Rick Warren

Meine erste Anstellung in einer Gemeinde erfolgte als Jugendpastor. Als ich die Position antrat, wusste ich nichts über den Jugenddienst. Ehrlich gesagt, war ich genauso grün hinter den Ohren wie die Jugendlichen selbst.

Ich werde nie vergessen, wie der Pastor der Gemeinde, W. C. Bryant, mich, nachdem er mich eingestellt hatte, in sein Büro zog. Wir hätten nicht unterschiedlicher aussehen können. Er trug einen dreiteiligen Anzug, ich hatte Jeans und ein T-Shirt an. Aber W. C. sah mir direkt in die Augen und sagte: „Rick, wenn ich dir nicht vertrauen würde, hätte ich dich nicht eingestellt. Wenn ich dir nicht vertrauen würde, wärst du kein Teil dieser Belegschaft. Allein die Tatsache, dass du hier bist, bedeutet, dass ich dir vertraue. Also leg los. Tu, was immer nötig ist, um die Jugendlichen zu Christus zu führen.“

Und genau das tat ich. Nachdem er mir ein solches Vertrauen gezeigt hatte, gab ich alles, um die Jugend unserer Gemeinde für das Evangelium zu gewinnen. Wir erreichten Hunderte von Teenagern mit der guten Botschaft von Christus. Diese Erfahrung führte dazu, dass sich der Kurs meines Dienstes grundlegend änderte. Ich lernte Lektionen, die mir später halfen, die Saddleback-Gemeinde zu gründen und zu leiten. Heute lehre ich diese Prinzipien auf der ganzen Welt, aber viele von ihnen haben ihren Ursprung in meiner Zeit als Jugendpastor.

Als Jugendleiter weiß ich, dass es wichtig ist, was du tust. Es hat eine größere Bedeutung, als dir vielleicht bewusst ist. Du formst junge Menschen, die nicht nur die Gemeinde von morgen sind – sie sind auch die Gemeinde von heute! Das ist eine große Verantwortung und eine großartige Gelegenheit. Wie holst du aus diesen Jugendlichen das Beste heraus, sodass sie Christus in ihr Umfeld hinaustragen können? Fang an, in deinen Beziehungen mit den Teenagern die folgenden vier Gewohnheiten aufzubauen:

1. Akzeptiere die Einzigartigkeit der Jugendlichen

Sieh dir einmal die Teenies in deiner Gruppe an. Sie sind alle so unterschiedlich – sie sind von unterschiedlicher Gestalt, haben unterschiedliche Fähigkeiten und kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen. Und Gott wird sie in der Zukunft auf ganz unterschiedliche Weise gebrauchen. Er hätte auch eine Maschine benutzen können, um Kopien von jeder Person auf dem Planeten anzufertigen, aber so wirkt Gott nicht. Gott schätzt die Vielfalt, und in unserem Dienst sollten wir das auch tun.

Viele der Jugendlichen fangen gerade erst an, die Grenzen ihres einzigartigen Beitrags für die Welt um sie herum auszutesten. Wie du mit ihrer Einzigartigkeit umgehst, wird sie noch jahrelang prägen. Gott hat jeden Teenager anders erschaffen, weil es für sie viele verschiedene Rollen auszufüllen gilt. Stell dir nur einmal vor, wie viel Arbeit unerledigt bliebe, wenn sie alle gleich wären. In der Bibel heißt es: „Und so unterschiedlich auch die Aufgaben in der Gemeinde sind, so ist es doch derselbe Herr, der uns dazu befähigt“ (1. Korinther 12,5).

Deshalb geht deine Aufgabe darüber hinaus, sie in ihrer Einzigartigkeit zu bestätigen. Deine Aufgabe (ganz gleich welche Rolle du in deinem Dienst bekleidest) besteht darin, den Menschen zu helfen, ihre Einzigartigkeit zu entdecken und darin zu wachsen. Und das ist besonders wichtig, wenn du mit Jugendlichen arbeitest. Die Teenager werden aus allen Richtungen unter Druck gesetzt, sich mit anderen zu vergleichen und sich dem anzupassen, was die Gleichaltrigen um sie herum tun. Was du ihnen sagst, sollte anders lauten. Du musst ihnen helfen, ihr einzigartiges PROFIL zu entdecken und zu entwickeln – die Mischung aus ihren geistlichen Gaben, ihrem Herzen, ihren Fähigkeiten, ihrer Persönlichkeit und ihren Erfahrungen.

 2. Bestätige und ermutige sie ständig.

Teenager hören ständig negative Aussagen über sich. Sie hören diese Aussagen von den Lehrern in der Schule, von ihren Trainern, ihren Mitschülern – und manchmal vielleicht sogar von ihren Familien.Sei die andere Stimme in ihrem Leben.Ermutigung kann sich im Leben junger Menschen auf unglaubliche Weise auswirken (und übrigens auch im Leben alter Menschen).

