Dave Barringer
Meine Familie hat in den vergangenen Tagen viel Zeit mit meinen Eltern verbracht. Dies war eine sehr nostalgische und demütigende Erfahrung. Sie war „nostalgisch“ wegen der Mischung aus Urlaub und dem Erzählen von Erinnerungen und Geschichten. Und sie war „demütigend“, weil je mehr Zeit ich mit meinem Vater verbrachte, desto mehr musste ich der Tatsache ins Auge sehen, dass ich ihm ähnlicher bin, als ich es wahrhaben wollte.
Da gibt es Dinge, die aus meinem Mund kommen, aber ihm sehr ähnlich sind. Dazu gehört auch die Antwort, die ich damals so sehr hasste und nun selber meinen Kindern gebe: „Vielleicht“.
„Paps, kann ich mit meinen Freunden ausgehen?“ „Vielleicht.“
„Paps, darf ich das Auto benutzen?“ „Vielleicht.“
„Paps, die Jugendgruppe geht an ein Konzert. Darf ich auch gehen?“ „Vielleicht.“
„Paps, kannst du mir etwas Geld geben?“ „Geh und frage deine Mutter.“
Das Wort „vielleicht“ ist völlig unverbindlich. Aber „vielleicht“ bietet auch Möglichkeiten (was wahrscheinlich der Grund ist, warum ich es sage). Es lässt dir den Raum, um später zurück zu rudern. Wenn sich die Umstände ändern, kannst du eine andere Richtung einschlagen und immer noch sagen: „Ich hatte nicht wirklich ja gesagt.“
Als jemand, der das Wort „vielleicht“ oft braucht (ich versuche damit aufzuhören), muss ich zugeben, dass es eine unbefriedigende Antwort ist und den Fragesteller frustriert.
Wir alle mögen Optionen. Wieso? Entweder weil wir nicht enttäuscht werden möchten, oder weil wir andere nicht enttäuschen möchten. Das Konzept von „Optionen“ hilft, die Enttäuschung klein zu halten, wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie wir sie uns erhofft haben. Dadurch können wir auch das Gesicht wahren.
Doch die gesündesten Antworten in unserer Ehe sind das einfache „Ja“ und „Nein“. Wieso? Weil auch die Ehe so begann. Und indem du „ja“ gesagt hast zu deinem Ehepartner, sagtest du auch „nein“ zu allen anderen. Deshalb fragte ich mich selber, welches denn die guten „Ja“ und guten „Nein“ sind?
„Ja“ sagen zur Verbindlichkeit der Ehe bedeutet auch „nein“ zu sagen zur Angst vor dem Versagen.
„Ja“ sagen zur Vergebung bedeutet auch „nein“ zu sagen zur Bitterkeit, welche sich einschleichen möchte, um dein Herz zu zersetzen.
„Ja“ sagen zum spontanen Kaffee mit dem Ehepartner bedeutet auch „nein“ zu sagen zum Alltag.
„Ja“ sagen zur Großzügigkeit als Ehepaar bedeutet auch „nein“ zu sagen zum Geiz.
„Ja“ sagen zur Bereitschaft, die Liebessprache des Ehepartners zu bedienen mindert die Wahrscheinlichkeit, dass dein Ehepartner „nein“ sagt zu deiner Liebessprache (nicht garantiert, aber es gibt ihm oder ihr die Gelegenheit, sich zu revanchieren).
„Ja“ sagen zu Sex bedeutet auch „nein“ dazu zu sagen, dass die Versuchung bei meinem Ehepartner eine Gelegenheit erhält.
„Ja“ sagen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Geld bedeutet auch „nein“ zu sagen zu den doofen Schulden.
„Ja“ sagen zu regelmäßigen Eheterminen bedeutet auch „nein“ zu sagen zu den Gefühlen der Distanz.
„Ja“ sagen zu schwierigen Gesprächen bedeutet auch „nein“ zu sagen zu Missverständnissen.
„Ja“ sagen zur zugesprochenen Vergebung bedeutet auch „nein“ zu sagen zu Selbstmissbrauch.
„Ja“ sagen zur Durcharbeitung von Frustrationen bedeutet auch „nein“ zu sagen zu einem zweifelnden Herzen.
„Ja“ sagen zu Gesprächen und Vereinbarungen bezüglich der Häufigkeit des Sexes bedeutet auch „nein“ dazu zu sagen, der Begierde und Verbitterung Raum zu geben.
„Ja“ sagen zu Gebet für und mit dem Ehepartner bedeutet auch „nein“ dazu zu sagen, die Dinge aus eigener Kraft erreichen zu wollen.
Gemeinsam „ja“ sagen zu Gott bedeutet auch „nein“ zu sagen zu anderen Stimmen, die um unsere Aufmerksamkeit buhlen.
Während ich das hier niederschreibe, denke ich an die Worte des Apostels Paulus: „Nicht, dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin.“ (Philipper 3,12)
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich alle diese Ehedinge bereits vollkommen beherrschen würde. Aber solange Anne und ich leben werden, werden wir immer um klare „ja“ und „nein“ Antworten kämpfen, weil uns unsere menschlichen Veranlagungen im Weg stehen. Ich bin mir sicher, dass auch du damit kämpfst. Aber wenn wir uns das einfache Ziel setzen können, unsere Ehen entlang eines gesunden „Ja“ nach dem anderen zu formen, dann werden wir auch erleben, wie wir „nein“ sagen zu den Dingen, welche unsere Ehe zerstören wollen.
Hast du weitere gesunde „Ja“, die du hinzufügen könntest? Gibt es weitere „Ja“, die der Herr dir auf dein Herz gibt, um sie deiner Ehe hinzuzufügen? Dann setze dich mit deinem Ehepartner zusammen und besprecht sie. Dies wäre eine großartige Gelegenheit, um mit deinem Ehepartner einige Bereiche durchzuarbeiten (und zu vergeben), wo du die wischi-waschi-Antwort „vielleicht“ gegeben hast und damit deine Ehe ein wenig in der Schwebe gelassen hast.
Ich liebe euch alle. Bestärkt die Anstrengungen eurer Ehepartner. Feiert den Fortschritt, den ihr macht. Und vergesst nicht, die Hoffnung zu füttern. Danke, dass ihr mich plaudern lasst.
Dave Barringer ist Hauptpastor der First Assembly in Portage, Michigan. http://kfirst.org/ Blog: http://pdave.me/