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Sieben Schritte hin zu einem gesunden und intakten Gemeindeleben

“Wie kommt meine Gemeinde wieder auf die Beine?“

Karl Vaters

Wenn etwas klein ist, muss es nicht gleichzeitig auch krank sein. Doch wenn etwas krank ist, kann man es nicht wieder in Ordnung bringen, indem man es größer macht.

Diese Fakten wurde mir wieder nachdrücklich auf unerwarteter Weise vor Augen geführt: In einem Reality-TV-Format.

In ihrem TV-Format Kitchen Nightmares and Restaurant: Impossible versuchen Gordon Ramsay and Robert Irvine schlecht gehende Restaurants wieder auf Vordermann zu bringen. Dafür wenden sie Prinzipien an, die sich über lange Zeit bewährt haben, auch wenn die Szenen ziemlich inszeniert erscheinen. Doch eines ist mir seit der ersten Sendung aufgefallen:

Sie sagen einem Restaurantbesitzer nie, dass er die Gastronomie vergrößern muss.

Stattdessen gehören zu ihrem Erfolgskonzept Prinzipien, wie man aus kleinen, schlecht gehenden Restaurants kleine, gut gehende Restaurants macht. Die beiden Restaurantexperten greifen auf etwas zurück, was Gemeindeleiter oftmals vergessen haben.

Größer ist nicht gleich besser.

Wenn gesunde, kleine Gemeinden wachsen, werden sie zu gesunden, großen Gemeinden. Wenn ungesunde, kleine Gemeinden wachsen, werden sie zu ungesunden, großen Gemeinden. Wir sollten also kleinen Gemeinden, die wirklich zu kämpfen haben, dabei helfen, gesunde, kleine Gemeinden zu werden.

Und wenn diese Gemeinden dann wachsen, weil sie durch und durch intakt sind? Großartig! Und wenn nicht? Nun, dann sind sie wenigstens gesund.

Wenn deine Gemeinde klein ist und du zu kämpfen hast, dann sind diese Prinzipien vielleicht der Rettungsring, nach dem du suchst. Wenn du eine kleine und gesunde Gemeinde hast, dann unterstützen dich diese Prinzipien ganz sicher bei dem, was du tust.

1. So überschaubar wie möglich

IN EINEM RESTAURANT GILT: Höre auf, die Auswahl auf deiner Speisekarte der eines großen Restaurants anzupassen. Kleine Restaurants können es sich nicht leisten, die gleiche Menge an Zutaten zu lagern, weil dann die Qualität der Speisen darunter leidet. Es ist besser, die Auswahl auf der Speisekarte überschaubar zu halten und sie den Möglichkeiten des Kochs anzupassen. Das senkt die Kosten, hebt die Qualität und sorgt dafür, dass die angebotenen Speisen auch wirklich serviert werden können.

Weniger ist mehr.

IN EINER GEMEINDE BEDEUTET DAS: Höre auf, die Auswahl der verschiedenen Gemeindedienste einer großen Gemeinde anzupassen. Es ist besser, weniger Dienstbereiche anzubieten. Diese können dann gut auf die Gaben des Pastors und der Ehrenamtlichen abgestimmt sein und den Bedürfnissen der Gemeindemitglieder und Nachbarschaft entsprechen.

Das senkt das notwendige Haushaltsbudget. Zudem werden die jeweiligen Dienste qualitativ besser. Außerdem wird das Gemeindeleben für alle zu einem positiveren Erlebnis.

Weniger ist mehr.

2. Koche frisch und nutze lokale Angebote

RESTAURANT: Höre auf, Eingefrorenes in der Mikrowelle aufzuwärmen. Die Leute essen in Restaurants, um sich ein Geschmackserlebnis zu gönnen, was sie zu Hause nicht haben. Wenn dein Restaurant an der Küste liegt, kaufe frischen Fisch. Wenn es in deiner Gegend viel Milchwirtschaft gibt, biete lokale Käsespezialitäten an.

GEMEINDE: Höre auf, Predigten von anderen Pastoren aus dem Internet herunterzuladen, um sie selbst dann zu predigen. Denn wenn du sie online gefunden hast, kann deine Gemeinde sie auch online finden. Die Leute wollen deine Erkenntnisse aus dem Wort Gottes hören, keine aufgewärmten Predigten von anderen.

