange Zeit dachte ich, es würde genügen, meinen Zuhörern den Inhalt meiner Predigt gut zu erklären. Beim Erklären gab ich mir alle Mühe, doch meine Predigten blieben theoretisch. Ich verzichtete auf Beispiele und Geschichten, aus denen die Zuhörer hätten lernen können, wie man die Lehre im Alltag anwenden kann. Nach meinem Verständnis waren solche Illustrationen nicht nötig, ich dachte, meine Erklärungen wären gut genug.

Dann hörte ich, wie jemand davon sprach, dass wir so wie Jesus predigen sollen. Jesus benutzte ständig Illustrationen, die nicht den Kopf, sondern das Herz ansprachen. Seine Gleichnisse, Beispiele und Geschichten erklärten nicht nur, sondern sie motivierten die Zuhörer.

Mir wurde klar, dass es nicht reicht, wenn die Zuhörer alles verstehen, es muss auch die Motivation dazukommen, damit eine Handlung erfolgen wird. Wer nicht auf der Gefühlsebene angesprochen wird, der wird sich zu nichts bewegen lassen. Das gilt für die Fußballspieler, die sich zur Halbzeit mit dem Trainer in der Kabine treffen, und das gilt auch für die Gemeindebesucher am Sonntagmorgen.

Unterschiedliche Illustrationen für unterschiedliche Zwecke

Als ich anfing, Geschichten in meine Predigten einzubauen, merkte ich schnell, dass man damit ganz unterschiedliche Dinge bewirken kann. Ein Grundschüler kann alle seine Bilder mit ein paar wenigen Pinseln malen. Aber wer Malstunden nimmt und sich ernsthaft der Kunst widmet, braucht die unterschiedlichsten Pinselstärken. So ging es mir auch mit meinen Illustrationen. An manchen Stellen muss man mit einem dicken Pinsel arbeiten – ausführliche Geschichten erzählen -, an anderen Stellen braucht es nur den Tupfer einer Analogie. So stellt sich die Frage, welche Art der Illustration sich an welcher Stelle der Predigt eignet?

Geschichten

Daran denkt man zuerst, wenn es darum geht, eine Predigt anschaulich zu machen. Man kann etwas erzählen, das man selbst erlebt hat, auf historische Ereignisse zurückgreifen oder aktuelle Geschehnisse einbauen.

Eine kompakte Geschichte eignet sich gut, um nach der Auslegung der Bibelstelle zur Anwendung des Textes überzuleiten. Sie sollte nicht zu lang sein, sonst vergessen die Zuhörer den Anfang und die Pointe funktioniert nicht mehr. Am Ende einer Predigt kann man aber durchaus auch einmal eine längere Geschichte erzählen, falls diese alle Punkte der Predigt zusammenfasst.

Egal wie lang oder kurz die Geschichte ist, ideal ist sie immer dann, wenn in ihr ein Konflikt auftritt, der mithilfe des gepredigten Bibeltextes gelöst werden kann.

Analogien

Hier geht es darum, Zusammenhänge zwischen dem biblischen Text und unserem Leben herzustellen. Schön ist es, wenn eine Analogie einen unerwarteten Gedanken enthält. Forrest Gump beherrschte diese Technik gut. Ein berühmtes Zitat von ihm ist: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt.” Solche Sätze bleiben dem Zuhörer hängen.

Analogien eignen sich auch sehr gut, um kulturelle Hintergründe biblischer Geschichten kurz zu erklären. Einmal hörte ich diesen Satz: „Als Gott zu Josua sagte: “Zieh deine Schuhe aus!”, da sagte er so viel wie: ‚”Verteile deinen Dreck nicht auf meinem Teppich”. Auch hier haben wir einen einprägsamen Satz, der ein anschauliches Bild verwendet, das jeder kennt. Damit hat man nicht nur eine Analogie hergestellt, sondern dem Zuhörer auch geholfen, den Gedanken nicht so schnell wieder zu vergessen.

