Paul Clark

„Jedes Wort hat drei Definitionen und drei Interpretationen.“ (Sprichwort aus Costa Rica)

„Selig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“ (Matthäus 5, 9)

„Eine Ehe (eine Gemeinde?) bedeutet Erwartungen, und Erwartungen bedeuten Konflikte.“ (Paxton Blair)

Wenn wir nicht bereit sind, uns in der Gemeinde mit Konflikten auseinanderzusetzen und stets versuchen, sie zu ignorieren, ist die Leiterschaft vielleicht nicht der richtige Platz für uns. Zugegeben, die Lösung von Konflikten ist eine der unangenehmsten Aufgaben, vor denen wir Leiter regelmäßig stehen. Wie die meisten Menschen, haben auch wir ein großes Harmoniebedürfnis. Carey Nieuwhof nennt drei Gründe, warum wir als Pastoren und Leiter von so sehr davor zurückscheuen, uns mit Konflikten zu befassen:

1) Wir wollen den Menschen mit Gnade begegnen und haben deshalb oft das Gefühl, dass wir zu Lasten der Wahrheit Kompromisse eingehen müssen.

2) Wenn wir die Wahrheit sagen, fällt es uns oft schwer, sie in Worte zu kleiden, in denen Güte und Gnade mitschwingt.

3) Wir machen uns Sorgen darüber, dass wir die Gefühle von Menschen verletzen könnten, obwohl wir kaum etwas Besseres tun können, als ihnen ein ehrliches Feedback zu geben.

Ein Pastor sagte mir einmal: „Ich wäre lieber ein Teddybär, der ständig Umarmungen verteilt, als der Hirte einer Gemeinde, der einen Stab in der Hand hält.“ Später gestand er jedoch ein, dass der reine „Teddybär-Ansatz“ für die gesunde Entwicklung seiner Gemeinde nicht förderlich war.

Gemäß der Überzeugung von Gary Allen besteht einer der Hauptgründe, warum die meisten Gemeinden nicht wachsen oder ein Plateau erreichen, in der Tatsache, dass Konflikte nicht gelöst werden. „In vielen Gemeinden gibt es zwischenmenschliche Konflikte, die verhindern, dass ihr Dienst effektiv ist. Weil die Gemeinden nicht in der Lage sind, diese Konflikte beizulegen, setzt sich dieser Kreislauf immer weiter fort. Wenn sich der Leiter der Gemeinde jedoch die Fähigkeit aneignet, richtig mit Konflikten umzugehen, und diese entsprechend einsetzt, kann er deren Zahl beträchtlich vermindern.“

Wir hoffen oft, dass sich Konflikte in unserer Gemeinde irgendwie von selbst lösen werden. Ich habe jedoch festgestellt, dass meistens genau das Gegenteil der Fall ist: Je länger ich damit warte, mich um eine Konfliktsituation zu kümmern, umso schlimmer wird sie.

Es steckt viel Wahrheit in der bekannten Redensart: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ Paulus ermutigt uns geistliche Leiter, „in Liebe die Wahrheit zu sprechen“. Doch natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass jeder halleluja ruft, wenn wir das tun!

Eines weiß ich sicher: E-Mails, Facebook-Posts oder WhatsApp-Nachrichten sind nicht dafür geeignet, Konflikte innerhalb der Gemeinde zu lösen. Ich stimme von ganzem Herzen mit Terry Linhart überein, der in seinem Buch The Self-Aware Leader schrieb:

„Konflikte werden meistens erst gelöst, wenn man sich gegenübersitzt. Aber ich bin so überzeugt davon, dass ich es in allen meinen Organisationen zur Regel gemacht habe, Konflikte nicht per Email oder in sozialen Medien auszutragen. Und zwar aus folgendem Grund: Geschriebene Kommunikation kann leicht missverstanden werden. Auch in Emails können wir nicht alle Informationen und Gefühle übermitteln, die ansonsten vom Ton der Stimme, von Gesichtsausdrücken, Gesten und Pausen übertragen werden.“

