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Heilungs- und Versöhnungsträger / Paul Clark

E-Letter – Mai 2020

„Wenn wir Zynismus und Sarkasmus hören, sollte es uns zum Mitleid bewegen. Es ist die Sprache eines Herzens, dessen Vertrauen, Optimismus und Hoffnung zerbrochen und verletzt worden sind.“ (J. P. Dorsey)

„Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen.“ (Epheser 2,10b NGÜ

Kürzlich hatte ich ein nettes Treffen über Zoom mit einigen meiner Klassenkameraden aus der Highschool. Wir erzählten uns gegenseitig, woran wir uns besonders aus dieser längst vergangenen Zeit erinnerten. John sagte: „Mein Verhalten war früher oft ungebührlich. Deshalb sagte mir unser Schulleiter, dass ich nie zu etwas taugen würde. Wer hätte gedacht, dass ich später über zwanzig Jahre lang selbst Schulleiter sein würde!“ Es fällt mir schwer zu begreifen, wie man so negativ und abwertend über einen jungen Menschen sprechen kann. Natürlich kann ich verstehen, dass John für sein Verhalten getadelt wurde, aber es geht einfach nicht, dass ein Mensch persönlich fertig gemacht wird.

„Die Zunge hat Macht über Leben und Tod; wer sie gut nutzt, genießt ihre Frucht.“ (Sprüche 18,21 (NeÜ)

 Viele von euch kennen meine Lebensgeschichte und wissen, dass ich aufgrund meiner angeborenen Sehbehinderung oft von anderen Kindern gehänselt und gemobbt wurde. Nur weil ich „anders“ war, musste ich viele unschöne Bemerkungen einstecken, die mich damals sehr verletzten.  Ich bin so dankbar, dass Gott mich durch meine Eltern, einige Lehrer und ein paar nette Kinder trotz dieser negativen Erfahrungen Geborgenheit und Liebe erfahren ließ.

Während ich diese Worte schreibe, weiß ich, dass viele von euch an ähnliche Erlebnisse in ihrer Vergangenheit zurückdenken. Vielleicht spürst du sogar jetzt noch die Ablehnung oder die Missbilligung, die dir das Verhalten oder die Worte anderer Menschen vermittelt haben. Wir alle wissen, wie schwer es in solchen Situationen ist, diesen Menschen zu vergeben, auch wenn wir nur zu gut wissen, dass Jesus uns im Vaterunser dazu auffordert. Ich finde es erstaunlich, wie Jesus sich am Kreuz über seine Peiniger äußerte. Er sagte zu seinem Vater: „Vergib ihnen sie wissen nicht, was sie tun!” (Lukas 23,34a)

Wenn mir die Bereitschaft fehlt, zu vergeben, denke ich an die Worte des verzweifelten Vaters, bevor Jesus seinen besessenen Sohn heilte: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24)

Peter Scazzero schreibt: „Unsere Gefühle zu ignorieren bedeutet, der Realität den Rücken zu kehren. Unsere Gefühle zu hören bedeutet, der Realität ins Auge zu schauen. Und Realität ist der Ort, an dem wir Gott begegnen.“

Sicher können wir bezeugen, dass Gott uns immer hilft, wenn wir aufrichtig und demütig zu ihm kommen. Vor vielen Jahren habe ich etwas gelesen, das ich mir seit damals zum Ziel gemacht habe: „Ich möchte nicht als ein harter Mensch mit einem anklagenden Gedächtnis wahrgenommen werden, der ab und zu mal eine gute Tat vollbringt.  Viel besser ist es, als ein verwundeter Heiler gesehen zu werden, der dem, der gar nichts zu zurück zu geben hat, einen Verband auflegt.“ (Gordon MacDonald)

Weil wir als Mitarbeiter Gottes aus der Vergebung leben, geht es letztendlich nicht nur um uns allein, sondern vor allem auch um die Menschen, denen wir in der Gemeinde dienen. Viele unserer Geschwister haben in der Vergangenheit in den verschiedensten Lebensbereichen eine tiefe Zerbrochenheit erfahren, und ich glaube, dass wir in unserer Schwachheit durch die Liebe Jesu als Heilungs- und Versöhnungsträger dazu berufen sind, diesen verletzten und verzweifelten Frauen und Männern beizustehen. Gott kann und will zerbrochene Herzen wiederherstellen, und das tut er durch vielerlei Weise – sei es durch eine Predigt, den Lehrdienst, die Seelsorge, die lebendige Gemeinschaft oder das andauernde Gebet.

