Carey Nieuwhof

Habt ihr euch schon mal gefragt, was passieren würde, wenn ihr einfach anfangen würdet, Dinge zu wagen und das zu tun, was ihr schon lange als Berufung empfindet und die Schritte zu gehen, die euch bisher Angst gemacht haben?

Ich hoffe, dass ihr euch Gedanken macht, was dann wohl passieren würde.

Eines brauchen wir in unserer westlichen Welt definitiv: geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn. Ich habe gerade neulich schon darüber geschrieben: Die heutige gemeindliche Landschaft ist voller Hirten. Ja, es gibt wahrscheinlich sogar viel zu viele Hirten in den Leitungskreisen der Gemeinden. Doch in der heutigen postmodernen, christlichen Kultur brauchen wir nicht noch mehr Hirten, sondern mehr geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn.

Man kann sie geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn nennen oder Leiter mit apostolischen Gaben. Wie auch immer, wir brauchen eine neue Generation von Apostel Paulussen, die ganz neue Wege erschließt, voller Zuversicht Dinge ausprobiert und einfach mal Neues wagt.

Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn haben einen inneren Weitblick und können bereits dann schon eine Lösung sehen, wenn die meisten anderen Leiter noch auf das Problem fokussiert sind.

In einer Gesellschaft, in der neue Unternehmensformen und Jungunternehmen hoch angesehen sind, brauchen wir Führungspersönlichkeiten, die darauf aus sind, sich voll und ganz mit ihren Gott gegebenen Talenten in dieser Gesellschaft zu engagieren und sich dafür einzusetzen, dass der Missionsauftrag der Gemeinde erfüllt wird.

Hast du solch eine Berufung? Wie schon einmal von mir ausgeführt: Die Tatsache, dass du über genau solche Begabungen verfügst, kann schon ein Indiz dafür sein, dass du auch berufen bist.

Wie sehen solche geistlichen Führungsqualitäten mit ausgeprägtem Unternehmersinn aus?

Was sind die Charakteristika von Leitern, die neue Wege einschlagen?

Und wie kannst du erkennen, ob du zu diesen geistlichen Leitern mit ausgeprägtem Unternehmersinn gehörst?

Wenn ich Führungspersönlichkeiten von Gemeinden begegne, die eine große Anzahl von entkirchlichten Menschen erreichen, dann erkenne ich vorrangig folgende fünf Führungsqualitäten. (Über die fünf Merkmale ihrer Gemeinden habe ich hier geschrieben.)

1. Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn denken groß

Viel zu viele Gemeinden gehen aufgrund ihres „Kleindenker-Syndroms“ zugrunde:

„Das reicht doch vorne und hinten nicht.“
„Daraus wird eh nichts.“
„Werde mal realistisch!“
„Das reicht doch völlig aus.“
„Wer soll das bezahlen?“

Führungspersönlichkeiten, die einem allmächtigen Gott dienen, sollten ihr Denken niemals begrenzen.

Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn tun das nicht. Sie denken groß. Sie stellen sich vor, wie es sein könnte und lassen sich nicht vom IST-Zustand abhalten.
In jedem Hindernis entdecken sie neue Möglichkeiten.

2. Sie trauen Gott alles zu

Wir dienen einem Gott, der aus Nichts Erstaunliches geschaffen hat. Warum glauben wir nicht, dass er das Gleiche auch für seine Gemeinde tun kann?

Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn glauben, dass er es tun wird. Und sie rechnen mit seinem Handeln.

Sie stimmen mit Henry Ford überein, der sagte: „Ob du nun glaubst, dass du es kannst oder du nicht glaubst, dass du es kannst – du wirst Recht behalten.“

Bevor ihr das jetzt als unsinniges, positives Denken abtut, erinnert euch einmal, dass Jesus in seiner Heimatstadt keine Wunder tun konnte, weil den Menschen dort der Glaube fehlte. Kurz darauf ging er auf dem Wasser und gab 5.000 Menschen zu essen – in Gegenden, in denen er Glauben vorfand.

Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn glauben, dass Gott alles kann. Und sie rechnen mit seinem Handeln.

Gott hat aus dem Nichts Erstaunliches geschaffen. Warum glauben wir nicht, dass er das Gleiche auch für seine Gemeinde tun kann?

