Das Problem vieler Leiter ist die Kluft zwischen dem, was sie verwirklicht sehen wollen, und dem Mut, den es erfordert, das zu erreichen.
Du träumst von einer völlig neuen Zukunft, aber dann beantwortest du den ganzen Tag E-Mails, gehst zu Meetings, inhalierst Koffein und gehst nach Hause, während von dem, was immer du heute getan hast (was habe ich heute eigentlich getan?), noch viel zu viel übrig ist, sodass der morgige Tag eine langweilige Wiederholung des heutigen sein wird.
Und wenn du genauer hinsiehst, wirst du oft feststellen, dass das, was hinter der Langeweile eines jeden Tages steckt, nichts anderes ist als … Furcht. Es ist eben einfacher, den ganzen Tag E-Mails zu beantworten und in Meetings zu sitzen, als die mutigen Schritte zu gehen, von denen du weißt, dass sie für eine bessere Zukunft notwendig sind.
Um es so redegewandt wie möglich auszudrücken: Dieses Muster stinkt.
Wenn du eine völlig neue Zukunft haben willst, wirst du völlig andere Dinge tun müssen.
Das ängstigt die meisten von uns. Schließlich sind Risiken für risikobereite Menschen, und so verrückt sind viele von uns nicht.
Die Frage ist also: Was tust du, wenn du erkennst, dass die Furcht dich zurückhält? Wie setzt du dich über sie hinweg?
Kleinen Siegen über die Furcht werden schnell größere folgen, denn hier gilt dasselbe Prinzip wie für einen Muskel: Je mehr du dich darin trainierst, deine Ängste zu überwinden, umso leichter wird es dir gelingen.
FÜR DEN ÄNGSTLICHEN NIMMT DER WEG KEIN GUTES ENDE
Eine andere Möglichkeit, um dich zu motivieren, in deiner Leiterschaft mutiger zu werden, besteht darin, die Alternative zu bedenken, die … nun … absolut nicht gut ist.
Es ist ganz einfach. Wenn du in deiner Leiterschaft kein Risiko eingehst, …
- … wird deine Organisation nur selten einen Durchbruch erfahren und wahrscheinlich den Weg des Verfalls und der Bedeutungslosigkeit gehen.
- … wirst du die Leiterschaft verlassen, ohne das Gefühl zu haben, erfüllt zu sein oder etwas erreicht zu haben.
Und was noch schlimmer ist: Äußerlich betrachtet lässt sich zwischen einem furchtsamen und einem faulen Leiter nur schwer ein Unterschied feststellen. Warum? Nun, ihre Motive mögen zwar andere sein, aber ihre Ergebnisse sind oft nicht zu unterscheiden.
Ich glaube, Risikobereitschaft ist sowohl eine Gewohnheit als auch eine Einstellung. Fang an, dich ein paar kleineren Herausforderungen zu stellen, dann wirst du dich schon bald auch an größere heranwagen.
Wenn du hingegen ein Mensch bist, der gerne Risiken eingeht, wirst du vielleicht mit zunehmendem Alter das Verlangen verspüren, dich auf deinen Lorbeeren auszuruhen. Tu das nicht.
Auch Risiken wie die folgenden werden die Veränderungen in der Zukunft ankurbeln, wofür, nebenbei bemerkt, immer die richtige Zeit ist.
Schließlich interessiert sich die nächste Generation nicht dafür, was du gestern getan hast.
7 RISIKEN, DIE JEDER LEITER HEUTE EINGEHEN KANN
Ob du deinen Risikomuskel nun zum ersten oder zum tausendsten Mal anspannen willst – hier sind sieben Punkte, die du heute tun kannst, um einen Anfang zu machen:
1. Fange etwas an, von dem du nicht weißt, wie du es beenden sollst.
Das kann wirklich großartig sein. Wenn du nur Dinge in Angriff nimmst, von denen du weißt, wie du sie bewältigen kannst, ist das ein sicherer Weg zu Stagnation und letztendlich Langeweile.
Welches Projekt ängstigt dich gerade zu Tode? Pack es an. Heute. Und sieh, wo es hinführt. Du wirst es schaffen. Ganz sicher.
Die meisten Menschen, die mit ihrem Leben Spuren hinterlassen haben, hatten keine Ahnung, was sie taten, als sie begannen.
Warum sollte das bei dir anders sein?
2. Tu, was du bereits angedacht, aber noch nicht in Angriff genommen hast.
Wir alle denken schon seit Jahren, dass wir dieses oder jenes tun könnten, aber wir haben es noch nie in Angriff genommen.
Tu es einfach. Ernsthaft.
Mach den Anruf. Schick die Nachricht. Miste diese Schublade aus. Schreibe die erste Seite des Buchs, das du dich fürchtest zu beginnen.
