Ich glaube, es gibt zwei große Bekenntnisse in der Bibel.

Erstens das großartige Bekenntnis von Petrus in Matthäus 16, 16: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Dann gibt es noch das zweite von Barnabas und Paulus in Apostelgeschichte 14, 15: „Wir sind auch sterbliche Menschen wie ihr!“

Ich kenne viele Pastoren und Leiter, die dem ersten Bekenntnis rasch zustimmen, aber das zweite zögernder verkünden würden. Für viele Pastoren ist es leicht, über geistliche Themen zu reden, aber gleichzeitig ihre eigene menschliche Unvollkommenheit zu ignorieren oder herunterzuspielen. Sie versuchen so zu tun, als seien sie übermenschlich oder überheilig.

Authentische Leiterschaft gesteht Schwächen und Einschränkungen ein. Verwundbarkeit ist nicht einfach, sondern riskant. Vielleicht gibt es in deiner Gemeinde ein paar Leute, die dich nicht als verwundbar sehen wollen. Sie wollen ein Bild von dir aufrechterhalten, wo du ein bisschen über den krassen Realitäten des Lebens stehst. Aber wenn du diesem Bild erliegst, leugnest du eine Schlüsselwahrheit des Lebens und hältst dich selbst davon ab, einen vollen Einfluss auf das Leben anderer zu haben.

Warum ist es der Mühe wert, offen und ehrlich deine Menschlichkeit und deine Schwächen einzugestehen?

Es ist emotional gesund.

Eine Maske zu tragen ist ungesund. Realitätsfremd zu sein ist in der Tat ein charakteristisches Zeichen von Geisteskrankheit. Eine Maske zu tragen erfordert ein enormes Maß an Energie und erzeugt Anspannung, Stress und sogar Depression. Pastoren, die unbedingt ein bestimmtes Bild von sich aufrechterhalten wollen, fordern ein Burnout heraus.

Andererseits wirkt verwundbar zu sein befreiend. Es ist die einzige authentische Art zu leben. Wie Jakobus schreibt:  „Bekennt einander also eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet.“ (Jakobus 5, 16 HFA) Das Offenbaren deiner Gefühle ist der Anfang von Heilung. Ich glaube, manche Schwächen in deinem Leben werden erst dann weichen, wenn du sie deiner eigenen Gemeinde eingestehst.

Es stärkt geistlich.

Jakobus schreibt: „Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er Gnade.“ (Jakobus 4, 6 EU) Was ist Demut? Deine Stärken zu verleugnen ist es nicht. Es bedeutet ehrlich zu sein bezüglich deiner Schwächen. Wenn wir unsere Schwächen  ehrlich eingestehen, können wir auch über unsere Stärken ehrlich sein.

Stolz veranlasst uns gewöhnlich, unsere Schwächen zu verschleiern. Deshalb widersteht Gott dem Stolz. Er hält uns davon ab, Gottes volle Macht zu erleben. Es bereitet Gott Vergnügen, uns zu segnen, wenn wir verstehen und eingestehen, wie schwach wir in Wirklichkeit sind.

Es macht Beziehungen liebenswerter.

Verwundbarkeit bringt uns näher zu anderen Menschen. Sind wir authentisch, fühlen sich Menschen zu uns hingezogen.

Pastor, wenn du offen bist über deine Schwächen, machst du dich bei deinen Leuten beliebt. Verwundbarkeit bringt Gemeinschaft hervor. Wenn du dein persönliches Leid mit den Leuten in deiner Gemeinde teilst, wirst du eine neue Stufe der Gemeinschaft mit ihnen entdecken.

Deine Verwundbarkeit wird auch andere ermutigen, ihre Masken wegzuwerfen. Sie werden erkennen, dass sie sich nicht länger verstecken müssen und sie aufhören können, so zu tun, als seien auch sie perfekt.

Es wertet deine Leiterschaft auf.

In 1.Korinther 11, 1 schreibt Paulus: „Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi Nachahmer bin.“ (ELB) Ich hielt es früher für arrogant von Paulus, dieses Statement zu schreiben, aber Paulus zeigte nur auf, dass wir von Vorbildern lernen. Wir sind alle eine Kombination sowohl von Stärken als auch von Schwächen. Paulus konnte ehrlich sein über seine Stärken, weil er auch ehrlich war über seine Schwächen. Er behauptete nicht, perfekt zu sein; er war nur darauf fokussiert, Jesus als seinem Vorbild nachzufolgen.

Jeder Leiter hat Schwächen. Wie du damit umgehst, wird bestimmen, ob sie hilfreich sind für dich oder dich als Leiter behindern. Wenn du deine natürlichen Beschränkungen verstehst und akzeptierst, werden sie dir von Nutzen sein. Aber wenn du sie ignorierst, werden sie zu Peinlichkeiten oder sogar zu Belastungen.

Es erhöht die Wirkung deiner Predigt.

Als ich zu predigen anfing, stellte ich mir immer die Frage: „Wie kann ich diesen Punkt auf die kraftvollste Weise ausdrücken?“ Das frage ich mich schon länger nicht mehr. Dafür frage ich mich jetzt: „Wie kann ich diesen Punkt auf die persönlichste Weise ausdrücken?“ Ich habe entdeckt, dass die persönlichste Weise auch die kraftvollste ist. Als Zeuge bin ich viel effektiver als wie als Redner. Wenn ich aus der Fülle meiner Erfahrungen berichte, dann spreche ich mit mehr Überzeugungskraft, und Überzeugung bewegt die Menschen.

Du fügst deiner Predigt Verwundbarkeit hinzu, wenn du …

  • … deine Kämpfe ehrlich mitteilst.
  • … beschreibst, auf welche Weise du Fortschritte machst.
  • … deiner Versammlung berichtest, was du gerade dabei bist zu lernen.

Verwundbarkeit wird deinem Predigen Wunder tun, wenn du dich darauf einlässt.

Anstatt selbstsicher und unbesiegbar aufzutreten, müssen wir uns selber als Trophäen von Gottes Gnaden sehen. Ich habe entdeckt, dass Gott mein Leben umso mehr segnet, je offener ich zu meinen Schwächen stehe.

Hier kannst du den Originalartikel lesen: https://pastors.com/the-power-of-authentic-leadership/

Rick Warren ist Pastor Saddleback Church in Lake Forest, Kalifornien, deren Gottesdienste am Wochenende von durchschnittlich 22 000 Menschen besucht werden. Rick ist durch sein Buch The Purpose Driven Life (deutsch: Leben mit Vision) bekannt geworden, das auf der Bestsellerliste der New Times für über zwei Jahre die Abteilung für gebundene Ratgeber anführte. Rick beschreibt darin fünf biblische Prinzipien, die für ein erfülltes Leben notwendig sind: Lobpreis und Anbetung, Gemeinschaft, Jüngerschaft, Dienst und Evangelisation. Für mehr Info besuche: http://pastors.com/rickwarren/