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Manche Leute verlassen uns für eine neue „coole“ Gemeinde. Was jetzt?

Wie wir unsere Leidenschaft für die eigene Gemeinde neu entdecken und aufhören, uns mit anderen zu vergleichen.

Karl Vaters

Viele unserer Gemeinden werden gerade von einer Krankheit heimgesucht. Ich nenne sie das „Coole-Gemeinde-Syndrom“.

Diese Krankheit hat drei maßgebliche Entwicklungsschritte:

Schritt 1: Eine „coole“, neue Gemeinde wird in der Stadt gegründet. Oder ein „cooler“, neuer Pastor wird irgendwo eingesetzt.

Schritt 2: Einige Gemeindemitglieder verlassen die eigene Gemeinde, um sich der neuen, „coolen“ Gemeinde anzuschließen.

Schritt 3: Wir reagieren mit Ärger oder Neid oder beidem.

(Anmerkung: Manchmal ist auch die Reihenfolge von Schritt 2 und 3 genau anders herum.)

Ich kenne diese Situation aus eigener Erfahrung, denn hier in Südkalifornien, wo ich wohne, gibt es viele „coole“ neue Gemeinden. „Coole“ große Gemeinden. „Coole“ riesengroße Gemeinden. „Coole“ super-mega-große Gemeinden.

Und meine Gemeinde gehört nicht zu denen.

Stattdessen fahren jeden Sonntagmorgen Tausende von aktiven Gemeindeleuten auf ihrem Weg in ihre „coole“ Gemeinde an unserem Gebäude vorbei.

Das hat mich früher geärgert. Und zwar richtig.

Der Titel des zweiten Kapitels meines Buches The Grasshopper Myth [1] ist: “Wie der Versuch, aus meiner Gemeinde eine große Gemeinde zu machen, mich fast zerstörte – und meine Gemeinde auch.“ Zuerst versuchte ich, die „coolen“ Gemeinden zu kopieren. Dann wurde ich eifersüchtig. Dann wurde ich ärgerlich. Und dann brannte ich aus.

Irgendwann schließlich hatte ich die Nase voll, eifersüchtig zu reagieren, suchte mir Hilfe, definierte für mich neu, was Erfolg wirklich ist und veränderte meine innere Haltung und meine Handlungen.

Heute gehöre ich zu denjenigen, die das “Coole-Gemeinde-Syndrom” überlebt haben.

Der erste Schritt zur Heilung

Zuerst erkannte ich, dass nicht die „coole“ Gemeinde das Problem war. Mein Ärger und meine Eifersucht waren das Problem. Und beides zusammen versuchte, mich und meine Gemeinde zu zerstören. Der „coolen“ Gemeinde hingegen ging es weiterhin gut.

Ich habe folgende sieben Lektionen auf die harte Tour lernen müssen und ich hoffe, sie helfen auch euch, damit ihr nicht die gleichen Fehler macht.

  1. Ärgere dich nicht, werde gesund

Es ist nicht schwer, sich zu ärgern, wenn die eigenen Leute anfangen, in eine „coole“ neue Gemeinde zu gehen:

Neid und Ärger sind wie Unkraut im Garten. Wir müssen beides mit den Wurzeln entfernen. Und dann müssen wir dort gesunde Pflanzen setzen. Der größte Feind von Unkräutern ist ein gejäteter Garten.

  1. Sieh dich nicht im Wettbewerb mit anderen Gemeinden

Es ist nicht schön, erleben zu müssen, wie die eigenen Gemeindeleute sich anderen Gemeinden anschließen. Aber wenn sie der Gemeinde Jesu insgesamt den Rücken kehren würden, wäre das noch viel schlimmer.

Einige von uns stört es mehr, wenn die eigenen Gemeindeleute sich anderen Gemeinden anschließen, als wenn sie ganz den Glauben an den Nagel hängen würden. Könnte es sein, dass genau diese falschen Prioritäten Grund dafür sind, dass sie unsere Gemeinden verlassen?