Große Leiter haben eine Vorliebe für große Taten, nicht nur für großes Denken.
3. Sei großzügig, auch wenn dir nicht danach ist.
Ja, Großzügigkeit ist ein Risiko. Finanziell großzügig zu sein, wenn man nicht glaubt, die nötigen finanziellen Mittel dafür zu besitzen, ist ein Risiko.
Großzügig mit Lob zu sein, wenn einem nicht der Sinn danach steht, jemanden zu loben, ist ein Risiko.
In einer Welt, in der es tausend Gründe gibt, geizig zu sein, ist Großzügigkeit ein Risiko.
Aber Großzügigkeit ist der Schlüssel dafür, eine Geisteshaltung des Überflusses zu entwickeln. Menschen, die diese Geisteshaltung besitzen, gehen letzten Endes mehr Risiken ein.
Deshalb fang an, jemandem zu danken, der Dank verdient, auch wenn du dich nicht danach fühlst. Oder Geld zu verschenken. Du wirst vielleicht überrascht sein, was du zurückbekommst.
4. Setze dir ein Ziel, das dir unerreichbar erscheint.
Der Grund, warum du dir kein gewagtes Ziel setzt, ist, dass du glaubst, es sei unmöglich zu erreichen. Aber genau das ist der Grund, warum du es dir setzen solltest.
Es kann klein sein. Als ich vor sieben Jahren anfing, ernsthaft und regelmäßig zu bloggen, setzte ich mir das verrückte Ziel von 100.000 Seitenaufrufen pro Jahr. Ich glaubte, das sei unmöglich. Aber dieses Ziel motivierte mich, Woche für Woche drei Beiträge zu schreiben.
Ich hatte keine Ahnung, dass ich dieses Ziel in meinem ersten vollen Jahr mit 700.000 Aufrufen gleich versiebenfacht erreichen würde. Das war 2013.
Drei Jahre später betrug die Zahl der Aufrufe bereits über 6 Millionen pro Jahr.
Wenn mir das am Anfang jemand gesagt hätte, hätte ich gelacht. Der Gedanke daran versetzt mich immer noch in Erstaunen und macht mich demütig.
Aber hier ist eine Wahrheit für dich: Menschen, die sich Ziele setzen, erreichen mehr als Menschen, die das nicht tun.
5. Sei verwundbar.
Ja, Verwundbarkeit ist auch ein Risiko.
Berichte einem engen Freund von einem deiner inneren Kämpfe, über den du noch nie mit jemandem gesprochen hast.
Überwinde deine Furcht und sage deinem Team offen und ehrlich, dass du eine Antwort nicht weißt (ich kann dir versichern, dass sie es ohnehin bereits wissen).
Verwundbar zu sein bringt es mit sich, dass du das Scheitern, das ein Risiko unvermeidbar begleitet, akzeptierst – das Scheitern, vor dem du solche Angst hast.
Deine Verwundbarkeit von heute wird dich auf deinem Weg zu größeren Errungenschaften auf das Scheitern von morgen vorbereiten.
6. Überlasse einem anderen eine Aufgabe, die du selbst erledigen wolltest.
Es ist ein Risiko, anderen etwas anzuvertrauen, das dir am Herzen liegt, stimmt‘s? Genau deshalb solltest du es tun.
Such dir etwas aus, das du normalerweise selbst gemacht hättest, und bitte jemand anderen, es zu tun. Das wird dir nicht nur dabei helfen, in deiner Leiterschaft großzügiger zu sein, sondern dich darüber hinaus in die Lage versetzen, ein stärkeres, vorwärts strebendes Team zu schaffen.
Es gibt eine Redensart im Hinblick auf Errungenschaften, die lautet: „Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weiter kommen willst, geh mit einem Team.“
7. Streiche „aufgeben“ aus der Liste deiner Möglichkeiten.
Wenn du dich fürchtest, denkst du darüber nach, aufzugeben, stimmt’s?
Streiche diese Möglichkeit aus deiner Liste. Fasse den Entschluss, auf lange Sicht dranzubleiben und setz dich in Bewegung.
Dranzubleiben und es zu versuchen ist riskanter, als aufzugeben und alles hinzuwerfen.
Aber genauso wie es Ehepaaren, für die eine Scheidung keine Option ist, in einer Krise normalerweise gelingt, ihre Probleme zu bewältigen, wirst auch du eine Möglichkeit finden, deine Schwierigkeiten zu meisten, wenn du dich weigerst, aufzugeben.
Hier ist der Original-Artikel!
Carey Nieuwhof ist Hauptpastor der Connexus Community Church of Toronto, Kanada und hält Vorträge auf Konferenzen und in Gemeinden zu den Themen: Leiter und ihre Führungsqualitäten, Familien, Kindererziehung und persönliche Wiederherstellung.
Mehr unter: www.careynieuwhof.com