Josh Daffern

In meinem letzten Blog habe ich sechs Gründe angeführt, warum so viele Menschen der Kirche gleichgültig gegenüberstehen. Heute möchte ich dir ein wenig Hoffnung geben und dir Wege aufzeigen, wie sich das ändern lässt. Die Kirche hat zu lange nur verzweifelt die Hände gerungen, ohne konkrete Schritte zu unternehmen, um jene zu erreichen, die nicht am Christentum interessiert sind. Ich habe bereits erwähnt, dass auch diese Menschen zu „allen Völkern“ gehören, von denen Jesus sagt, dass wir zu ihnen gehen und sie zu Jüngern machen sollen (siehe Matthäus 28,19-20). Was können wir nun tun, um das Interesse der Gleichgültigen zu wecken?

Lebe authentisch. 

Das wirkt dem moralischen Motiv entgegen, das viele Menschen veranlasst, die Kirchen zu verlassen, weil sie glauben, Schmerz und Leid würden die Existenz Gottes widerlegen. Verbirg deinen Schmerz nicht, sei nicht oberflächlich. Versuche nicht, anderen zu vermitteln, dass die Nachfolge Gottes Schmerz und Leid auslöscht, sondern lass sie durch deine Worte und dein Verhalten erkennen, dass Jesus größer ist als jedes Leid. Eines ist sicher: Auf dieser Seite des Himmels wird es immer Schmerz und Leid geben. Lassen wir zu, dass diese Tatsache die Existenz Gottes widerlegt, oder arbeiten wir – nicht nur mit unseren Worten, sondern auch mit der Art und Weise, wie wir leben – ganz bewusst daran, die Geschichte zu verändern? Warum sprach Paulus, der bei der Verbreitung des Evangeliums doch eine so zentrale Rolle spielte, so viel über das Leiden? Jesus gab uns das Leben durch sein Leiden.

Verändere die Art und Weise, wie du über die Bibel sprichst. 

Das wirkt dem „biblischen“ Motiv entgegen. Die Menschen glauben, dass die Bibel die Grundlage unserer Religion ist, aber sie wirft bei ihnen viele Fragen auf. Das ist kein theologisches Problem, denn schließlich zweifeln wir die Inspiration und die Autorität der Bibel nicht an. Es geht darum, wie wir die Bibel „vermarkten“. Viele Menschen, die das Wort „Kirche“ hören, verknüpfen damit beispielsweise aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen oder Aussagen, die sie von anderen gehört haben, negative Vorstellungen.

Das Problem ist nicht, was die Bibel sagt, sondern die Vielfalt der Dinge, die sie sagt. Menschen, die sie gut kennen, denken beim Stichwort Bibel an Johannes 3,16. Andere jedoch lesen 3.Mose 24,15-17, wo Gott den Israeliten gebietet, jeden zu steinigen, der seinen Namen lästert. Wenn du in der Gemeinde aufgewachsen bist, kannst du sagen: „Hey, das ist das Alte Testament. Das war ein anderer Bund, der zu dieser Zeit und in dieser Kultur Sinn machte.“ Aber Menschen, die mit der Bibel nicht vertraut sind, verstehen das nicht. Sie sehen nur, dass Gott hier einen Völkermord anordnet, und sagen: „Nein, danke.“

Deshalb vermeide ich das Wort „Bibel“ in meinen Predigten ganz bewusst. Tue ich das, weil ich nicht an die Bibel glaube? Natürlich nicht! Ich tue es, weil es in der Welt so viele falsche Informationen über sie gibt, dass das Wort Bibel negativ behaftet ist. Statt Sätzen wie: „Die Bibel sagt“, sage ich deshalb: „Paulus schrieb“, oder: „Markus sagte“, oder „Lukas dokumentierte“. Es geht immer noch um die Bibel, nur aus einem anderen Blickwinkel.

Statt meine Zeit damit zu verbringen, die Bibel zu „verteidigen“, versuche ich, den Menschen zu helfen, dass sie Jesus begegnen. Dann werden das Alte Testament und die Fragen zur Bibel auf ganz natürliche Weise erst viel später zum Thema. Tatsächlich basiert unser Glaube nicht auf einem Buch, sondern auf einem Ereignis in der menschlichen Geschichte. Weise die Menschen auf Jesus und die Auferstehung hin.

Mache die Kirche zu etwas Unwiderstehlichem.

Das wirkt dem Motiv schlechter Erfahrungen entgegen. Viele Menschen verlassen die Kirche, weil sie dort negative Erlebnisse hatten. Das ist der Grund, warum wir Zeit und Geld für ein schönes Gebäude investieren, das Foyer zur Weihnachtszeit festlich dekorieren und die Menschen auf den Parkplätzen begrüßen. Wenn Menschen zum ersten Mal in die Kirche kommen, erwarten sie, dass es dort anonym zugeht, dass niemand mit ihnen spricht, dass die Musik altmodisch und die Predigt langweilig ist. Wenn wir ihre Erwartungen übertreffen, geben wir ihnen einen Grund, wiederzukommen.