Von Zeit zu Zeit (Gott sei Dank nicht oft) bekomme ich E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten, die alles andere als erbaulich sind und manchmal sogar meine Person angreifen. In solchen Situationen achte ich immer sehr darauf, nicht aus meinem Frust heraus darauf zu reagieren und sofort auf den „Antwort-Button“ zu klicken. Das würde nur dazu führen, dass Nachrichten, in denen unterschiedlichen Meinungen aufeinandertreffen, hin- und hergehen wie bei einem Tennisspiel. Das endet oft in Missverständnissen und die Dinge geraten schnell außer Kontrolle, ohne dass man je zu einer Lösung findet. Natürlich, in solchen Fällen versuche ich immer, mit der betreffenden Person ein Gespräch unter vier Augen zu führen, um die Sache zu klären.

Auch wenn ein Konflikt beigelegt ist, wird nicht jeder glücklich sein. Man kann es nicht immer allen recht machen. Die Lösung eines Konflikts ist normalerweise nie eine „Win-Win-Situation“, aber dessen Klärung und eine klare Richtungsweisung der Gemeinde für die Zukunft muss Priorität haben. Als Pastor und Hirte habe ich die Verantwortung, in der Gemeinde für Ordnung zu sorgen und darauf zu achten, dass sie nicht zu einem Ort wird, an dem ihre Mitglieder alle möglichen Streitigkeiten austragen – sei es öffentlich oder hinter den Kulissen –, ohne darüber nachzudenken, was das Beste für die Gemeinde ist.

Man kann etwas nicht ändern, wenn man sich nicht damit auseinandersetzt.

Leider bieten zu viele Gemeinden einige ihren Mitgliedern eine Plattform, auf der sie ihre eigenen Pläne und Leidenschaften (Steckenpferde) verfolgen können. Diese fehlgeleiteten Geschwister denken nie darüber nach, was das Beste für die Gemeinde wäre, sondern sorgen sich auf ihrer Suche nach Anerkennung und Aufmerksamkeit nur um ihr eigenes Image.

Ich wünschte, es gäbe eine einfache Lösung für alle Konflikte innerhalb der Ortsgemeinde. Im Neuen Testament sehen wir, dass man sich auch damals schon einer ganzen Reihe von Methoden bediente, um Konflikte in der Gemeinde auszuräumen, aber auch diese waren nicht alle erfolgreich.

Gary Allen schreibt: „In dem Schmerz und dem Zorn, den Konflikte auslösen, versuchen Pastoren oft, eine Situation sofort zu klären. Das ist verständlich. Aber tatsächlich ist die Konfliktbewältigung ein fester Bestandteil des Lebens eines Leiters. Ein Pastor minimiert und löst Konflikte, indem er seine Fähigkeiten als Leiter entsprechend einsetzt. Konflikte können nie gänzlich vermieden werden, aber Pastoren müssen so gut wie möglich auf ihre Vermeidung hinarbeiten, indem sie die Menschen bewusst führen und schulen.“

Ich erinnere mich noch daran, wie ich als Pastor einmal eine Frau aus der Gemeinde auf ein bestimmtes Problem in ihrem Leben ansprach. Das veränderte sie auf höchst positive Weise. Wenn sie mich in den darauf folgenden Wochen sah, kam sie jedes Mal zu mir und umarmte mich. Sie fühlte sich durch meine liebevolle Konfrontation sehr gesegnet, weil sie ihr half, mit einem schwierigen Problem in ihrem Leben umzugehen. Natürlich könnte ich auch von anderen Situationen berichten, wo meine liebevolle Konfrontation nicht solche Früchte trug.

