Rick Warren
Erstelle eine Kurzfassung deiner Predigt, in der die Bibelverse ausgeschrieben aufgeführt sind.
Ich erstelle stets eine gedruckte Kurzfassung meiner Predigten, in der alle Bibelverse, die darin erwähnt werden, ausgeschrieben aufgeführt sind. Das tue ich aus mehreren Gründen:
- Ungläubige Menschen besitzen möglicherweise keine Bibel.
- Es kommt nicht zu Peinlichkeiten, wenn es darum geht, die Verse in der Bibel zu finden.
- Man kann die Zeit besser nutzen. Ich habe einmal mitgezählt, wie oft ein bekannter Pastor in seiner Predigt sagte: „Lassen Sie uns jetzt diesen Vers aufschlagen“, und habe die Zeit gestoppt, die dafür nötig war. Ganze sieben Minuten seiner Predigt vergingen mit dem Umblättern von Seiten!
- Du kannst alle Leute zusammen einen Vers laut lesen lassen, weil alle dieselbe Übersetzung haben.
- Du kannst mehrere Übersetzungen verwenden und diese vergleichen.
- Die Leute können Wörter hervorheben, indem sie sie einkreisen oder unterstreichen, und sich am Rand Notizen machen.
- Es hilft den Menschen, sich den Inhalt der Predigt zu merken. Wir vergessen 90 bis 95 Prozent dessen, was wir hören, innerhalb von 72 Stunden. Das bedeutet, dass die Leute, wenn sie sich keine Notizen gemacht haben, am darauf folgenden Mittwoch nur noch 5 Prozent davon wissen, was du ihnen am Sonntag gesagt hast.
- Die Leute können die Verse später nochmals durchlesen. Sie können ihre Notizen auf Zettel übertragen und diese an ihren Kühlschrank kleben, wo sie sie oft sehen. Diese können dann die Grundlage für Diskussionen in kleinen Gruppen bilden.
- Die Gemeindemitglieder können den Inhalt der Predigt an andere weitergeben. Wir haben in Saddleback einige Geschäftsleute, die anhand der Kurzfassung der Predigt vom vorherigen Sonntag in ihrem Büro Bibelstudien abhalten.
Es erstaunt mich, welchen dauerhaften Wert solche Kurzfassungen mit ausgeschriebenen Bibelversen haben. Kürzlich erzählte mir der Biologielehrer einer Highschool, wie Gott eine solche Kurzfassung in seinem Leben gebraucht hat. Er bekam einen Anruf von seiner Tochter im Teenageralter, die ihm mitteilte, dass sie einen Autounfall gehabt hatte. Sie war unverletzt, aber das Auto war ein Totalschaden. Und, was noch schlimmer war: Sie hatte den Unfall verschuldet. Er fuhr sofort los, um sie abzuholen, und während sie auf den Abschleppwagen warteten, setzte er sich verärgert über das unverantwortliche Verhalten seiner Tochter auf die Bordsteinkante und dachte nach.
Je länger er dort saß, umso zorniger wurde er. Plötzlich fiel ihm ein Stück Papier auf, das im Rinnstein lag. Als er sah, dass es eine meiner Predigtkurzfassungen war, hob er es auf. Die Predigt hatte die Überschrift: „Wie du deinen Ärger loswirst.“ Jetzt bewahrt er die Kurzfassung gefaltet in seiner Brieftasche auf.
Diese Methode hat so viele positive Auswirkungen, dass ich nirgends mehr spreche, ohne eine solche Kurzfassung zu verteilen.
Formuliere deine Überschriften so, dass sie ungläubige Menschen ansprechen
Wenn du die kirchlichen Nachrichten in deiner Samstagszeitung durchliest, wirst du feststellen, dass sich die meisten Pastoren nicht bemühen, kirchenfremde Menschen mit ihren Predigttiteln anzusprechen. Ich studiere manchmal die Los Angeles Times, um zu sehen, welche Predigten die Kirchen für den Sonntag ankündigen. Ich habe mir einige der Titel notiert. Sie lauten:
- „Ein Sturm zieht sich zusammen“
- „Auf der Straße nach Jericho“
- „Petrus geht fischen“
- „Werde ein Titus“
- „Der Fluss des Blutes“
- „Der Dienst zerbrochener Gefäße“.
Weckt einer dieser Titel den Wunsch in dir, aus dem Bett zu hüpfen und in den Gottesdienst zu gehen?
Würde einer von ihnen einen kirchenfremden Zeitungsleser ansprechen?
Warum wird Geld dafür verschwendet, solche Titel anzukündigen?
Ich gebe zu, ich wurde schon dafür kritisiert, dass ich für die Predigten unserer Gottesdienste Titel benutze, die sich anhören, als stammten sie aus einem Reader’s-Digest-Artikel.
Aber das tue ich absichtlich!
Reader’s Digest ist sehr beliebt, weil sich seine Artikel um menschliche Bedürfnisse, Verletzungen und Interessen drehen. Die Menschen sind daran interessiert zu erfahren, wie sie ihr Leben ändern können.
Jesus sagte: „… die Menschen dieser Welt sind tatsächlich klüger als die Gottesfürchtigen“ (Lukas 16,8; NLB).
Sie wissen, was die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zieht.
Jesus erwartet von uns, dass wir genauso scharfsinnig und strategisch vorgehen, wenn wir evangelisieren: „Seht, ich sende euch aus wie Schafe unter die Wölfe. Seid vorsichtig wie die Schlangen und sanft wie die Tauben“ (Matthäus 10,16; NLB).
Meine Predigttitel sollen nicht dazu dienen, die Mitglieder anderer Gemeinden zu beeindrucken. Würde man Saddleback anhand der Predigttitel beurteilen, könnte man sogar zu dem Schluss kommen, dass wir ziemlich oberflächlich sind.
