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Leiterschaftswechsel ohne Spannung (Forsetzung)

Paul Clark 

Manchmal öffnet Gott eine Tür, die uns Leitern neue Möglichkeiten erschließt. Dann sollten wir diese nutzen. Ich stimme mit meiner Kollegin Iris Schültzke überein, die auf Facebook postete: „Manchmal muss man mutig sein und etwas beenden, damit etwas anderes wachsen kann!“

Als Gemeindegründer wurde ich, nachdem sich ein Nachfolger gefunden hatte, schon oft gebeten, als Ältester oder Berater in der betreffenden Gemeinde zu bleiben. Ich habe diese Bitte jedoch stets abgelehnt, weil ich glaubte, dass es für meinen Nachfolger und die Gemeinde besser war, wenn sie sich kennenlernen und zusammenarbeiten konnten, ohne dass ich dabei anwesend war. Ich höre immer wieder, wie es in Gemeinden zu Konflikten kommt, nur weil der frühere Pastor oder Gemeindeleiter immer noch dort ist. Ich weiß, dass es Ausnahmen gibt, wo das funktioniert, aber im Allgemeinen ist es viel besser für den ehemaligen Pastor oder Gemeindeleiter, wenn er seinen Dienst an einem anderen Ort fortsetzt. Oft ist es auch sehr heilsam für ihn und seine Familie, wenn sie nicht alles mitbekommen, was in der Gemeinde vor sich geht. Unwissenheit ist Glückseligkeit!  

Wenn du deine Gemeinde verlässt, tu es so würdevoll wie möglich, ganz gleich wie groß die Konflikte innerhalb der Gemeinde sein mögen. Ein authentischer, reifer Leiter steht über den belanglosen Beschwerden und Abneigungen unvollkommener Menschen. Es menschelt manchmal zu sehr! Dave Barringer schreibt: „Wir sollen die Menschen auch in ihren nicht liebenswerten Momenten lieben, weil Gott genau das mit uns getan hat.“ Der Apostel Paulus sagt es so: „Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe…“ (Epheser 4, 2 )

Den Gemeinden, die im Hinblick auf die Leiterschaft eine große Krise oder einen Konflikt durchlaufen, empfehle ich dringend, sich einen Interimspastor von außen in die Gemeinde zu holen, der die Leiterschaft begleitet, bis ein neuer Pastor eingesetzt wird. Ich hatte bereits in drei verschiedenen Gemeinden die Möglichkeit, als Interimspastor tätig zu sein, und durch Gottes Gnade konnten die Spannungen, die diese Gemeinden spalteten, nach einiger Zeit beigelegt werden, sodass wieder Ruhe einkehrte und in Frieden und Einheit ein neuer Pastor gewählt werden konnte.

Nach schweren Krisen innerhalb der Leiterschaft habe ich schon einige Vorstände von Gemeinden sagen hören: „Wir werden die Gemeinde jetzt selbst leiten. Wir brauchen keinen Pastor mehr.“ Aber fast alle Gemeinden, die ich diesen Weg habe einschlagen sehen, haben im Lauf der Zeit sowohl Mitglieder als auch ihren Schwung verloren. Die Ursache der Krise ist normalerweise nicht der frühere Pastor, sondern ungelöste Konflikte zwischen den Mitgliedern, die schon lange unter der Oberfläche brodeln. Jemand, der von außen kommt, hat viel eher die Chance, solche internen Angelegenheiten auf konstruktive Weise zu klären. Schütte das Kind nicht mit dem Bad aus. Jede Gemeinde braucht einen Pastor.

Wenn wir unseren Dienst in einer Gemeinde aufgegeben haben, hören wir oft, dass dort negative Dinge geschehen. Meistens müssen wir diese dem Herrn geben. “let go, let God!” Es ist auf Dauer keine Lösung, wenn manche Mitglieder ständig mit dem früheren Pastor oder der Pastorin Kontakt aufnehmen und ihm oder ihr erzählen, dass es mit dem neuen Pastor nicht gut läuft. In wichtigen Angelegenheiten sollte das unzufriedene Gemeindemitglied natürlich ermutigt werden, die für den betreffenden Bezirk oder die Region verantwortliche Person im Gemeindeverband zu kontaktieren.

