Ein verbreitetes Klischee unter Christen ist „Liebe den Sünder, aber hasse die Sünde“ oder „Liebe die Person, aber hasse die Sünde“. Ist das eine biblische Aussage? Ist das überhaupt möglich? Ist das wahrscheinlich? Ist das richtig? Den Sünder/die Person zu lieben, aber die Sünde zu hassen. Unter Sünder versteht man in diesem Fall eine Person, die noch nicht zum Glauben an Christus gekommen ist.

Denken wir einmal einen kurzen Moment darüber nach. Sind wir überhaupt fähig, die Sünde von der Person zu trennen? Wie können wir den Charakter einer Person hassen und gleichzeitig die Person lieben? Können wir die Person mit einem Sternchensymbol aufrichtig lieben? Welche Sünden sollen wir an der anderen Person hassen? Nur jene Sünden, die wir selber nicht begehen, oder alle Sünden? Sünden, die an der großen Glocke hängen, oder Sünden, die  heimlich im Herzen verborgen sind?  Liebe die Person, aber hasse die Sünde – wirklich?

Ich verstehe das Dilemma, das hier angesprochen wird: Wie können wir die Menschen lieben und nicht den Eindruck erwecken, dass wir ihre Sünden stillschweigend billigen? Das scheint mir eine heikle und unnötige Frage. Ich glaube, sie führt zu einer selbstgerechten und verurteilenden Haltung mit nur einem kleinen liebevollen Augenzwinkern gegenüber der Person. Selten habe ich gesehen, dass dieser Satz ausgesprochen wurde mit einem Zwinkern gegenüber  der Sünde und gleichzeitiger begeisterter Akzeptanz der Person. Verläuft es so: Nun, du weißt ja, er ist ein _____________ und sie tut _____________. Ja, aber wir müssen den Sünder lieben und die Sünde hassen. Wie soll das gehen?

Die äußere Erscheinung täuscht und unsere Beurteilung ist beeinträchtigt, weil wir die Fakten nicht kennen. Zwei Kinder in einem öffentlichen Bus laufen herum und schreien. Ihr Papa sitzt einfach nur so da und tut nichts! Sieht er das Problem nicht? Kennt er die Regeln nicht? Ihn und seine Gören sollte man aus dem Bus werfen. Ich halte das nicht länger aus. Wenn es kein anderer macht,  werde ich jetzt aufstehen und zu ihm sagen: Ihre Kinder sind wirklich eine Ruhestörung, wenn sie so herumlaufen und schreien. Können Sie sie nicht im Zaum halten? Da antwortete der Papa: Es tut mir sehr leid …. Wir kommen gerade aus dem Krankenhaus … meine Frau, ihre Mutter … ist gerade gestorben. Ich glaube, ich habe es gar nicht gemerkt.  Wie ist deine Haltung jetzt? Was hat sich verändert? Die Einsicht!

Schau dir den Dienst Jesu genau an und du wirst herausfinden, dass sich die Menschen in einer Atmosphäre des Angenommen-seins verändert haben.  Die Frau am Brunnen, die Frau, die beim Ehebruch erwischt wurde, der Steuereintreiber oben auf dem Baum, der Apostel, der Jesus dreimal verleugnet hat, usw.  Jesus hat Sünde nie gebilligt … aber er liebte bedingungslos. Er akzeptierte sie. Er aß mit ihnen. Er wurde verspottet als Freund der Sünder! Das war kein Kompliment von den Anklägern, aber es ist eine Hoffnung für uns! Er ist unser Freund! Die schärfsten Worte von Jesus galten den Religiösen (jenen mit Erkenntnis) und nicht den Sündern (jenen ohne Erkenntnis).

Wir sind nicht wirklich in der Lage, die Sünde zu hassen, wenn wir nicht völlig in der Lage sind, heilig zu leben. Wir sind nicht fähig, die Person von der Sünde zu trennen. Wir kennen nicht alle Fakten. Das brauchen wir auch nicht. Gott hat uns nicht dazu berufen, dem Sünder klar zu machen, dass wir seine Art zu leben hassen und das, was er tut. Aber dass wir ihn trotzdem lieben. Erst wenn du deine Sünden los wirst, dann können wir dich wirklich akzeptieren. Ich bin froh, dass das nicht Gottes Art ist. Wir können nicht auswählen, wen wir lieben wollen. Jesus fordert uns auf, unsere Feinde zu lieben, andere zu lieben. Er fasst das ganze Gesetz in den zwei Geboten zusammen, Gott  zu lieben und den Nächsten zu lieben.

Meine Berufung besteht nicht darin, andere Menschen zu korrigieren. Wir sind nicht dazu berufen, die Sünden eines anderen aufzulisten und zu entscheiden,  wann wir damit beginnen können, diese Person wirklich zu akzeptieren. Wir akzeptieren die Person samt ihren Sünden und dem ganzen Drumherum. Wir müssen dieser Person nicht klarmachen, dass wir sie als Person lieben, aber ihren Charakter hassen. Menschen anzunehmen ist unsere Berufung. Freundschaft mit Sündern. Wir sind berufen, Menschenfischer zu sein, aber wir sind nicht  dazu berufen, sie zu läutern. Allein der Heilige Geist kann Läuterung und Überführung bringen. Es ist nicht unsere Aufgabe, dass sich Menschen ohne Christus unwohl fühlen.

Haben wir einmal eine Person akzeptiert und eine Bekanntschaft oder Freundschaft  hat sich entwickelt, dann lass diese Person ihre Probleme selber zur Sprache bringen. Denk an deine eigene Vergangenheit! Erinnere dich an deine eigene Verlorenheit! Denk an jene, die freundlich zu dir waren. Erinnere dich an jene, die dich gemieden haben, weil sie das Gefühl hatten, du solltest nicht ein Teil von ihrer Gruppe sein!

Was tun wir also? Wir lieben die Menschen. Wir hassen unsere eigenen Sünden. Wir nehmen die Leute da an, wo sie gerade sind … und wir üben Einfluss aus auf ihren Glauben an Jesus. Wir befolgen einfach, was Jesus sagte: Liebe Gott und liebe den anderen. Diese Aufgabe ist groß genug für mich … einfach Gott zu lieben … und möge Gott mir helfen, andere zu lieben.

Hier findest du den Originaltitel!

Dr. James D. Allen ist Präsident von 3D Church Consulting, LLC und Co-Gründer und Präsident von Pastor’s Staff and Pastors R&R.Hier findest du seinen Blog!