Und dafür musst du nur eines tun: Beschäftige dich intensiv mit der Bibel. Höre darauf, was Gott zu deinem Herzen spricht und zwar nicht nur in Bezug auf die Predigt, sondern zu dir ganz persönlich.

Stelle einen lokalen Bezug her, nämlich zu dem, was aus deinem Herzen kommt und predige darüber.

Frische ist wichtig – was sagt Gott gerade jetzt zu dir?

3. Bitte um Hilfe

RESTAURANT: Bevor mit einer TV-Sendung begonnen werden kann, muss jemand mit seinem schlecht gehenden Restaurant so die Nase voll von seinem Misserfolg gehabt haben, dass er ein E-Mail sendete. Dieser Hilfeschrei kann ein sehr schwerer Schritt sein. Doch niemand, der diesen Schritt nicht geht, wird erfolgreich Hilfe bekommen können.

GEMEINDE: Jesus sagte: „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Matthäus 23,12) Allerdings können Pastoren mit zu den stursten und stolzesten Menschen auf diesem Planeten gehören.

Pastoren sollten aufhören, alles selbst machen zu wollen und anfangen, andere um Hilfe zu bitten. Das sollten sie so lange tun, bis sie Hilfe bekommen. Eine einmalige Bitte um Hilfe reicht da nicht aus.

Und wenn die Hilfe dann kommt, nimm dich selbst zurück und höre auf den Rat der anderen. Das ist der Schlüssel. Achte besonders auf den Rat, der dir am meisten missfällt. Meistens ist es genau das, was wir hören müssen.

4. Arbeite umsichtiger und nicht härter

RESTAURANT: Wenn ein Restaurant zu kämpfen hat, liegt es meistens nicht daran, dass die Mitarbeiter faul sind. Folgende Tipps geben Ramsay und Irvine, um die Arbeiten produktiver zu gestalten:

GEMEINDE: Vielleicht gibt es niemanden, der mehr arbeitet, als der Pastor einer kleinen Gemeinde. Doch die meisten von uns arbeiten nicht so umsichtig, wie sie sollten. Vielleicht liegt es daran, dass wir bisher nicht angeleitet wurden, wie man in einer kleinen Gemeinde gut mit den Ressourcen haushaltet.

5. Reinige und repariere

RESTAURANT: Schmutzige Küchen, scheußliches Essen, abgenutzte Teppiche, Kakerlaken, Ratten und eine jahrzehntealte Ausstattung sind bei schlecht gehenden Restaurants Standard. Und an Ausreden fehlt es nicht. Doch die sind immer dieselben: „Wir haben keine Zeit oder kein Geld, alles auf Vordermann zu bringen.“

Doch auch die Antworten darauf bleiben dieselben: „Wie viel kostet Seife?“ „Wie viel Zeit braucht man, um alles sauber zu halten, wenn man es regelmäßig sauber macht?“

GEMEINDE: „Aussterbende“ Gemeinden haben weniger Probleme mit schmutzigen Räumlichkeiten. Wenn deine ungepflegt sind, kümmere dich umgehend darum. Bei „aussterbenden“ Gemeinde ist das größte Problem meistens das Durcheinander und die altbackene Ausstattung.

Ich bin zwar kein Stilexperte, doch meistens kann man genau erkennen, in welcher Zeit eine äußerlich und innerlich in die Jahre gekommene Gemeinde gebaut wurde, weil seit dem nichts verändert wurde. Geh einmal in solch eine Versammlung und was du siehst, wird das bestätigen. Durchgesessene Stühle aus den 70ern stehen auf einem lila Teppich aus den 80ern. Die Vorhänge und die Tapete sind in den Farben der 90er. Und in der Ecke stehen unechte Pflanzen der Jahrtausendwende.

Dies alles ist nicht schnell zu beheben. Meine Gemeinde hatte bis vor vier Jahren noch eine rote Backsteinfassade aus den 80er. Der große Unterschied zwischen deiner Gemeinde und einem TV-Format ist, dass niemand von heute auf morgen tausende von Euro in die Hand nehmen wird, um alles über Nacht zu renovieren.

