Hans-Claus Ewen

Der Leib Christi hat u.a. die Aufgabe, Menschen in ihre Berufung hineinzubringen. Gott hat entschieden, dass sein Wille in erster Linie innerhalb der Gemeinde entdeckt werden sollte. Römer 12,2-8:

„Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene. Denn ich sage durch die Gnade de, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich’s gebührt zu halten, sondern dass er maßvoll von sich halte, ein jeder, wie Gott das Maß des Glaubens ausgeteilt hat. Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied, und haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. Ist jemand prophetische Rede gegeben, so übe er sie dem Glauben gemäß. Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er. Ist jemand Lehre gegeben, so lehre er. Ist jemand Ermahnung gegeben, so ermahne er. Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn. Steht jemand der Gemeinde vor, so sei er sorgfältig. Übt jemand Barmherzigkeit, so tue er’s gern.“

Dieser Text spricht davon, wie wichtig es ist, Gottes Willen als gut, wohlgefällig und vollkommen zu erkennen. Unmittelbar danach spricht Paulus dann vom Leib Christi und von den Gnadengaben, die dort erfahren werden können und die ganz spezielle Berufungen darstellen. Der Wille Gottes für mein persönliches Leben und meine persönliche Berufung stehen also direkt im Zusammenhang mit dem Leben in der Gemeinde. Hier, innerhalb der Gemeinschaft, kann ich entdecken, was Gottes Wille für mein Leben ist. Das Prüfen und damit die Bestätigung einer Berufung ist Aufgabe der Gemeinschaft und nicht des Einzelnen – „damit IHR prüfen könnt …“

Eine Berufung wird, wenn sie von Gott ist, früher oder später Bestätigung durch andere Menschen finden. Neben der bereits erwähnten notwendigen Verankerung in einem festen Charakter gibt es zwei Wege, wie Gott unsere Herzen bestärken möchte, weiter an unsere Berufung zu glauben, sie nicht in Zweifel zu ziehen und sie fest zu machen.

Zum einen werden Christen, aber auch Noch-Nicht Christen, uns bestätigen, dass wir in unserer Berufung wandeln, weil sie durch unseren Dienst berührt worden sind. Eine wahre Berufung wird immer wahre, nachhaltige Resultate im Leben der Menschen hervorbringen, denen wir dienen. Die Bibel nennt diese geistlichen Resultate auch Frucht. So kündigt Paulus seinen Besuch in Rom mit diesen Worten an: „Ich will aber nicht, daß euch unbekannt sei, Brüder, daß ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen – und bis jetzt verhindert worden bin -, damit ich auch unter euch einige Frucht haben möchte, wie auch unter den übrigen Nationen.“ Ein wesentliches

Kriterium dieser Frucht erwähnt Jesus in seinen Ausführungen über den Weinstock in Johannes 15,1-16. In Vers 16 sagt er:

„Ihr habt nicht mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch gesetzt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe, damit, was ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe.“

Die zweite wichtige Bestätigung einer göttlichen Berufung hat mit dem Begriff Salbung zu tun. Gott beruft niemanden zu einem Dienst ohne die Person dafür zu salben, d.h. mit der notwendigen Kraft und den notwendigen Gaben des Heiligen Geistes auszurüsten. Im AT wurden die Priester, Könige und Propheten am Anfang ihres Dienstes oder im Moment ihrer Berufung mit heiligem Öl gesalbt. Dieses Öl symbolisiert die Kraft und Wirkung des Heiligen Geistes, der den Berufenen zu seinem Dienst befähigt. Die bekannteste Stelle ist wohl die Salbung Davids zum König: „Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des HERRN geriet über David von diesem Tag an und darüber hinaus.“ 1. Samuel 16,13.

Salbung setzt die übernatürliche Kraft des Heiligen Geistes frei, so dass der Berufene die Aufgabe mit Leichtigkeit und ohne große menschliche Anstrengung bewältigen kann. Die Gaben des Geistes heißen nicht umsonst „charismata“, also Wirkungen bzw. Befähigungen der Gnade. Den Priestern des AT war es in gewisser Weise verboten, beim Dienst im Heiligtum zu schwitzen. Sie musste deswegen besondere Kleider aus Leinen tragen – 3. Mose 16,4.

Gott kann durch menschlichen Schweiß nicht wirklich verherrlicht werden. Berufungen sind immer Berufungen der Gnade. Man kann und soll sich nichts auf die Befähigungen einbilden. Die Salbung, die mit einer echten Berufung einhergeht, wird dazu führen, das der Berufene seinen Dienst ohne große Anstrengung, Überforderung und menschlicher Kraft tun kann. Es wird, wie man so schön sagt, ganz automatisch „fließen“.

Wenn Jesus unser Leben am Ende bewerten wird, spielen die Gaben, die wir hatten keine Rolle. Was zählen wird, ist die Treue und der Glaube, mit denen wir gedient haben. So dürfen wir zusammenfassend sagen, dass eine Berufung von Gott kommt, diese vom Menschen angenommen werden kann um im Laufe des Lebens von anderen Menschen und der freigesetzten Salbung Bestätigung findet. Solche Menschen sind dann wahrhaftige Diamanten mit wunderschönen Schliffebenen.

Hans-Claus ist Pastor des Christlichen Zentrums Hunsrück in Kirchberg http://www.cz-h.de/ Mehr kannst du über ihn in sein Blog erfahren: http://hans-ewen.de/