3. Sie schauen auf den Überfluss und nicht auf den Mangel

Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn schauen auf den Überfluss und nicht auf den Mangel.

Gib einer aussterbenden Gemeinde € 10.000 und sie wird sie sparen wollen, um irgendwie wieder zu Geld zu kommen.

Gib einem geistlichen Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn € 10.000 und er wird das Geld wie Samen aussäen, um etwas Großes zu starten.

Für eine aussterbende Gemeinde sind fünf Mitarbeiter niederschlagend wenig.

Für einen geistlichen Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn sind sie ein guter Anfang.

Gegebenheiten treffen auf unterschiedliche Denkweisen. Die innere Einstellung ist das, was zählt.

Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn schauen auf den Überfluss und nicht auf den Mangel.

4.Visionäres Denken ist ihnen wichtiger als Ressourcen

Was ist wichtiger? Visionäres Denken oder Ressourcen?

Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn sind davon überzeugt, dass visionäres Denken wichtiger ist als Ressourcen.

Denn wenn man eine große (solide und auftragsgemäße) Vision verfolgt, bringt diese im Verlauf oft auch die notwendigen Ressourcen mit sich.

Auf große Ressourcen zu warten, um visionär denken zu können, ist bereits der Anfang vom Ende.

Auf große Ressourcen zu warten, um visionär denken zu können, ist bereits der Anfang vom Ende.

5. Sie investieren in persönliche Weiterentwicklung und Teambildungsmaßnahmen

Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn geben nicht unsinnig Geld aus, nein, aber sie erkennen den Unterschied zwischen einer Ausgabe und einer Investition.

Sie wissen, dass Konferenzteilnahmen, das Netzwerken mit andern Leitern, das Kaufen von Büchern und was sie sonst noch machen, um sich und ihr Team voranzubringen, Investitionen sind.

Natürlich gibt es Grenzen, aber kluge, geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn geben in der Regel mindestens 10 % der Geldeinnahmen für Maßnahmen aus, um sich selbst und ihr Team voranzubringen.

Für geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn sind Maßnahmen zur persönlichen Entwicklung und Teambildung Investitionen und keine Ausgaben.

6. Sie glauben, dass ihr Ziel größer ist, als sie selbst

Wenn geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn kritisiert werden, dann wird ihnen meistens vorgeworfen, sie hätten ein zu großes Ego und es ginge ihnen in erster Linie nur um sie selbst.

Manchmal stimmt das auch.

Aber meistens stimmt es nicht.

Eine große Vision ist nicht automatisch mit einem großen Ego gleichzusetzen.

Die größten geistlichen Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn unterstellen sich in aller Bescheidenheit Gott und setzen entschlossen eine Vision um, die wesentlich größer ist, als sie selbst.

Ein bescheidener Mensch mit einer großen Leidenschaft für den Missionsauftrag formt am Ende eine unglaublich erfolgreiche Führungspersönlichkeit.

Man kann es auch so sagen: Der Grund, warum wir nach 2000 Jahren immer noch von Paulus reden, ist, dass seine Arbeit nicht um ihn selbst kreiste. Es ging ihm um Jesus und den Auftrag an die Gemeinde.

Wenn es in deiner Vision um dich geht, wird sie auch mit dir sterben.

Echte geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn sind sich dessen bewusst.

Wenn es in deiner Vision um dich geht, wird sie auch mit dir sterben.

7. Sie fangen erst mal an – Nachbesserungen kommen später

Perfektionisten sind in der Regel schlechte Unternehmer.  

Wenn du deine Vision noch nicht umgesetzt hast, weil du auf die perfekten Voraussetzungen oder Umstände wartest, dann wirst du wohl ewig warten können.

Immer wieder emailen mir Leute (meistens, nachdem sie auf einer Konferenz waren, die von einer großen Gemeinde mit vielen Ressourcen organisiert wurde) und fragen mich, ob ein größeres Gebäude, bessere Scheinwerfer oder ein Umzug in ein Übergangsgebäude ihrer Gemeinde helfen würde, zu wachsen.

