Paul Clark
„Er ist wie ein Baum, der nah am Wasser gepflanzt ist, der Frucht trägt Jahr für Jahr und dessen Blätter nie verwelken. Was er sich vornimmt, das gelingt.“ (Psalm 1,3 HFA)
Kürzlich wurde ich gebeten, bei einem Pastorenfrühstück über das Thema „Wer ist gemäß dem Wort Gottes ein erfolgreicher Leiter?“ zu sprechen. Ich dachte: Das ist eine ebenso mutige wie vielseitige Frage.
Wenn ich das Wort Erfolg höre, denke ich spontan an Jona, durch dessen Dienst sich eine ganze Stadt bekehrt hat. Das war evangelistisch gesehen mehr also hundertprozentiger Erfolg. Wer hat zu Zeiten der Bibel oder auch in der ganzen Kirchengeschichte noch einen so großen Erfolg erlebt?
Ehrlich gesagt, verstehe ich Gott manchmal nicht. Er beruft Jona einen Rassisten. Statt vom Heiligen Geist erfüllt zu sein, war Jona voller Vorurteile und hatte dazu eine schlechte Einstellung. Sicher dürfte ein derart charakterschwacher Mensch in deiner oder meiner Gemeinde nicht einmal einen Hauskreis leiten.
Jona rebellierte gegen Gott. Deshalb musste Gott ihn zur Besinnung bringen. Jona tat endlich, was Gott wollte, und ging unwillig nach Ninive. In Jona, Kapitel 4, sehen wir, dass Jona den Erfolg nicht genießen wollte. Ich finde seine Reaktion auf Erfolg, mehr als merkwürdig, und seine Einstellung wirklich widerlich.
„Jona aber ärgerte sich sehr darüber, voller Zorn betete er: »Ach, HERR, habe ich das nicht gleich geahnt, als ich noch zu Hause war? Darum wollte ich ja auch so rasch wie möglich nach Tarsis fliehen! Ich wusste es doch: Du bist ein gnädiger und barmherziger Gott. Deine Geduld ist groß, deine Liebe kennt kein Ende. Du lässt dich umstimmen und strafst dann doch nicht. Darum lass mich nun sterben, HERR, das ist besser für mich als weiterzuleben!«“ (Jona 4,1-3)
Wenn es für ein erfolgreiches Wunder eine Auszeichnung gäbe, wäre Elia für seinen Dienst sicher einer der ersten Anwärter dafür.
“Da ließ der HERR Feuer vom Himmel fallen. Es verzehrte nicht nur das Opferfleisch und das Holz, sondern auch die Steine des Altars und den Erdboden darunter. Sogar das Wasser im Graben leckten die Flammen auf.” (1 Könige 18,38)
Als Elia sich auf der Flucht vor Königin Isebel völlig ausgepowert unter einen Ginsterstrauch setzte, betete er zu Gott: „Lass mich sterben“ (1.Könige 19,6).
An den Beispielen von Jona und Elia und auch sicherlich Salomo sehen wir, dass Erfolg nicht immer glücklich macht.
Traurigerweise kenne ich viele Frauen und Männer, die ihren einst erfolgreichen Dienst aus den verschiedensten Gründen vorzeitig beenden mussten. Was für eine Gnade, dass Gott dich und mich heute noch gebrauchen kann. Menschlich gesehen kann ich das kaum verstehen, aber Gott hat es sich zur Aufgabe gemacht, unvollkommene Menschen wie uns zu gebrauchen, um sein Reich zu bauen.
Was ist nun Erfolg? Das Wort Erfolg findet sich in deiner Bibelkonkordanz ebenso wenig wie die Wörter Leiterschaft und Dreieinigkeit. Doch auch wenn das Wort Erfolg in der Bibel nicht verwendet wird, gibt es viele Begriffe, die seine Bedeutung zum Ausdruck bringen, wie: Wohlergehen, Segen, das Gelingen von Vorhaben, das Erreichen von Zielen, eine gute Ernte, der Lohn der Arbeit, Ansehen, Glück, Freude und so weiter.
Was ist geistlicher Erfolg für uns als Leiter oder Pastoren?
1 Natürlich genießen wir sichtbaren Erfolg, wenn der Gottesdienstraum am Sonntag voll ist und wir noch zusätzliche Stühle aufstellen müssen. Kürzlich habe ich meiner Frau Mechthild gebeichtet: „Ich fühle mich sehr ungeistlich, wenn ich das eingestehe, aber vor einem vollen Haus einen Gottesdienst zu leiten, ist für mich persönlich viel gesegneter, als vor einer Vielzahl leerer Stühle zu predigen.“
2 Aber noch mehr freut es uns – und noch wichtiger ist es –, wenn Menschen sich bewusst für Jesus entscheiden und sich taufen lassen.
3 Normalerweise ist jeder Pastor froh, wenn er Menschen aus der Gemeinde als Missionare oder Pastoren aussenden kann.
Tatsächlich, erleben nur sehr wenige von uns ständig die drei von mir genannten sichtbaren Beispiele. Das meiste von dem, was wir erreichen, ist unsichtbar. Wer kann sagen, ob unsere Predigten das Leben von Männern und Frauen verändern? Oft sehen wir bei den Menschen, denen wir dienen, nur sehr wenig geistliches Wachstum. Die Ergebnisse, die unser Dienst erzielt, scheinen vage und zerbrechlich zu sein.