Doch wenn ihr der Eigentümer des Gebäudes seid, beginnt mit Arbeiten, die kostenfrei oder günstig sind. Räumt auf, macht sauber und entrümpelt. Jätet Unkraut, wienert den Boden, werft die unechten Pflanzen und alten Poster, die noch an den Wänden hängen, in den Müll. Nehmt die Vorhänge ab und lasst Licht herein. Entfernt die Tapeten und streicht die Wände. Wenn ihr einmal angefangen habt, werdet ihr erstaunt sein, wie viel Talent, Zeit und Geld die Leute in die Arbeiten investieren wollen.

6. Mache, was niemand sonst macht

RESTAURANT: Sei nicht die 75. Pizzeria in einem Radius von fünf Kilometern. Sei das einzige Gourmet-Burger-Restaurant weit und breit. Und dann serviere deine Burger mit deiner unnachahmlichen Note und einem einzigartigen Kundenservice. Nicht jedem werden sie schmecken. Aber die, die gerne bei dir essen, werden es ihren Freunden erzählen.

GEMEINDE: Weißt du, was deine Gemeinde einzigartig macht? Weißt du, was die anderen Gemeinden in deiner Gegend einzigartig macht? Du musst beide Antworten kennen. Sonst kann es sein, dass ihr dabei seid, einander zu kopieren. Nein, wir stehen mit den anderen Gemeinden nicht im Wettbewerb, aber wir sollten einander auch nicht kopieren.

Schau dich mal in deiner Nachbarschaft um. Was brauchen die Menschen dort? Und dann schau dir einmal deine Gemeinde an. Was läuft gut? Und nun versuche, beides miteinander zu verbinden.

Es braucht seine Zeit, bis man das umgesetzt hat. Wir brauchten in meiner Gemeinde sieben Jahre, um hier etwas zu bewegen. Aber diese Zeit ist gut investiert.

7. Entdecke neu, was dich antreibt

RESTAURANT: Die besten Restaurantbesitzer sind nicht diejenigen, die sich in den Gastronomiestandort verliebt haben oder davon träumen, ihr eigener Boss zu sein. Es sind diejenigen, die einfach gerne kochen. Die einfach kochen müssen. Diejenigen, die sich darüber freuen, wenn sie andere mit gutem Essen glücklich machen können.

Ein Restaurantbetrieb scheitert oft dann, wenn der Inhaber sich zu sehr um das Aufrechterhalten seines Betriebes kümmert oder alles so schlimm ist, dass er es nur noch ignorieren kann. Denn dann legt er seinen Fokus nicht mehr darauf, seine Gäste mit unnachahmlich gutem Essen glücklich zu machen.

GEMEINDE: „Große“ Pastoren kümmern sich nicht übermäßig um ihr Gemeindegebäude, um ihren Titel oder ihren Status. Und sie ärgern sich auch nicht, wenn die Gemeinde kein eigenes Gebäude hat.

„Große“ Pastoren lieben Jesus und die Menschen. Lasse niemals etwas anderes wichtiger sein.

Wenn du Probleme hast, die Gemeindearbeit aufrecht zu erhalten und diese dich entweder völlig in Beschlag nehmen oder du sie nur noch ignorieren kannst, dann bleibt dir nur eines zu tun: Entfache neu deine Liebe zu Jesus und den Menschen.

Wenn es dir schwer fällt, zu dieser ersten Liebe zurückzukehren, dann erinnere dich an die Zeit, als du mit dem Gemeindedienst begonnen hast: Wie sehr du damals Jesus und die Menschen geliebt hast. Rufe das in dir wach und mache dir das neu zur Aufgabe.

Warte nicht auf die richtigen Gefühle. Gefühle folgen unseren Handlungen.

Eine Gemeinde, wo der Pastor Jesus und die Menschen liebt, ist ein Ort, an dem man gerne sein möchte. Und es könnte sogar sein, dass du dann deinen Beruf als Pastor ganz neu wieder lieben lernst.

Videos über die Vision von Karl Vaters finden sich unter seinem Namen auf YouTube. Mehr über Karl unter: NEWSMALLCHURCH.COM [1] oder Besuche Karl’s Blog Pivot [2]