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„Bist du ein guter Leiter?“ — 3 entscheidende Kriterien

Carey Nieuwhof

Woran kann man erkennen, wie es um die eigenen Qualitäten als Leiter beschaffen ist?

Die Selbsteinschätzung der eigenen Führungsqualitäten ist ein schwieriges Unterfangen. Wenn dann noch eigene Unsicherheiten hinzukommen, wird die Sache komplexer. Natürlich bekommt man Rückmeldungen von seinen Kollegen und vielleicht sogar hin und wieder auch ein 360-Feedback (beides ist sehr hilfreich). Doch davon einmal abgesehen, woher weiß man selbst, wie gut man als Leiter wirklich ist? Um das herauszufinden, gibt es eine sehr einfache Methode. Sie liegt in der Beantwortung von drei simplen Fragen, die einem Aufschluss geben, wo man als Leiter wirklich steht und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt.

Warum ist dies wichtig? (Leiter und ihre Selbsttäuschung)

Ich habe festgestellt, dass sich viele Leiter im Unklaren sind, wie gut ihre Führungsqualitäten wirklich sind. Hier gibt es zwei Typen

Beide Leitertypen haben aus unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten. Hält man sich für besser als man ist, ist man der Letzte, der seinen eigenen Verbesserungsbedarf erkennt. Hält man sich für schlechter als man ist, hat man wahrscheinlich noch nicht sein ganzes Potenzial ausgeschöpft. Deshalb ist eine möglichst genaue Einschätzung der eigenen Führungsqualitäten entscheidend und sehr hilfreich, um die Führungsaufgaben mit größter Sorgfalt ausführen zu können.

Drei Fragen, mit denen man die eigene Leistungsfähigkeit als Leiter überprüfen kann

Die Beantwortung der drei nachfolgenden Fragen ist wie ein Selbsttest. Natürlich stößt jeder Selbsteinschätzungstest an seine Grenzen. Doch ich denke, nachdem du diese Fragen durchgearbeitet hast, wirst du am Ende ein klareres Bild über deine Qualitäten als Leiter haben. Eine Bemerkung noch zum Schluss: Dieser Artikel (wie auch alle Artikel in meinem Blog) ist für diejenigen geschrieben, die ihre Fähigkeiten als Leiter verbessern wollen und die ihre Leitungsgabe, die Gott ihnen gegeben hat, besser einsetzen wollen. Wenn das nicht dein Ziel ist, wirst du gegen die Fragen innerlich angehen. Das wäre verständlich. Doch wenn dir deine Verantwortung als Leiter wichtig ist, dann wirst du die Fragen auch beantworten, so schwer die Antworten vielleicht auch sein mögen, und du wirst dein Handeln entsprechend anpassen.

Bitte beantworte die nachfolgenden drei Fragen nach bestem Wissen und Gewissen, um deine Fähigkeiten als Leiter realistisch einschätzen zu können:

1. Folgt jemand nach?

Du kannst sehr gut beurteilen, ob du eine Leitungspersönlichkeit bist, wenn du eines macht: Schau über die Schulter und sieh, ob dir jemand folgt. Wenn dir niemand folgt (oder nur wenige), dann leitest du auch nicht. Ganz gleich, wie viele Bücher du über Leiter und ihre Qualitäten gelesen hast, an wie vielen Webinaren du für Führungskräfte teilgenommen hast oder wie grandios deine Vision auch sein mag – ein Leiter, dem niemand folgt, ist im Grunde gar kein Leiter. Auch wenn wir alle bei dieser Frage sehr empfindlich reagieren, ist es dennoch so: Ein Leiter leitet Menschen. Wer also folgt dir? Sei ehrlich.

2. Wer folgt dir?

Wenn du Menschen hast, die sich von dir leiten lassen, ist das das eine. Doch als nächstes solltest du einmal überprüfen, wer sich von dir leiten lässt. Leistungsstarke Leiter werden andere leistungsstarke Personen anziehen. Der Menschenschlag, der sich um dich sammelt, ist ein Indikator dafür, zu welchem Schlag von Leitern du gehörst. Es ist nicht immer reine Freude, diese Frage zu beantworten, doch sie kann zum Sprungbrett des Erfolges werden. Wenn dir das, was du entdeckst, nicht gefällt, frage dich selbst: Warum lassen sich keine leistungsstarken Leiter von dir leiten? Und dann mach die notwendigen Schritte, um das zu ändern.

3. Von wem lässt du dich leiten?

Es geht nicht nur um die Frage, wer sich von dir leiten lässt, sondern auch darum, von wem du dich leiten lässt. Ich spreche allerdings nicht von den Podcasts, die du hörst, von den Blogs oder Büchern, die du liest oder von den Konferenzen, an denen du teilnimmst. Der Umgang mit berühmten Persönlichkeiten in unserer Kultur brachte das Phänomen hervor, dass Massen von Menschen fast mühelos einflussreichen Führungspersönlichkeiten folgen können. Ich will nicht dagegen wettern. Auch ich lese und höre viel von Führungspersönlichkeiten und gehe sehr gerne zu großen Veranstaltungen. Da bin ich ganz vorne mit dabei. Doch es kann sich bei einem selbst sehr leicht eine gewisse Vertrautheit mit diesen einflussreichen Persönlichkeiten aufbauen und man meint, sie zu kennen. Doch in Wirklichkeit hat man sie nie persönlich kennengelernt und wird es wahrscheinlich auch niemals. Ein Mensch, den man nie kennenlernen wird, kann auch kein (guter) Mentor für einen sein. Auch wenn man von den Menschen, die Bücher schreiben und Vorträge halten, lernen kann, sind doch die Personen, mit denen man seine Zeit verbringt, wesentlich wichtiger. Deshalb frage dich einmal:

Wenn dir die Antworten nicht gefallen, dann verändere den Kreis der Menschen, mit denen du deine Zeit verbringst. Suche nach Leitern und Mentoren, die dir dabei helfen, dein ganzes Potenzial auszuschöpfen. Schicke gerade jetzt ein E-Mail an jemanden, der dir in dieser Sache weiterhelfen kann. Ernsthaft. Weißt du, warum das so wichtig ist? Jim Rohn sagte es so: Ihr bildet den Mittelwert der fünf Menschen, mit denen ihr die meiste Zeit verbringt. Ich jedenfalls glaube, eine ziemlich genaue Einschätzung meines Ist-Zustandes zu bekommen, wenn ich mir regelmäßig diese drei Fragen stelle.

Carey Nieuwhof ist Hauptpastor der Connexus Community Church of Toronto, Kanada und hält Vorträge auf Konferenzen und in Gemeinden zu den Themen: Leiter und ihre Führungsqualitäten, Familien, Kindererziehung und persönliche Wiederherstellung.

Mehr unter: www.careynieuwhof.com [1]