Ich finde das Vergleichsdenken ist immer eine große Gefahr für Gemeindeleiter. Als Kinder haben einige von uns sicherlich mit ihren neusten Spielzeugen angegeben nach dem Motto: „Hast du was, bist du was!“ Als Erwachsener ist uns in vielen Lebensbereichen diese Haltung auch nicht unbekannt. Kevin DeYoung schreibt: „Es gibt keinerlei biblische Lehre, die belegt, dass die Größe einer Gemeinde das Ausmaß des Erfolgs festlegt.“ Ich meine, dass uns oft aus unserer Unsicherheit heraus Vergleichsdenken unsere Freude am Herrn raubt.
Klar, wir wollen uns bei der Gemeindearbeit Mühe geben. Auf irgendeine Art und Weise werden wir wissen, ob wir als Leiter bleiben oder gehen sollten. Es geht nicht in erster Linie darum, Zahlen vorzuweisen, aber dennoch ist es wichtig zu wissen, ob die Gemeinde als Ganzes meiner Leitung folgt.
John Maxwell beruhte Aussage ist immer noch heute passend: „Wenn du glaubst, dass du führst, aber dir niemand folgt, machst du nur einen Spaziergang.“
Wenn ich auf die über vierzig Jahre meines Dienstes zurückblicke, messe ich meinen Erfolg an Begegnungen mit Menschen, denen ich ein Bisschen helfen konnte zu verstehen, was der Wille Gottes für ihr Leben ist. Wenn sie Gottes Willen verstehen, bin ich sehr gesegnet als ihr Ermutiger oder ihr Förderer zu sein.
Erst vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, über I Message mit jemandem zu chatten, der vor über 25 Jahren in einer unserer Gemeinden war und mittlerweile ein erfolgreicher christlicher Geschäftsmann ist. Dieser Bruder war damals ein Segen für unsere Gemeinde, und er sagte mir erneut, wie sehr meine Frau und ich ihm damals halfen, auf Gott zu vertrauen, und wie sehr Gott sein Leben und seine Geschäfte bis zum heutigen Tag gesegnet hat.
Solche Begegnungen sind sehr wertvoll für mich, aber für die Gemeinde bleiben sie unsichtbar. Ganz ehrlich – ich glaube, für dich und mich gibt es zahlreiche solcher Begegnungsmomente in unserem Dienst, die auch für uns unsichtbar bleiben, aber nicht für Gott.
Was ist Erfolg in Gottes Reich? „I do my best and God does the rest.” (Siehe der Beitrag im dieser E-Letter von Christ Snoksen der diese Aussage untermauert.)
Ich schließe mit zwei Bibelversen, die für mich den Rahmen oder das Raster für geistlichen Erfolg definieren.
Psalm 84,11: HERR, ein Tag in den Vorhöfen deines Tempels ist mehr wert als tausend andere! Ich möchte lieber an der Schwelle deines Hauses stehen, als bei den Menschen wohnen, die dich missachten!
Micah 6,8: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Möge Gott dir und mir in seiner Gnade helfen, dass in unserem Dienst „die Hauptsache die Hauptsache bleibt“.
Paul
PS Ich hoffe, die folgenden Beiträge werden dich und dein Mitarbeiterteam ermutigen. Ich bin immer dankbar für Feedback. Vorschläge, wie der Forum-E-Letter und die verschiedenen Beiträge verbessert werden könnten, sind mir stets willkommen!
„Es gibt immer eine Verbindung zwischen unserem alltäglichen Leben und der übernatürlichen Bestimmung, die Gott für uns hat.“ (John Lindell)
Wie Gott dir seine Vision für deine Gemeinde gibt [1]
Rick Warren
„Wenn du Veränderung erreichen willst in einer Gemeinde, aber keinen Sinn für Dringlichkeit am Anfang schaffen kannst, wirst du nicht weit kommen.“ (Ed Setzer)
Geh auf den Fahrersitz zurück! [2]
Lothar Krauss
„Übersieh nicht den Fortschritt, den du schon gemacht hast, weil du nur auf die Fortschritte schaust, die du noch nicht gemacht hast.“ (Carey Nieuwhof)
Warum gehen wir Leiter so hart mit uns ins Gericht? [3]
Chris Sonksen
„Es ist nicht unsere Aufgabe, Menschen zu reparieren. Unsere Aufgabe ist es, sie zu lieben, auch wenn sie zerbrochen sind.“ (Dave Willis)
Investiere dich in Menschen, aber verliere dabei nicht deinen Verstand! [4]
Phil Steiger
Pastor Werner Fraas aus Landau in der Pfalz hat sich auf meinen letzten E-Letter, in dem ich darum gebeten habe, mir Möglichkeiten für die Evangelisation oder besondere Gottesdienste zu nennen, bei mir gemeldet. Hier ist sein Gottesdienst zum Thema „Brot und Wein“. [5]
Paul Clark in eigener Sache:
Wie manche von euch vielleicht wissen, baue ich gerade in Bregenz eine Gemeinde auf. Hier ist ein Beitrag, der kürzlich in der InPuls-Zeitschrift [6] der Freien Christengemeinde Österreich erschienen ist. Er bietet einen Überblick, wie unsere Arbeit begann und wie sich die Dinge seit Herbst 2016 entwickelt haben.
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Ich suche einen oder zwei Webdesigner, die das Webportal des Forum für Leiterschaft im Gemeindebauvon der Grafik aktualisieren könnten. Ich persönlich finde das derzeitige Erscheinungsbild altmodisch und langweilig. Wenn du helfen kannst oder jemanden kennst, der helfen könnte, lass es mich bitte wissen.