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Die Kraft der Routine!

Lothar Krauss

»Ein guter Schuh ist ein Schuh, den man nicht spürt.« hat der britische Literaturprofessor und Schöpfer der Narnia Reihe C. S. Lewis über den Wert der Liturgie gesagt. Man kann das auch auf Rituale übertragen, meint der Autor Tomas Sjödin, den ich sehr schätze. Rituale, die zu guten Routinen werden, sind kraftvolle Werkzeuge für die Führungskraft! Zuerst in der Selbstleitung. Dann aber auch in der Führungsaufgabe. Warum?

AUTOMATISMEN, DIE DAS GUTE FÖRDERN

Man könnte auch über gute Gewohnheiten schreiben. Rituale, Routinen können gute oder auch schlechte Gewohnheiten »automatisieren«. Wenn gute Dinge »automatisiert« werden, ist das großartig.

Zum Beispiel das Zähneputzen am Morgen. Als Kind habe ich damit gekämpft. Jeden Morgen eine Diskussion mit meiner Mutter. Dann dieser Kraftaufwand, um meinen Unwillen zu überwinden und die Erfahrung, wie quälend lange 2 Minuten sein können. Will ich das? NEIN! Ich war unbelehrbar. Aber wie heißt ein Erziehungsrat: Kinder lernen aus den Folgen! Einsichtig wurde ich erst, als ich mit den Folgen konfrontiert wurde. Zahnarztbesuche, die mir keinen Spaß machten! Belehrungen von Assistentinnen der Praxis, wie ich meine Zähne richtig zu putzen habe. Weiß jemand, wovon ich hier spreche? Auch auf anderen Feldern des Lebens ist mir dieser Hürdenlauf untergekommen.

Als Führungskraft ist diese Routine für mich sehr hilfreich: regelmäßig lesen. Warum? Every Leader is a reader! [1] Wirklich? Ich nicht. Mein Gefühl in einem vollen Leben: »Ich habe keine Zeit für Bücher, keine Kraft zur Lektüre!« Ehrlich, das ist mir zu anstrengend …

Diese unfassbare Kraft!

Doch dann ist mir die Kraft der Routine, des Rituals, der guten Gewohnheit begegnet! Und sie hat alles auf den Kopf gestellt. Diese Kraft baut auf einer Realität unseres Lebens auf: Mehr als die Hälfte unseres Daseins soll durch Gewohnheiten gesteuert werden, meinen Fachleute! Leben funktioniert so! Ohne diese Möglichkeit, wären wir schon um 8.00 Uhr am Ende unserer Kraft. Routinen bringen ein enormes Potential in unser Leben! Wie wäre es, wenn wir dieses Potential absichtsvoll und überlegt zu einem wesentlichen Teil unseres Lebens und Leitens machen würden? Wie habe ich das für mich angepackt? Zurück zum Beispiel der Lektüre:

Ich habe mir am Morgen folgendes Ritual angewöhnt. Um 6.00 Uhr klingelt der Wecker. Morgentoilette, Milchkaffee, Wohnzimmer. Mein Platz bekommt in der Winterzeit noch eine brennende Kerze, damit sich alles super angenehm für mich anfühlt. Ich will mich wohl fühlen! Dann erst starte ich: Gebet, erste Kapitel aus der Bibel, Reflexion, Gebet und etwa 20 Verse und Texte, die ich mir (oft) laut vorlese, um meine Gedanken durch Gottes gute Gedanken zu »kalibrieren«. Und meist im Anschluss einige Abschnitte, Kapitel … aus zwei Büchern, die ich fortlaufend lese. Jetzt bin ich voreingestellt, vorbereitet für den Tag.

Seit Jahren beginnt fast jeder Tag auf diese Art. Wenn er mal nicht so startet, fehlt mir etwas. Wenn eine Pause eintritt über mehrere Tage, fühlt sich das für mich »falsch« an. Im Urlaub? Genau so. Dann vielleicht um 6.30 oder 7.00 Uhr. Wie viel Zeit geht da drauf? 20 – 40 Minuten. Jeden Tag. Top investierte Zeit!

 Ertrag? Das tut mir richtig gut. Gelassen, bereit und gestärkt startet mein Tag. Nebenprodukt: Ganz häufig habe ich so schon die ganze Bibel durchgelesen. Darüber hinaus unzählige Bücher verschlungen und reflektiert. Und: In meiner Selbstreflexion wertvolle Fortschritte erzielt.

Auf diese Art nehme ich auch Gottes Gegenwart intensiv wahr. Ich lasse mich auf IHN ein. Das geschieht auch, wenn ich dabei nichts fühle, nichts erlebe und sich keine unmittelbaren Ergebnisse einstellen. Im Rückblick sehe ich aber den Reichtum des Weges mit Gott, der mich sehr dankbar macht. So kann ich jeden Tag ermutigt und klar ausgerichtet starten, bevor der Wahnsinn des Alltags nach mir zu greifen beginnt.

5 WICHTIGE SCHRITTE zur kraftvollen ROUTINE

Vorbemerkung: »Verändere deine Gedanken, dann veränderst du dein Leben.« Das ist ein guter Satz, an dem viel dran ist. Im Neuen Testament ermutigt der Apostel Paulus in Römer 12,2 zu dieser Richtung. Aber eine Ergänzung ist nötig: »Verändere dein Leben, dann verändern sich deine Gedanken, damit veränderte Gewohnheiten entstehen!« Auch sehr wahr. Im NT wird man auch dazu ermutigt, z.B. im Brief an die Kolosser Kapitel 3 Vers 10.

  1. Entwickle ein Bewusstsein für die Gewohnheiten, Rituale, Routinen, die aktuell Bestandteil Deines Lebens sind (ob gut oder schlecht …!).
  2. Bewerte, welchen Einfluss diese Gewohnheiten gerade auf Dich ausüben.
  3. Denke einmal den Gedanken, dass »richtig« sich auch als »falsch« anfühlen kann (mein Beispiel vom Zähneputzen als Kind). Frage: Welches »Falsch-Gefühl« (Widerwille, Unwohlsein, Widerstand, Unlust …) müsste neu interpretiert werden auf dem Weg zu einem guten Ritual?
  4. Welcher gute Gewohnheit könnte die schlechte Gewohnheit aushebeln? (Gerne Freunde, Berater, Kollegen … fragen!)
  5. Mach den nächsten Schritt! Das ist ein Motto der FCG, in der ich als Pastor mitarbeite. Alles beginnt mit einem ersten Schritt, einem nächsten Schritt, der auch ein kleiner Schritt sein kann.

 Was ist für Dich dran? Welche gute Gewohnheit, welches Ritual oder welche Routine könnte das GUTE in Deinem Leben und Leiten automatisieren? Das wäre doch cool, oder?!

Veröffentlicht am 28. Februar 2019 in dem Leiterblog.

Lothar Krauss ist Pastor der Freien Christengemeinde Gifhorn.http://www.fcg-gifhorn.de/  Lothar hat zahlreiche Artikel and Beiträge zusammengestellt mit einer Vielzahl von Werkzeugen für Pastoren und Gemeindemitarbeiter. Er selbst schreibt als Vorstandsmitglied von Willow Creek Deutschland und Gemeindeberater mit langjähriger Erfahrung: „Ich bin begeistert beim Bau von Ortsgemeinden mitzuhelfen und die zukünftige Generation von Leitern in Ortsgemeinden zu unterstützen.“ Für mehr Info besuche Lothar’s Blog  https://der-leiterblog.de/