Sogar Paulus gibt zu, dass es nicht immer möglich ist, mit allen Menschen – auch Christen – in Frieden zu leben. Aber wir müssen immer sicherstellen, dass wir mit Gottes Hilfe alles getan haben, was in unserer Macht steht, um Frieden herbeizuführen. „Tragt euren Teil dazu bei, mit anderen in Frieden zu leben, soweit es möglich ist!“  (Römer 12,18)

Ich weiß nicht, mit welchen Konfliktsituationen du in deiner Gemeinde gerade zu kämpfen hast. Vielleicht weißt du, dass du es schon viel zu lange aufgeschoben hast, mit jemandem, der in der Gemeinde Zwietracht verursacht, ein Gespräch zu führen.

1) Sei nicht zu stolz, wenn es nötig ist, einen weisen und reifen Pastor um Rat zu bitten. “Helft einander, eure Lasten zu tragen! Auf diese Weise werdet[d] ihr das Gesetz erfüllen, das Christus uns gegeben hat[e].“ (Galater 6,2 NGÜ)

2) Die Worte von Jakobus waren in Konfliktsituationen immer eine Ermutigung für mich. “Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern und ohne Vorwurf gibt; so wird sie ihm gegeben werden.” (Jakobus 15)

3) Vergiss nicht: Wir Leiter befinden uns in einem geistlichen Marathon, nicht in einem geistlichen Sprint. Es ist ganz entscheidend, dass wir in der Berufung bleiben, die Gott uns gegeben hat.

Ich möchte dich heute ermutigen: Wenn wir treu im Glauben vorwärts gehen, wird auch diese schwierigen Konfliktsituationen vorübergehen. Mach dir stets bewusst, dass Jesus das Haupt der Gemeinde ist, an der gebaut wird, und die Mächte der Hölle ihr nichts anhaben können!

Verbunden in IHM

Paul

Beachte: Ich habe über dieses Thema auf Englisch einen ausführlichen Artikel mit dem Titel Managing Conflict in the Church geschrieben, den du dir als PDF herunterladen kannst.

P. S. Ich hoffe, der ein oder andere der nachfolgenden Beträge werden zu euch oder jemandem aus eurem Mitarbeiterteam sprechen.

 

15 Impulse zum Thema: Die Kraft kleiner Gemeinden

Es gibt keine ideale Größe für Gemeinden. Eine Gemeinde gibt den Menschen, die sie besuchen, was sie brauchen, ganz gleich wie groß sie ist.

Karl Vaters


3 Vorschläge, Stress zu reduzieren in deiner Gemeindearbeit

 Rick Warren


Missionarisch leiten!

 Nate Elarton


Bereit, nicht perfekt!

 Peter Zalud


Sei Mutig!
Mut ist eine wichtige und notwendige Tugend für wahre Leiterschaft. Denke dran, welchen Mut es braucht, in das Zimmer eines Sterbenden zu treten, Ungläubige zu evangelisieren oder einfach jeden Sonntagmorgen aufzustehen um zu sprechen. Und welchen Mut erfordert es, das unpopuläre Wort zu predigen? Oder in Kontakt zu treten mit dem alkoholkranken Vater eines der Kinder aus der Jugendgruppe? Es braucht Mut zur Veränderung. Es braucht Mut zum Risiko. Daher ist Mut wesentlich für Leiterschaft. Wie C. S. Lewis sagte: „Mut ist nicht einfach eine der Tugenden, sondern die Form jeder Tugend unter Prüfungsdruck.“ (David McAllister-Wilson)


Burnout!
Obwohl Burnout normalerweise als Ergebnis dessen betrachtet wird, dass man zu viel gegeben hat, resultiert es meiner Erfahrung nach von dem Versuch, zu geben, was man nicht besitzt. (Parker Palmer)


Gottes Gaben!
Frederick Buechner definiert den Schwerpunkt unseres Dienstes als den „Ort, an dem die Tätigkeit, die mir am meisten Freude bereitet, mit einer echten Not in dieser Welt zusammentrifft“  Wir sind keine Endverbraucher der Gaben Gottes. Sie sind nichts anderes als die uns anvertraute Ausrüstung, um in diese Welt Gottes Stimme, Gottes Hand, Gottes Füße und Gottes wirksame Gegenwart sein zu können. (Thomas Härry)