„In meiner tiefsten Verwundung sah ich Deine Herrlichkeit und sie blendete mich.“ (Augustinus Aurelius (354 –430, Bischof von Hippo)
Liebe Schwestern, Liebe Brüder!
Für uns als geistliche Leiter ist es eine der schönsten Belohnungen wenn wir sehen, wie Männer und Frauen in ihrer Persönlichkeit und in ihrer Dienstfähigkeit heranreifen nachdem wir Zeit und Energie in sie hinein investierst und sie gefördert haben. Umso härter trifft es uns dann, wenn einer dieser Menschen der Gemeinde und uns den Rücken kehrt, was aus den unterschiedlichsten Gründen geschieht. Dann ist es, als ob ein schwerbeladener Laster kreuz und quer über unsere Seele fährt.
Noch lebhaft erinnere ich mich an den Sonntagmorgen, als eine Frau in unsere erste Gemeindegründung aufstand und darüber sprach, wie dankbar sie für ihren Pastor (nämlich mich) sei und wie sein Dienst sie segnete. (Jetzt hätte ich schon misstrauisch werden sollen!) „Lasst uns unserem Pastor einen Applaus geben, weil er eine so gesegnete Arbeit leistet!“ Die Gemeinde folgte gehorsam der Aufforderung und klatsche laut drauflos.
Am darauffolgenden Samstag rief mich diese Schwester zu Hause an um mir mitzuteilen, dass sie und ihre Familie spürten, dass Gott sie in eine andere Gemeinde weiterleitete. Und das ab sofort. Ich dachte, ich sei im falschen Film oder das Ganze sei ein Witz. Nun, es war kein Witz und trauriger weise wiederholten sich ähnliche Vorfälle in unterschiedlichen Variationen im Laufe meiner vergangenen dreißig Jahre im pastoralen Dienst.
T.D. Jakes schreibt: „Mose hatte die Aufgabe, einer Menschengruppe beizustehen, die das, was er für sie tat, nicht schätze. Es gibt keinen größeren Schmerz als Ablehnung seitens der Menschen, denen du versuchst, zu helfen.“
Neulich, als meine Frau und ich wieder einmal diesen ‚Ablehnungsschmerz’ durchlebten, habe ich neu im Internet die Lebensregeln der Dennoch-Haltung von Mutter Teresa und Kent Keith entdeckt:
„Menschen sind oft unvernünftig, unlogisch und Ich-bezogen – vergib ihnen dennoch.
Wenn Du freundlich bist, kann es sein, dass andere Dir eigennützige Motive und Hintergedanken vorwerfen – sei dennoch freundlich.
Wenn Du erfolgreich bist, gewinnst Du möglicherweise einige falsche Freunde und einige regelrechte Feinde – sei dennoch erfolgreich.
Wenn Du ehrlich und offen bist, kann es sein, dass andere Dich übers Ohr hauen – sei dennoch ehrlich und offen.
Was Du jahrelang aufgebaut hast, kann ein anderer über Nacht zerstören – baue es dennoch auf.
Wenn Du gelassen und glücklich bist, kann es sein, dass andere eifersüchtig sind – sei dennoch glücklich.
Das Gute, das Du heute tust, werden die Leute morgen oft schon vergessen haben – tue dennoch Gutes.
Gib der Welt das Beste, das Du hast, auch wenn es nie genug sein wird – gib der Welt dennoch dein Bestes.
Letztendlich ist alles eine Sache zwischen Dir und Gott; es war ohnehin nie eine Sache zwischen Dir und den Anderen.“
Okay, ich weiß aus eigener Erfahrung dass diese Dennoch Haltung alles anders als ‚easy’ zu praktizieren ist. Aber andere Menschen und Situation müssen und dürfen nicht unser Verhalten bestimmen; sie bieten uns lediglich eine Gelegenheit, in der unsere Herzenseinstellung durch unser Verhalten offenbar wird. Ich möchte nie die weisen Worte des Salomo bei meinen Begegnungen mit meinen Mitgeschwistern vergessen: „Vor allem aber behüte dein Herz, denn dein Herz beeinflusst dein ganzes Leben.“ (Sprüche 4,23 NLB)
Trotz all unserer eigenen Schwächen und Fehler dienen wir als Leiter in erster Linie dem Herrn. Und unser Dienst für den Herrn ist für Ihn sehr wertvoll und kostbar.
Bleibt dran und gebt nicht auf, Gott wie nie zuvor zu dienen und auf Sein Wort zu hören! Das aufbauende Gebet von Paulus, der übrigens auch viele menschliche Enttäuschungen in seinem Dienst durchlitten hat, soll uns heute und morgen große Hoffnung und Zuversicht schenken:
„Möge Gott euch mit seinem Frieden erfüllen und euch helfen, ohne jede Einschränkung ihm zu gehören. Er bewahre euch, damit ihr fehlerlos seid an Geist, Seele und Leib, wenn unser Herr Jesus Christus kommt. Gott hat euch ja dazu auserwählt; er ist treu, und was er verspricht, das hält er auch.“ (1. Thess. 5, 23–24)
Euer Bruder im Herrn,
Paul
Das nächste „live“ Forum findet am 6. Oktober 2014 in Bad Dürkheim statt. Unser Gastreferent ist Lothar Krauss, der zum Thema Gemeinde bauen, die im Kern Jünger hervorbringt sprechen wird.
IMPULSE UND ANREGUNGEN FÜR PASTOREN
UND GEMEINDELEITER