Aber unsere Zielgruppe sind nicht die Christen. Wir sind nicht oberflächlich; wir gehen nur strategisch vor.
Hinter diesen scheinbar seichten Titeln steckt die volle Kraft des Evangeliums.
Das Unverständnis anderer Christen ist ein kleiner Preis dafür, dass wir auf diese Weise Tausende Menschen für Christus gewinnen.
Predige systematisch in einer Serie
Nur wenige Pastoren wissen die Kraft der Dynamik zu nutzen. Das tust du, indem du eine Serie predigst, in der jede Predigt auf die vorherigen aufbaut.
Eine Predigtserie weckt in den Menschen eine Erwartungshaltung, und du kannst von der Mundpropaganda profitieren. Die Leute wissen genau, in welche Richtung du gehst, und wenn du deine Titel im Voraus ankündigst, können sie gezielt Freunde zum Gottesdienst einladen.
Ich beginne eine neue Predigtserie immer an Tagen, wo wir viele Besucher erwarten, wie etwa zu Ostern. Das schafft für viele Besucher, die zum ersten Mal bei uns sind, den Anreiz, zum zweiten Teil in der nächsten Woche wiederzukommen.
Ich glaube, eine Serie sollte vier bis maximal acht Wochen dauern. Alles, was darüber hinausgeht, hat zur Folge, dass deine Gemeinde das Interesse verliert und die Leute anfangen sich zu fragen, ob du sonst nichts zu sagen hast. Ich hörte einmal von einer Frau, die sich beklagte: „Mein Pastor lehrt schon 70 Wochen länger über Daniel als Daniel selbst!“
Behalte einen einheitlichen Predigtstil bei
Du kannst dich in den Gottesdiensten nicht abwechselnd auf Nichtchristen und Christen einstellen. Wenn eines deiner Gemeindemitglieder nur ein einziges Mal eine ungläubige Person in den Gottesdienst mitbringt und damit einen Misserfolg erzielt, wird er es nie wieder tun.
Lass einer Serie über den Umgang mit Stress beispielsweise keine Predigt mit dem Titel „Erleuchtende Weisheiten aus Levitikus“ folgen. Beginne nach einer Serie mit der Überschrift „Was Gott über Sex denkt“ keine neue über die „Demaskierung des Tiers in der Offenbarung“. Damit wirst du die Mitglieder deiner Gemeinde nur verwirren, und niemand wird mehr wissen, wann er es wagen kann, ungläubige Freunde mitzubringen.
Ich sage nicht, dass du nicht über Themen predigen kannst, die das christliche Wachstum betreffen. Das kannst du durchaus tun, und ich tue es auch. Ich lehre Ungläubige sehr gerne die christliche Theologie und Doktrin, ohne ihnen zu sagen, dass es sich darum handelt und ohne dabei eine religiöse Terminologie zu verwenden.
Wenn du eine Serie über einen Aspekt der geistlichen Reife predigst, musst du deine Predigt so gestalten, dass du die theologischen Aspekte mit den Bedürfnissen der Ungläubigen verknüpfst.
Wähle deine Gastredner sehr sorgfältig aus
Wir laden nicht mehr viele Gastredner ein, weil ich aus unserer Belegschaft ein Pastorenteam zusammengestellt habe, das einen Teil der Predigten übernimmt. Das hat auch den Vorteil, dass die Pastoren die Menschen kennen und lieben und, was noch wichtiger ist, mit dem Predigtstil, den wir hier aufrechterhalten wollen, vertraut sind.
Schon durch einen einzigen Gastredner, der dabei eine völlig andere Richtung verfolgt, wirst du möglicherweise Menschen verlieren, um die du dich schon monatelang bemühst. Wenn Ungläubige enttäuscht werden, ist es extrem schwierig, sie zurückzugewinnen. Vielleicht haben sie gerade angefangen sich wohl zu fühlen und sich zu öffnen, doch dann kommt ein Gastredner und macht alles zunichte. Dann sehen sie sich in ihren schlimmsten Befürchtungen im Hinblick auf die Gemeinde bestätigt.
Wir haben schon einige Gastredner nach dem ersten Gottesdienst abgesetzt, weil ihre Predigten nicht zu unseren Überzeugungen oder unserem Stil passten. Als ich einmal im Urlaub war, sollte ein bekannter christlicher Sprecher für mich einspringen. Leider lautete seine Botschaft, dass es Gottes Wille sei, dass jeder Christ reich wird.
Nach dem ersten Gottesdienst konfrontierte ihn einer meiner Pastorenkollegen und sagte: „Danke, aber wir möchten dich in den nächsten drei Gottesdiensten nicht mehr als Sprecher haben!“ Mein Jugendpastor suchte eine alte Botschaft heraus und predigte an seiner Stelle. Pastoren müssen ihre Herden vor Irrlehren schützen.
Mögen deine Predigten in dieser Woche von Gott gesalbt sein!
Rick Warren ist Pastor der Saddleback Church in Lake Forst, Kalifornien, deren Gottesdienste am Wochenende von durchschnittlich 22.000 Menschen besucht werden. Rick ist durch sein Buch The Purpose Driven Life (deutsch: Leben mit Vision) bekannt geworden, das auf der Bestsellerliste der New Times für über zwei Jahre die Sektion für gebundene Ratgeber anführte. Rick beschreibt darin fünf biblische Prinzipien, die für ein erfülltes Leben notwendig sind: Lobpreis und Anbetung, Gemeinschaft, Jüngerschaft, Dienst und Evangelisation. Für mehr Info besuche: http://pastors.com/rickwarren/