„Offenheit ist die Gabe, Menschen in unseren Lebensraum hinein zu lassen und ihnen das Gefühl der Sicherheit zu geben.“ (Duane Elmer)

Ich sehe die Gemeinde als einen Ort der Heilung. Pastor Wayne Murray hat zu diesem Thema einmal einen Facebook-Post verfasst, der mir sehr gefällt: „Vor ein paar Wochen traf ich mich mit drei Leuten aus unserer Kirche, die mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen hatten. Ich fragte sie, was sie von der Kirche hören müssen. Hier ist, was sie antworteten:

-Du bist nicht gebrochen
-Du bist keine Last
-Das ist kein Zeichen von Schwäche
-Du hast das nicht selbst verschuldet
-Gott liebt dich bedingungslos
-Du bist damit nicht alleine
-Es ist keine Sünde, krank zu sein
-Deine Krankheit ist nicht deine Identität
-Medikamente einnehmen ist weder teuflisch noch schlecht
-Diese Phase wird nicht für immer andauern
-Du schaffst das
-Es gibt andere um dich herum, die deine Hilfe benötigen.
-Werde gesund, damit du ihnen helfen kannst.“

Ich weiß, dass die meisten unserer Geschwister nicht unter einer psychischen Erkrankung leiden, aber ein Leiter sagte mir einmal: „Paul, auch du und ich haben unser Päckchen zu tragen.“ Aber, preist den Herrn, das müssen wir nicht allein tun, denn Jesus sagte nicht umsonst: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11,28 LUT)

Zum Thema Vergebung finde ich die Aussage von Dr. Christina Powell sehr ausgewogen und hilfreich: „Zu vergeben heißt nicht, dass wir Menschen, die uns in der Vergangenheit verletzt haben, keine Grenzen mehr setzen. Vergebung aussprechen bedeutet, dass wir Menschen freisetzen von der Schuld, die sich durch ihre Sünde uns gegenüber angehäuft hat. Beim Prozess der Vergebung wird die Person, die vergibt, wirklich freigesetzt. Negative Gefühle, die tief im Inneren begraben liegen, können durch den Prozess des Vergebens aufgeweicht werden und verschwinden. Wenn wir von Bitterkeit ablassen, wird sich unsere Gesundheit verbessern.”

Ganz gleich, in welcher Situation du dich gerade befindest oder ob du jemandem hilfst, der in großer Not ist – diese unvergesslichen Worte von Paulus sollen dir und mir heute große Zuversicht schenken: „Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft Gott um alles bitten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm! Und Gottes Friede, der all unser Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus bewahren.“ (Philipper 4,6–7 HFA)

Was auch passiert – lass uns nie vergessen, dass unser himmlischer Vater jeden Einzelnen von uns sehr liebt und schätzt. Ich bin so dankbar, dass wir den Kampf des Glaubens nicht allein ausfechten müssen. Kämpfe weiter!

Ergänzend zu meinem E-Letter möchte ich diese beiden Bücher von Peter Scazzero empfehlen: Glaubensriesen, Seelenzwerge: Geistliche Wachstum & Emotionale Reife und Emotional gesund leiten. Beide sind im SCM-Shop erhältlich.


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Tagesforum am 17.06.20 in Bregenz und

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Leite dich selbst gut! [4]

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Start- oder Landebahn? [5]

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Heilung für die Seele [6]

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Triff endlich eine ENTSCHEIDUNG!

Craig Groeschel

Wenn Gott dich ruft zu gehen, dann musst du deinen jetzigen Ort verlassen. Du möchtest doch sicher nicht versäumen, was er plant zu tun. In ein paar Jahren könntest du zurückblicken auf diese Zeit in deinem Leben und erkennen: „Das war der Tag, als sich meine Geschichte veränderte. Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte, aber ich entschied zu tun, was Gott wollte und jetzt bin ich ein Teil dieser großen Gemeinschaft von Gläubigen. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie unterschiedlich unser Leben sein würde.“


Ich muss selbst die richtige Entscheidung treffen!

John Opalewski

Du kannst nicht kontrollieren, wie sich andere Leute benehmen. Du kannst nicht kontrollieren, wie sie denken, sprechen oder reagieren. Aber du KANNST kontrollieren, wie du dich benimmst, wie du denkst, sprichst oder reagierst. Gottes Gnade genügt, um dir beizustehen, diese Dinge auf reife Art und Weise zu tun. Nimm nicht das schlechte Benehmen anderer als Ausrede für dein schlechtes Benehmen.

Wenn wir versuchen, unsere Identität darin zu finden, wie andere über uns denken, werden wir entmutigt und verletzt enden. Aber wenn wir unsere Identität in Gottes Meinung über uns finden, enden wir ermutigt und gesund.