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Geh auf den Fahrersitz zurück!

Lothar Krauss

Täglich prasselt richtig viel auf Führungskräfte ein. Oder? Schnell ist man im Modus gelandet zu reagieren, anstatt proaktiv zu agieren. Ich erinnere mich mit dem Bild: »Auf den Fahrersitz zurückzukehren«, wenn ich wieder mal im Modus »reagieren« festhänge. Es ist mein Job, mein Leben zu gestalten, Prioritäten zu setzen, mich nicht von Umständen, Erwartungen, anderen Leuten, Projekten … »fahren zu lassen«, sondern selbst auf den Fahrersitz zurückzukehren und zu fahren. Was hilft mir dabei? Folgende Überlegungen und Entscheidungen:

Ich bin verantwortlich!

Ich übernehme Verantwortung. Ich schiebe sie nicht ab! Auf andere Leute oder Umstände! Ganz gleich wie meine Lage ist, ich übernehme Verantwortung. Mir hilft das Bewusstsein, dass ganz viel in meiner Hand liegt. Ich ganz viel ändern, neu gestalten, beginnen oder lassen kann. Viel mehr als ich spontan denke, wenn ich nur bereit bin den Preis dafür zu bezahlen!

Ich bin nicht das Opfer, sondern Gestalter!

Ich gebe zu: Manchmal wäre es einfacher zu einer »Self-Pity-Party«, eine Selbstmitleidsparty einzuladen. Bedauert zu werden hat was, stimmt. Aber dort zu bleiben ist übel. Ich bin nicht das Opfer von inkompetenten Vorgesetzten. Ich kann an der Situation etwas drehen, wenn ich bereit bin den Preis zu bezahlen. Den Preis des offenen Gespräches. Des Konfliktes. Der Kündigung. Oder den Preis für ein NEIN. Nicht mehr berücksichtigt, eingeladen, gefragt zu sein. Bedeutung zu verlieren, oder eine Sicherheit.

Die aktive Rolle

Ich entscheide mich dazu aktiv zu werden. Für alles, was ich will, finde ich die Zeit. Und für alles, was ich vermeiden möchte, finde ich einen Grund! Stunde der Wahrheit! Welche verborgenen Ambitionen werden zu Antreibern meines Lebens? Welche Ängste zu Blockaden? Aktiv will ich mich der Realität stellen. Fakten sind am Ende immer Freunde, weil ich einen realistischen Ausgangspunkt durch sie finden kann.

»Für alles, was ich will, finde ich die Zeit. Und für alles, was ich vermeiden möchte, finde ich einen Grund!«

Fragen, die mir helfen …

Ich muss mir Fragen stellen. Durch Freunde, Begleiter, Berater…. Fragen, die mich in die Rolle des Gestalters rufen, heraus aus der Rolle des Opfers.

»FINAL« FRAGEN

Das sind »final ausgerichtete Fragen«. Wozu-Fragen. Was ist mein Gewinn, wenn ich den Konflikt vermeide, träge auf dem Sofa hänge, mich selbst bemitleide, keine Chance sehe … Was ist mein GEWINN, wenn ich zurückweiche …?!

»CAUSAL« FRAGEN

Alternativ kann ich auch nach der Ursache, dem Grund (Causa), fragen. Warum ist das so gekommen? Warum hänge ich jetzt zwischen den Stühlen? Warum bin ich so entmutigt? usw. Es gibt selbstverständlich Situationen, in denen diese Fragen helfen. Stimmt. Aber eben doch nicht so häufig, wie dieser Frageansatz verwendet wird. Causal Fragen sind nämlich wie ein Rückblick. Schnell landet man bei Menschen, die eine Last in unser Leben gelegt haben. Das können sogar unsere Eltern sein. Oder Lehrer, Trainer, Pastoren, Leiter … Und Umstände: Wenn das anders gelaufen wäre … »Hätte, hätte Fahrradkette.« Gefangen in meiner Geschichte? Da kann ich nun nichts mehr drehen. Will ich wirklich an diesem Punkt stehen bleiben?

Nein! Ich fordere mich heraus – nach einer Zeit des Rückblicks – dann doch zum Ausblick zu kommen. Ich werde mein Leben nicht damit verbringen zurückzuschauen, zu bedauern, zu leiden. Ich entscheide mich gegen die Opferrolle! Gestalten, lautet der Lebensauftrag an mich. Deshalb werde ich aktiv und stelle mir Fragen dieser Art:

Habe ich mein Bestes getan, um

1 mir klare Ziele zu setzen?

2 meinen Zielen mit konkreten, überprüfbaren Schritten ein Stück näher zu kommen?

3 meinen Sinn zu finden und ihm zu folgen?

4 glücklich zu sein? (Ja, ich kann Glück definieren, gestalten! Auf eine Art, bin ich meines Glückes Schmied. Es beginnt mit guten Definitionen, Werten … was mich glücklich machen soll!)

5 positive Beziehungen aufzubauen?

6 ganz aktiv zu sein?

7…

Führungskräfte sind Gestalter. Sie aktivieren ihr Potential, das ihnen aufgrund ihrer Gottesebenbildlichkeit anvertraut ist. In jedem Menschen liegt dieses Potential verborgen. DESHALB: Gestalte! Du bist nicht das Opfer! Du kannst auf deine Umstände einwirken, wenn Du bereit bist den Preis zu bezahlen.

Geh zurück auf den Fahrersitz!

Der Leiterblog, Veröffentlicht am 17.01.19  [1]

Lothar Krauss ist Pastor der Freien Christengemeinde Giforn. [2]  Lothar hat zahlreiche Artikel and Beiträge zusammengestellt mit einer Vielzahl von Werkzeugen für Pastoren und Gemeindemitarbeiter. Er selbst schreibt als Vorstandsmitglied von Willow Creek Deutschland und Gemeindeberater mit langjähriger Erfahrung: „Ich bin begeistert beim Bau von Ortsgemeinden mitzuhelfen und die zukünftige Generation von Leitern in Ortsgemeinden zu unterstützen.“ Für mehr Info besuche Lothar’s Blog.  [3]