Große Gemeinden haben nicht als große Gemeinde begonnen. Normalerweise waren auch ihre Anfänge sehr klein und bescheiden. Doch weil sie von geistlichen Leitern mit ausgeprägtem Unternehmersinn geführt wurden, haben diese Leiter aus jedem Stadium, in dem sich die eigene Gemeinde befand und aus den Mitteln, die sie hatte, immer das Beste gemacht.

Ein geistlicher Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn kann mit wenig Geld in einem verfallenen Gebäude eine gesunde und wachsende Gemeinde gründen.

Nachgebessert wird einfach später, wenn die Ressourcen und Räumlichkeiten größer werden.

Ein geistlicher Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn kann mit wenig Geld in einem verfallenen Gebäude eine gesunde und wachsende Gemeinde gründen.

8. Sie haben kein Problem damit, das Ziel zu benennen, ohne den Weg dorthin zu kennen

Wenn wir einen geistlichen Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn fragen, wie er die Vision angehen will, dann ist seine Antwort wahrscheinlich: „Ich weiß es noch nicht. Wir werden es einfach machen.“

In dieser Aussage liegt große Kraft.

Wenn ihr schon alle Wege kennt, die zum Ziel führen, bevor ihr losgegangen seid, dann war eure Vision nicht groß genug.

9. Sie riskieren alles – ohne jegliche Erfolgsgarantie

Zu viele Leiter hoffen auf irgendwelche Erfolgsgarantien.

Risiken kennen keine Erfolgsgarantien. Deshalb sind es ja auch Risiken.

Für geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn ist das kein Problem.

Die meisten geistlichen Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn wollen Dinge wenigstens versucht haben, auch wenn sie scheitern. In der Regel scheitern sie nicht, weil sie ein Scheitern in Kauf nehmen würden und das ist der entscheidende Faktor.

Paradoxerweise muss ein geistlicher Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn die Bereitschaft zum Scheitern mitbringen, damit er seinen Plan durchführen und zum Erfolg bringen kann.

Risiken kennen keine Erfolgsgarantien. Deshalb sind es ja auch Risiken. Nur die Bereitschaft, auch ein Scheitern mit einzukalkulieren, führt zu echtem Erfolg.

10. Sie warten nicht auf einen Konsens

Viel zu viele Gemeinden gehen erst dann weiter vorwärts, wenn sie zu einem Konsens kommen.  

Das ist ein schwerwiegender Fehler.

Denn ein Konsens lässt den Wagemut sterben. Kommt man zu einem Konsens, ist die ursprüngliche Idee meistens schon so verwässert wie das Komitee, das um Einigkeit gerungen hat.

Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn agieren in der Regel nicht alleine (zumindest nicht, wenn sie klug sind). Doch Sie sind bereit, frühzeitig mit denen, die sich mit dem Ziel identifizieren können, voranzugehen, in dem Wissen, dass die meisten der anderen schon mitmachen werden, wenn sie sehen, dass es funktioniert.

11. Sie lassen die Kritiker reden, während sie handeln

Kritiker werden immer reden.

Geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn sind sich dessen bewusst.  

Sie lassen sich nicht von ihren Kritikern, die andere gerne kritisieren und selber wenig tun, unterkriegen.

Wie sollte man auf Kritik reagieren? Indem man handelt.

Handle und lasse die Kritiker reden. Du wirst am Ende etwas zu Stande gebracht haben. Die Kritiker nicht.

12. Sie brechen Regeln

Natürlich sollte man niemals biblische Regeln brechen. Und große, geistliche Leiter mit ausgeprägtem Unternehmersinn tun das auch nicht. Sie haben einen sehr festen Charakter.

Doch wenn man den Status Quo durchbrechen will, muss man menschliche Regeln durchbrechen. Innovative Menschen brechen ständig Regeln. Warum?

Weil Innovationen nie um Erlaubnis bitten. Sie sind einfach innovativ.

Link zum originalen Artikel auf Englisch

Carey Nieuwhof ist Hauptpastor der Connexus Community Church of Toronto, Kanada und hält Vorträge auf Konferenzen und in Gemeinden zu den Themen: Leiter und ihre Führungsqualitäten, Familien, Kindererziehung und persönliche Wiederherstellung. Mehr unter:  www.careynieuwhof.com