  1. Versuche nicht, noch „cooler“ zu sein, als die Anderen

Es gibt nichts Schlimmeres, als zu versuchen, „cool“ zu sein, wenn man es nicht ist. Oder wenn eine Gemeinde eine andere kopiert.

Wir mussten als Gemeinde aufhören, „cooler“ sein zu wollen, als andere, um so werden zu können, wie Jesus uns haben wollte.

Einige von uns müssen anfangen, die eigene Gemeinde mit ihren Ecken und Kanten so anzunehmen, wie sie ist.

4. Sei du selbst – nur besser

Wenn eine Gemeinde weiß, wer sie ist und genau das tut, wozu Gott sie berufen hat, dann ist das eines der größten Wunder, die es zwischen Himmel und Erde gibt.

Und das erleben wir nicht, wenn wir anders sein wollen, als wir sein sollen. Oder wenn wir mit dem zufrieden sind, wie wir früher mal waren.

Deshalb streift die alten Spinnweben ab. Entdeckt eure Vision und Leidenschaft ganz neu. Und findet heraus, wie diese Vision und Leidenschaft heute ausgelebt werden kann.

Ein kleiner Tipp: Sie wird anders aussehen, als früher. Und nicht, weil wir so „cool“ sein wollen, wie andere Gemeinden. Oder weil wir uns einem neuen Zeitgeist anpassen. Sondern weil Gott, der sich nicht verändert, uns verändert.

5. Laufe nicht den Leuten hinterher, die ständig die Gemeinde wechseln

Keine wirklich großartige Gemeinde ist so geworden, weil sie Leuten attraktiv erschien, die gerne die Gemeinde wechseln. Gut, einige große Gemeinden haben davon profitiert. Und einige kleine Gemeinden haben darunter gelitten.

Doch großartige Gemeinden gehen einen anderen Weg: Sie ziehen ganz neue Leute an.

6. Baue dein eigenes Team auf

Ganz gleich, wo ihr auch lebt, es gibt dort mehr als genug Menschen, die eure Gemeindesäle auffüllen, ja überfüllen können. Auch in sehr christlichen Gebieten (in den USA „Bible Belt“ genannt) gibt es mehr Menschen, die am Sonntagmorgen zu Hause bleiben, als Menschen, die in die Gemeinden der Gegend gehen.

Wir müssen aufhören, uns für andere Gemeindeleute zu interessieren – auch dann, wenn sie früher zu uns gehörten. Lasst uns anfangen, unser eigenes Team für den Bau des Reiches Gottes zusammenzustellen und dabei unseren Dienst als Gemeinde und unsere Evangelisationsmaßnahmen ausbauen.

7. Lebe deine Leidenschaft am richtigen Ort

Es ist nichts Falsches dabei, eine „coole“ Gemeinde zu sein, wenn euer Hauptanliegen ist, Jesus großzumachen. Alles andere muss allerdings ein Nebenprodukt bleiben und darf nicht zur Marketingstrategie werden.

Gibt es Gemeinden, die ihren Schwerpunkt darauf legen, auf Kosten tiefer Glaubensinhalte lieber „cool“ rüberzukommen? Selbstverständlich.

Auch in meiner Gegend gibt es welche.

Doch ich weiß gar nicht, welche Gemeinde dazu gehört. Wir sind zu sehr damit beschäftigt, die Berufung, die Jesus uns gegeben hat, auch auszuleben. Ich möchte meine wertvolle Zeit und Energie nicht dafür verschwenden, mir Gedanken zu machen, was die „coole“ Gemeinde gerade macht.

Lasst uns voller Leidenschaft einfach Gemeinde sein. Wenn wir das tun, lassen wir das „Coole-Gemeinde-Syndrom“ am langen Arm verhungern.

Videos über die Vision von Karl Vaters finden sich unter seinem Namen auf YouTube. Mehr über Karl unter: NEWSMALLCHURCH.COM [2] oder Besuche Karl’s Blog Pivot. [3]