Kürzlich war ich auf der Abschlussfeier einer achten Klasse vonSchülern mit besonderen Bedürfnissen. Die Geschichte eines der Jungen dort veranschaulicht das sehr gut. Er wusste schon von frühem Alter an, dass er anders war. Und das führte dazu, dass er pausenlos wütend auf alle anderen war. Aber Gott veränderte ihn. Als sein Abschluss von der Junior Highschool nahte, wurde er gebeten, die Abschlussrede zu halten. Er erklärte den Versammelten: „Mein Leben war wie ein außer Kontrolle geratenes Lagerfeuer – die Funken stieben in alle Richtungen. Mein Zorn verbrannte jeden in meinem Leben.“

Aber dann sprach er über die Ermutigung und Annahme, die er von seinen Eltern, die unserer Gemeinde angehören, und durch unsere kleine Gruppe auf der Junior High bekommen hatte. Das veränderte sein Leben. Er beendete seine Rede mit den Worten: „Ich bin immer noch ein Lagerfeuer, aber jetzt wärme ich alle anderen, und sie werden von dem Feuer angezogen. Sie braten Snacks über mir!“ Gott gebrauchte die Bestätigung anderer, um das Leben dieses Jungen zu verändern. Auch deine Bestätigung hat diese Kraft.

3. Übertrage ihnen Verantwortung.

Nichts wird mehr dazu beitragen, das Beste aus den Jugendlichen herauszuholen, als dein Vertrauen. Das ist wie in der Geschichte, die ich am Anfang berichtet habe: W. C. Bryants Glaube an mich setzte mich in meiner ersten Erfahrung als Jugendpastor frei. Sein Vertrauen in mich erlaubte es mir, Risiken einzugehen, Fehler zu machen und zu wachsen.

Die Jugendlichen werden nie lernen, Jesus in die Welt hinauszutragen, indem sie nur Bücher darüber lesen. Sie werden lernen, ihre Welt zu beeinflussen, indem sie es tun.Fang klein an. Suche nach kleinen Möglichkeiten, wie sie dienen können, wenn sie in deinen Dienst kommen. Lass sie nach einem Treffen aufräumen. Lass sie die anderen begrüßen.

Aber lass es nicht dabei bewenden. Mach es dir zum Ziel, ihnen im Lauf der Zeit noch weitere Dienste zu übertragen. Lass sie die Arbeit organisieren, andere um ihre Hilfe bitten und dann den Dienst tun. Höchstwahrscheinlich können die Teenager mehr Verantwortung übernehmen, als du glaubst.

4. Liebe sie bedingungslos und von ganzem Herzen.

Das ist vielleicht der wichtigste Teil, um das Beste aus den Jugendlichen herauszuholen, aber es wird auch der schwerste sein. Die Jugendlichen werden deine Liebe zu ihnen ständig auf die Probe stellen. Du wirst als Jugendleiter verletzt werden. Du wirst enttäuscht werden. Du wirst sie am einen Tag lehren und am nächsten Tag werden sie eine schlechte Entscheidung treffen.

Aber eine wesentliche Eigenschaft eines Jugendleiters, der effektiv daran arbeitet, Leiter für die nächste Generation heranzubilden, besteht darin, dass er die Teenager nie aufgibt. Wir alle brauchen Menschen in unserem Leben, die uns eine zweite Chance geben. Ich weiß, dass ich solche Menschen viele Male in meinem Leben gebraucht habe. Ich bin sicher, das gilt auch für dich. Und dasselbe gilt für die Mitglieder deiner Jugendgruppe.

Viele der Jugendlichen,denen du jede Woche dienst, haben zu niemandem eine solche Beziehung. Sie sehnen sich verzweifelt nach der Sicherheit, die die bedingungslose Liebe und Akzeptanz anderer mit sich bringt. Wenn sie sehen, dass sie dir und anderen in eurem Dienst am Herzen liegen, selbst wenn sie etwas vermasselt haben, gewährt ihnen das einen kurzen Blick darauf, wer Gott ist.

Die Wahrheit ist: Du wirst nie in der Lage sein, dieses Bedürfnis der Jugendlichen in deinem Dienst vollständig zu stillen. Dazu sind nicht einmal ihre Eltern in der Lage. Aber du kannst sie auf den Einen hinweisen, der ihnen die Art von Sicherheit geben kann, nach der sie sich verzweifelt (und oft insgeheim) sehnen. Erzähle ihnen von der bedingungslosen Liebe Gottes, und er wird dieses Bedürfnis für den Rest ihres Lebens immer wieder auf die beste und nachhaltigste Weise stillen.

Vielleicht kannst du es jetzt noch nicht sehen, aber ich glaube, du machst einen Unterschied im Leben der Jugendlichen, der noch über Generationen hinweg nachklingen wird. Ich bin davon überzeugt, dass die besten Tage der Gemeinde noch vor uns liegen, und das zum Teil aufgrund dessen, was du im Leben der Jugendlichen tust. Mach damit weiter!

Rick Warren ist Pastor derSaddleback Church in Lake Forst, Kalifornien, deren Gottesdienste am Wochenende von durchschnittlich 22.000 Menschen besucht werden. Rick ist durch sein Buch The Purpose Driven Life(deutsch: Leben mit Vision) bekannt geworden, das auf der Bestsellerliste der New Times  für über zwei Jahre die Sektion für gebundene Ratgeber anführte. Rick beschreibt darin fünf biblische Prinzipien, die für ein erfülltes Leben notwendig sind: Lobpreis und Anbetung, Gemeinschaft, Jüngerschaft, Dienst und Evangelisation. Für mehr Info besuche: http://pastors.com/rickwarren/