Marco Hofmann
Als ich nach einer Konferenz in Stockholm in den Bus zum Flughafen steige, registriere ich in meinem Augenwinkel, dass der Busfahrer hastig mit seinem Taschentuch beschäftigt ist. Heftiger Husten und Schnupfen machen ihm merklich Mühe. Ich denke mir nicht viel dabei, bis ich das Husten und Niesen bei voller Fahrt wieder wahrnehme. Der Blick nach vorne bestätigt meine Befürchtung: bei gut 80 km/h ist der Fahrer wieder mit dem Taschentuch beschäftigt.
Gut telefoniert er nicht noch nebenbei! Dankbar, dennoch heil am Flughafen angekommen zu sein, mache ich mir beim Warten auf den Flug so meine Gedanken. Was wäre, wenn, der Pilot des Flugzeugs krank ist? Herzkrank und total geschwächt; immer wieder mal Aussetzer? Gut gibt es noch den Copiloten; doch dieser schläft seit Monaten nicht richtig, nimmt Tabletten, ist total entkräftet. Die Fluggesellschaft kennt die Probleme, doch bisher ist ja alles gut gegangen – kein Handlungsbedarf. Natürlich verscheuche ich diese nicht sehr erbauenden Gedanken, ich fliege Swiss, nicht Crashair und bin zufrieden angekommen.
Als Pastoren sind wir keine Busfahrer und Piloten, doch auch uns sind Menschen anvertraut. Ein Schnupfen wirft uns nicht aus der Bahn und wird auch niemanden beunruhigen. Doch wie sieht es aus, wenn wir physisch, psychisch, emotional krank oder entkräftet sind? Wenn unsere Seele verletzt ist – unser geistliches Herz kränkelt, aussetzt, oder gar nicht mehr schlägt? Ich bin davon überzeugt, wenn Pastoren, aus welchen Gründen auch immer, geistlich krank, verletzt oder entkräftet sind, dass sich dies auf die Gemeinde auswirkt.
Es ist ansteckend! Es bringt den „Kirchenbus“ zum Schlingern und so mancher Crash wäre vermeidbar gewesen, wenn ‚mehr als alles, was man sonst bewahrt, das Herz behütet worden wäre‘ (Sprüche 4,23).
„Habe acht auf dich selbst…“rät Paulus seinem Freund Timotheus (1. Tim 4,16). Dieser Rat ist ganzheitlich zu verstehen und stellt uns auch in die Verantwortung, auf uns zu achten, in allem was unser Leben und auch unsere Berufung ausmacht.
Pastoren mit einer gesunden, herzlichen und innigen Beziehung zu Gott dem Vater, Jesus und dem Heiligen Geist, prägen die Gesundheit der Gemeinde mit ihrer Leidenschaft für das Reich Gottes, ihrem Gebetsleben und vielem mehr. Pastoren, die das Wort Gottes lieben und auf die gesunde Lehre achten, prägen ihre Gemeinden mit einer Leidenschaft selber mündige Nachfolger Jesu – Täter des Wortes – zu sein.
Pastoren mit gesunder Ehebeziehung sind Vorbilder für viele andere, sich in ihren Beziehungen gesund zu erhalten. Pastoren, die Sorge tragen zu ihrer körperlichen Gesundheit, ihren Freundschaften, ihrem Umgang mit Zeit, Finanzen, Gaben, materiellem und geistlichem, sind Vorbilder für die Gemeinde. Nein, es ist kein Plädoyer für „Pastor Wunderbar“, der reich, gesund und erfolgreich alles richtigmacht, sondern schlicht und einfach der Appell: Achte auf dich selbst! Denn die Gemeinde, die in deinen „Bus“ einsteigt, tut es auch. Sie achtet auf dich und ist dir anvertraut.
Marco Hofmann ist leitender Pastor der Gemeinde Connect Zofngen,Schweiz und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Pfingstmission.
FLG hat vom Autor des Artikels und INSPIRATION die Genehmigung zur Veröffentlichung dieses Artikels erhalten. INSPIRATION ist eine verkürzte Version der Zeitschrift ENRICHMENT, die von den Assemblies of God, USA, herausgegeben wird. INSPIRATION dient den Bedürfnissen von deutschsprachigen Pastoren und stellt theologisch-biblisch relevante, up-to-date Artikel für die Arbeit von Gemeindeleitern und Pastoren zur Verfügung. http://enrichmentjournal.ag.org/International/German/index.cfm