Sprich bewusst zu den Ungläubigen.

Das wirkt dem Motiv des Unbehagens entgegen. Viele Menschen fühlen sich in der Kirche fehl am Platz und unwillkommen. Wenn ich predige, versuche ich immer ganz bewusst, zu den Menschen zu sprechen, die nicht gläubig sind. Ich versuche nachzuempfinden, welche Kritik sie möglicherweise anbringen würden, und bemühe mich, ihre Fragen direkt zu beantworten. Eine weitere Möglichkeit, auf Ungläubige einzugehen, besteht darin, auf Insider-Begriffe zu verzichten. Was, glaubst du, denkt jemand von außen, wenn er zum ersten Mal in eine Kirche kommt und hört: „Wir werden im Blut des Lammes gereinigt“, „Ihr müsst in Jesus gerechtfertigt, geheiligt und verherrlicht werden“?Berücksichtige ihre Anwesenheit, heiße sie willkommen und drücke dich für sie verständlich aus.

Biete den Menschen praktische Hilfe an.

Das wirkt dem Motiv der mangelnden Relevanz entgegen. Viele Menschen betrachten die Kirche als irrelevant oder unwichtig. Hast du nach einem Gottesdienst schon einmal eine Kirche verlassen, ohne eine Ahnung zu haben, wie du das, was du gerade gelernt hast, umsetzen sollst? Falls ich je eine Reitschule besuchen sollte und man mich dort acht Stunden lang nur über die Vorteile des Reitens, das nötige Zubehör und die richtige Technik lehren würde, wie praktisch wäre das? Wenn ich in eine Reitschule gehe, erwarte ich, tatsächlich auf einem Pferd zu reiten. Menschen, die in die Kirche gehen, sind nicht brennend daran interessiert, wie die Geschichte der Israeliten im 7. Jahrhundert vor Christus aussah oder wie der Apostel Johannes das Wort agapein seinem ersten Brief verwendete. Sie sind einsam, sie haben zu kämpfen, sie müssen an ihrer Ehe arbeiten, ihre Kinder sind außer Kontrolle, sie haben finanzielle Probleme und fürchten sich vor der Zukunft. Was tun wir, um den Menschen in ihren Nöten ganz praktisch beizustehen?

Sprich die tieferen Bedürfnisse der Menschen an.

Auch das wirkt dem Motiv der mangelnden Relevanz entgegen. Das Ziel besteht nicht nur darin, dass wir auf jene ihrer Bedürfnisse eingehen, die gut sichtbar an der Oberfläche liegen. Es geht darum, die tieferen Bedürfnisse der Menschen anzusprechen; die ewigen Bedürfnisse, die Gott in jeden von uns hineingelegt hat. Und insbesondere bei jenen, die nicht in einer Krise stecken und die das Leben gut behandelt, bietet sich uns hier eine Möglichkeit, sie anzusprechen. Hier im Westen leben wir in einem der reichsten Teile der Welt. Wir können einkaufen gehen, wir haben eine Krankenversicherung, zwei Autos, zwei Kinder und eine Ferienwohnung in Spanien. Wozu brauchen wir eine Kirche? Wie erreichen wir die Wohlhabenden? Hier sind vier tiefere Bedürfnisse, die uns eine strategische Möglichkeit bieten, mit den Menschen außerhalb der Gemeinde in Kontakt zu treten:

  • Das Bedürfnis, Gott zu kennen.Den Menschen wohnt das Verlangen inne, ihren Schöpfer zu kennen. Gott hat den Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt. Die Sonntagsgottesdienste sind dafür da, dass sie Gott kennenlernen.
  • Das Bedürfnis nach Freiheit.Die Menschen wollen frei sein. Freiheit lässt sich am besten gemeinsam erfahren. Die beste Möglichkeit, wie wir den Menschen helfen können, frei zu sein, ist ein lebendiger Kleingruppendienst.
  • Das Bedürfnis, den Sinn des Lebens zu finden.Die Menschen wollen wissen, warum sie existieren; sie wollen die Gewissheit haben, dass sie bewusst für einen bestimmten Zweck erschaffen wurden.
  • Das Bedürfnis, einen Unterschied zu machen.Die Menschen wollen ein Teil von etwas sein, das größer ist als sie selbst. Sie wollen nicht nur ehrenamtlich irgendwo mitarbeiten. Sie wollen einen Unterschied machen.

Originalartikel auf Englisch

Josh ist der Pastor der Mr. Vernon Chruch in Columbus, Mississippi, USA. Um mehr über Josh zu erfahren, besuche seinen blog!