Der neue Leiter!

Auf den oder die „Neue“ warten viele Herausforderungen. Man wird dich mit dem vorherigen Pastor vergleichen, ob es dir gefällt oder nicht. Achte sorgfältig darauf, dass du nie etwas Negatives über deinen Vorgänger sagst. Niemals. Versuche nie, Dinge zu schnell zu ändern. Höre die Weisheit Salomos: „Versetze keine alten Grenzsteine, mache den Waisen niemals ihr Eigentum streitig!“ (Spruche 22,10a HFA).

Der Versuch, zu schnell entscheidende Veränderungen herbeizuführen, war schon für viele Pastoren der Untergang. Ehe sie es sich versahen, waren sie nicht länger der Hirte der Herde, weil sie ihre Glaubwürdigkeit verloren hatten. Ohne Glaubwürdigkeit hast du keine Chance. Denk daran: Die Gemeinde war schon da, bevor du gekommen bist, und sie wird es hoffentlich auch noch sein, nachdem du gegangen bist. Die Gemeinde gehört nicht dir.

Eine pastorale Veränderung kann für die ganze Gemeinde eine große Herausforderung sein. Innerhalb kurzer Zeit den bisherigen Pastor zu verabschieden und den neuen willkommen zu heißen, ist nicht einfach. Tatsache ist, dass verschiedene Pastoren im Hinblick auf ihren Dienst einen völlig anderen Ansatz verfolgen und eine ganz andere Lebensanschauung haben können. Der Herr hat keine identischen, schablonenhaften Leiter erschaffen, auch nicht innerhalb derselben Gemeindebewegung. Hier kommt der menschliche Faktor zum Tragen, weil traurigerweise so viele Gemeindemitglieder das Spiel: „Vergleiche den Vorgänger mit dem Nachfolger“ spielen. Macht das das Leben nicht interessant? Wenn es in der Leiterschaft Veränderungen gibt, wird es nie langweilig!

Auch Mose und Josua waren völlig unterschiedliche Typen von Leitern, doch Gott gebrauchte sie beide in verschiedenen Umständen, um seinen Willen und seine Ziele zu erreichen. Das sollte die Gemeinden und ihre Leiter ermutigen, wenn sie in ihrem Dienst schwierige Zeiten durchmachen. Gott wird jedem Mann und jeder Frau, die sich die Worte, die der Herr zu Josua sagte, zu Herzen nimmt, seine Kraft und seine Führung zuteilwerden lassen: „Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.” (Josua 1, 5b)

Lass uns heute wie noch nie zuvor unser Herz für das Wirken des Heiligen Geistes öffnen und ihm erlauben, uns zu trösten und unser Beistand zu sein, ganz gleich welche Veränderungen in deinem Leben oder deiner Gemeinde gerade vor sich gehen. Never Forget: “Durch die mächtige Kraft, die in uns wirkt, kann Gott unendlich viel mehr tun, als wir je bitten oder auch nur hoffen würden.“ (Epheser 3,20 NLB)

Paul Clark’s Lebensbotschaft ist es, ein Ermutiger zu sein für die, die andere ermutigen. Paul  hat mit seiner Frau Mechthild Gemeinden im Saarland, Rheinland-Pfalz und Thüringen gegründet und dient als Coach in verschiedenen Gemeindegründungsprojekten und berät Gemeinden in Zeiten großen Umbruches. Er hat das ‚Forum für Leiterschaft im Gemeindebau’  [1]ins Leben gerufen um Pastoren und Gemeindeleiterin in ihren Dienst zu ermutigen:  Die Clarks wohnen in Lindau (Bodensee) und gründen eine neue Gemeinde in Bregenz [2].