Beispiele

Wenn man im Theoretischen bleibt und nur eine Reihe von Punkten aufzählt, wie man das Gehörte anwenden kann, wird das schnell wieder vergessen. Viel effektiver ist es, Beispiele zu bringen, die zeigen, wie man die Botschaft in verschiedenen Situationen umsetzen kann. Wenn den Zuhörern durch die Beispiele gezeigt wird, welche Veränderung der Bibeltext in ihrem Leben bewirken kann, dann wird ihr Interesse geweckt und sie werden sich im Alltag wieder daran erinnern.

Aufzählungen von Beispielen dürfen keine Klischees bedienen, oberflächlich wirken oder zu naheliegend sein. Falsch wäre: „Diese Bibelstelle ist die Antwort auf Lust, finanzielle Probleme und Ungeduld.“ Hier hat man zwar Beispiele aufgezählt, aber so spricht das den Zuhörer nicht an. Stattdessen könnte man sagen: „Diese Bibelstelle hilft, wenn eine attraktive Mitarbeiterin die Kaffeeküche betritt, wenn das Konto trotz aller Anstrengungen wieder im Minus ist oder wenn die Kinder beim Essen so viel Unsinn machen, dass die Mahlzeit Stunden dauert.“

Die Zweigeteilte Geschichte

Erzählt man den Anfang einer Geschichte als Einleitung, den restlichen Teil am Ende der Predigt, dann bleibt die ganze Zeit die Spannung erhalten und die Predigt wird komplett zusammengehalten. Natürlich darf man am Anfang noch nicht erzählen, wie das Problem gelöst werden kann. Gegen Ende der Predigt kann man dann den noch ungelösten Konflikt der Geschichte mit den Kernaussagen der Botschaft in Verbindung bringen.

Solange die Zuhörer nur den ersten Teil kennen, müssen sie annehmen, dass die Geschichte nicht gut ausgehen wird. Man hat ihnen nur das Problem, nicht die Lösung erzählt. Sie hören genau zu und sind motiviert, weil sie nicht wollen, dass sie eines Tages auch in diese Lage kommen, von der die Geschichte handelte. Ganz am Schluss kommt dann, zur allgemeinen Erleichterung, das Happy End.

Die zweigeteilte Geschichte ist ein schönes Stilmittel, weil die positive Wendung alle erfreut und ermutigt. Wir sehnen uns immer nach einem Happy End, in jeder Geschichte und in jeder Lebenssituation. Zuhörer, die davon ausgegangen waren, dass es für ihr Problem keine Lösung geben würde, hören in der Geschichte von anderen Betroffenen, die das scheinbar unlösbare Problem überwinden konnten. So fassen sie neuen Mut und können sich wieder vorstellen, dass es mit Gottes Hilfe auch für sie einen Weg geben wird.

Die Werkzeugkiste

Es ist gut, sich über die unterschiedliche Natur der Illustrationen bewusst zu sein. Jede Form der Veranschaulichung hat ihre Funktion. Man sollte eine Schraube nicht mit dem Hammer einschlagen. Selbst wenn das bei manchen Materialien möglich wäre, würde es insgesamt doch bei unnötiger Anstrengung zu einem schlechten Ergebnis führen. Vergleichbar wäre es, einen Bibelvers mit einer langen Geschichte zu illustrieren, obwohl die kurze Erwähnung eines Beispiels ausreichen würde, um den Vers im Alltag anwenden zu können. Es ist wichtig, die geeignete Form der Illustration an der passenden Stelle einzusetzen. So wird die Predigt verständlich und das Gehörte bleibt hängen.

Warum sollten wir auf Illustrationen verzichten? Stattdessen ist es sinnvoll, verschiedene Wege auszuprobieren, um die Botschaft ansprechend zu präsentieren. Geschichten, Bilder, Analogien und Beispiele sind gute Werkzeuge, auf die wir nicht verzichten sollten.

Was Markus über sich selbst sagt: „Zusammengefasst bin ich ein Nachfolger von Jesus, Ehemann, Pastor, Freund, Medienbegeisterter und habe einfach Freude an Gott und Menschen. Mit meinem Blog möchte ich Dich ermutigen Deine Welt zu transformieren. Manchmal sind kleine Schritte notwendig, um Großes zu bewegen. Bei Deinem nächsten Schritt möchte ich Dir gerne helfen.“ http://www.markuswenz.de/