Paul Clark

Nebenbei: Im 2. Und 4. Buch Mose lesen wir mindestens 14 Mal, wie sich das Volk Israel in der Wüste aufs Heftigste über Mose beklagte. Ich habe im Alter von 26 Jahren meine erste Gemeinde gegründet, und mir wurde schnell klar, dass Leiter es sehr schwer haben. Damals war es mir eine Hilfe, mich mit der Biografie von Mose zu beschäftigen. Ich war sehr erstaunt, wie viel Gejammer und Klagen Mose über sich ergehen lassen musste, und stellte erleichtert fest, dass ich es nicht ganz so schwer hatte wie er.

Bleiben wir im Jammertal stecken?

Tatsächlich ist es doch so, dass wir in unseren Gedanken oder vielleicht auch gegenüber unseren Ehepartnern ständig über dieselben Dinge jammern:

Warum immer ich? Warum habe ich es so schwer und andere Leiter in andere Gemeinden haben es viel leichter? Warum bin ich in so eine Familie geboren? Warum kann ich nicht richtig abschalten? Warum kommen mir meine Predigten in letzter Zeit so langweilig vor?

Diese Liste sieht sicher bei jedem anders aus. (oder doch nicht?) Wir denken zu oft wie der Pessimist, der sagt: „Heute stehe ich vor dem Abgrund. Morgen bin ich einen Schritt weiter.“ Wir alle stehen in unserer Familie und unserer Gemeinde vor so mancher großen und unangenehmen Herausforderung. Oft gibt es keine schnelle Lösung, aber dennoch dürfen wir unsere Hoffnung und unser Vertrauen auf den Herrn setzen.

Paulus hatte bei der Zusammenarbeit mit Barnabas große Schwierigkeiten. (Barnabas hat es auch mit Paulus nicht leicht.) Viele von uns wissen zu gut, wie aufreibend und emotional solche Konflikte sein können. Paulus hätte sich über Barnabas beklagen oder sogar den Entschluss fassen können, so wie viele manchmal in der Gemeinde sagen: „Ich habe keine Lust mehr, in der Gemeinde mitzuarbeiten. Jetzt ist Schluss!“ Wir wissen nicht im Einzelnen, wie diese Krise zwischen Paulus und Barnabas verlief, aber das Endergebnis gefällt mir sehr:

„Paulus aber wählte Silas und zog fort, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen Er zog aber durch Syrien und Kilikien und stärkte die Gemeinden.“ (Apg. 15, 40-41)

Das Wort abeist für uns als Mitarbeiter im Reich Gottes ein sehr wichtiges Wort. Es bedeutet, dass es einen Ausweg gibt und dass wir handeln sollten, statt zu resignieren.

In Apostelgeschichte 16 lesen wir, dass Paulus und Silas kurz danach die Gemeinde in Philippi gründeten. Doch auch hier gab es große Schwierigkeiten – und das nur, weil die beiden Glaubensbrüder Gutes getan hatten:

„Nachdem man sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl dem Kerkermeister, sie gut zu bewachen. Als er diesen Befehl empfangen hatte, warf er sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block.“ (Apg. 16, 23 -24)

Das wäre für die beiden eine ausgezeichnete Gelegenheit gewesen, zu jammern und vielleicht einen Beschwerdebrief an den Justizminister zu schreiben. Doch auch an dieser Stelle begeistert mich das Wort aber, weil wir sehen, dass Paulus und Silas alles andere taten als zu resignieren.

„Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und es hörten sie die Gefangenen.“ (Apg. 16,25)

Wir müssen nicht ständig jammern und klagen. Es kann so einfach sein, unsere Fesseln abzuwerfen! Wie oft haben wir in der Vergangenheit schon erlebt, dass schwierige Situationen durch Gebet und Lobpreis verändert wurden?

Wir kennen den Rest der Geschichte: Nach ihrer Befreiung kam der Gefängnisaufseher – und mit ihm sein ganzes Haus – zum Glauben und spielte später bei der Gemeindegründung in Philippi eine bedeutende Rolle. Was wäre passiert, wenn Paulus sich nur über Barnabas beklagt und schließlich das Handtuch geworfen hätte?

Ich glaube, die Erinnerung daran, wie Paulus und Silas selbst angesichts großer Nöte immer stark im Glauben blieben, hat die Gemeinde von Philippi noch lange Zeit danach sehr positiv beeinflusst. Deshalb sind die Worte, die Paulus einige Jahre später an diese Gemeinde schrieb, sehr glaubwürdig und auch heute noch so aktuell wie damals:

„Bei allem, was ihr tut, hütet euch vor Nörgeleien und Rechthaberei. Denn euer Leben soll hell und makellos sein. Dann werdet ihr als Gottes vorbildliche Kinder mitten in dieser verdorbenen und dunklen Welt leuchten wie Sterne in der Nacht.“ (Philipper 2, 14-15)

Was ist die Antwort auf Jammern und Klagen?

„Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“ (Thess. 5,16-18)

„Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ (Kol. 3,17)

Wenn wir von Herzen dankbar sind und uns immer wieder am Herrn freuen, haben wir weniger Grund, vor anderen Menschen oder auch nur in Gedanken zu jammern. Dallas Willard schreibt: „Die tiefste Offenbarung unseres Charakters zeigt sich in dem, worum sich unsere Gedanken drehen, was ständig unseren Verstand beschäftigt   –  so wie in dem, woran wir denken können oder nicht.“

 Wer zufrieden ist, wird nicht jammern und klagen, und unsere Zufriedenheit erwächst aus unserer Hingabe an Christus und unserer Wertschätzung für himmlische Reichtümer.

Es wird immer Dinge geben, die wir nicht ändern können – auch oder erst recht nicht durch ständiges Klagen. Aber wir dürfen nie vergessen, dass wir einem mächtigen Gott dienen, der das große Bild unseres Lebens sieht.

Ich möchte dich ermutigen, die schwierigen Situationen in deinem Leben, die du nicht ändern kannst, an den Herrn abzugeben und in deiner Berufung weiterzugehen. „Let go, let God!“ Du wirst überrascht sein, wie Gott dich in seinem Weinberg weiterhin gebrauchen kann. Der, welcher in uns ist, ist größer als der, welcher in der Welt ist.

Verbunden in IHM!

Paul

P.S. Ich würde mich freuen von dir zu hören.

 

 

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