Ron Edmondson

Ich bin davon überzeugt, dass der Bereich, in dem wir in der Leiterschaft unseren größten Kampf ausfechten müssen, die Emotionen der Leiter und – nicht weniger heftig – die Emotionen derjenigen sind, die wir leiten.

Der härteste Teil der Leiterschaft besteht nicht darin, schwierige Entscheidungen zu treffen, wie beispielsweise, was wir mit einem Teammitglied tun sollen, das nicht länger zu uns passt. Das ist normalerweise eine einfache Entscheidung. Die meisten Leiter könnten sie im Schlaf treffen.

Es ist die emotionale Seite, die es uns schwer macht, unsere Entscheidung umzusetzen. Es ist der Kampf gegen Schuldgefühle und Qual, weil wir wissen, dass wir jemandem seine Einkommensquelle nehmen. Und es ist der Widerstand gegen diese Entscheidung und das Wissen, dass sie wahrscheinlich für die nächsten Wochen oder Monate für Aufruhr sorgen wird.

Der schwierige Teil der Leiterschaft besteht nicht darin, sich eine Strategie zurechtzulegen, wie man vorwärts kommt. Oder drei oder vier Ziele zu formulieren, die man in den nächsten 90 Tagen zu erreichen hofft. Auch das kann eine Herausforderung sein, aber für solche Dinge kann man sich Hilfe holen. Natürlich sind die Menschen unterschiedlich gestrickt und manche werden das eher tun als andere, aber man kann ein Buch lesen, eine Konferenz besuchen oder ein Coaching in Anspruch nehmen.

Der größte Kampf jedoch ist es, mit den Emotionen umzugehen, die Veränderung mit sich bringt – seien es die Emotionen des Leiters oder die Emotionen der Menschen, die die Veränderung umsetzen müssen.

Der härtere Teil der Leiterschaft zeigt sich an den Tagen, an denen du von Selbstzweifeln gequält wirst und deine Emotionen dazu führen, dass du dich fragst: „Bin ich als Leiter gut genug, um die Aufgaben, die mir übertragen wurden, zu erfüllen?“

Der härtere Teil der Leiterschaft besteht darin, die Zeiten der Furcht zu überstehen, in denen es scheint, als könntest du nicht mehr den Mut aufbringen, auch nur noch ein einziges Risiko einzugehen.

Der härtere Teil der Leiterschaft besteht darin, auf dein Bauchgefühl zu vertrauen und bereit zu sein, im Glauben zu dem zu stehen, von dem du weißt, dass es deine Berufung ist, auch wenn dir unzählige Stimmen sagen, dass das nicht funktionieren wird und dass du verrückt bist, wenn du weitermachst.

Und der härtere Teil der Leiterschaft besteht darin, mit den Emotionen anderer Menschen umzugehen und ihre Reaktionen auf Veränderungen und deine Leiterschaft zu verkraften. Hast du schon einmal erlebt, wie jemand emotional auf eine Veränderung reagiert hat? (Vielleicht hast du eine E-Mail bekommen, die komplett in Großbuchstaben verfasst war, oder am Sonntag im Opferkorb einen Zettel ohne Unterschrift gefunden, auf den ein Gesicht mit gerunzelter Stirn gekritzelt war und ein Pfeil auf deinen eingekringelten Namen zeigte? Entschuldige, dass ich das so detailliert berichte, als sei es mir passiert.)

Die Emotionen der Leiterschaft sind real.

Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass es eine einfache Lösung gibt, wie wir in der Leiterschaft den Kampf gegen die Emotionen gewinnen können. In über 30 Jahren als Leiter habe ich noch keine gefunden.

Ich habe gelernt, dass ich vor allem anderen mein Herz schützen muss (Sprüche 4,23). Ich muss der Wahrheit erlauben, meiner Seele zu predigen, dass ich inmitten der Verzweiflung „stark und mutig“ sein soll (Josua 1,9). Ich muss mich mit Menschen umgeben, die an mich glauben und mich ermutigen können. Ich muss demütig genug sein, es einzugestehen, wenn meine Emotionen mich überwältigt haben, sei es in einem Moment, an einem bestimmten Tag oder in einer bestimmten Zeit.

Jeder Leiter sollte Menschen in seinem Leben haben, denen gegenüber er ehrlich sein kann und die ihn gut genug kennen, um in sein Leben hineinzusprechen, wenn es nötig ist – auch wenn das zu dieser Zeit etwas ist, das der Leiter nicht hören will. Übrigens muss ich vor den Menschen verwundbar sein, was jedoch nicht bedeutet, dass ich mein Team abschrecken sollte, indem ich ihnen Anlass gebe zu denken, ich sei emotional instabil. (Zum Glück schreibe ich das an einem recht guten Tag.) Das Team muss glauben, dass der Leiter stark genug ist, um vorwärts zu gehen.

Natürlich muss ich mir auch der Emotionen jener bewusst sein, die ich versuche zu leiten. Wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass jede Veränderung eine Emotion hervorruft – gut oder schlecht –, kann ich sie besser umsetzen, ohne dass es den Anschein hat, als würde ich einfach über die Menschen hinwegtrampeln. Ein Leiter, dem bewusst ist, wie die Menschen “fühlen”, wird bei der Umsetzung einer Veränderung wahrscheinlich eher unterstützt. Die Menschen wollen wissen, dass sie dem Leiter wichtig sind.

Emotionen sind eine Kraft, mit der man rechnen muss, an manchen Tagen und in manchen Zeiten mehr als in anderen. Aber ich bin davon überzeugt, dass ein Leiter, der auf lange Sicht Erfolg hat, oft auch jemand ist, der mit dem natürlichen emotionalen Kampf der Leiterschaft umzugehen weiß.

Ron Edmondson ist Pastor und Gemeindeleiter. Sein Herz brennt für Gemeindegründungen. Er verhilft Gemeinden zu neuem Aufschwung und berät Pastoren und Gemeindeleiter, wenn es um Fragen von Leitungskompetenzen, Strategien und Alltagsbewältigung geht. Ron war mehr als 20 Jahre mit einem eigenen Unternehmen in der Wirtschaft tätig. Seit über 10 Jahren berät er nunmehr hauptberuflich Kirchengemeinden, siehe www.ronedmondson.com/