Wenn es jemals einen Ort gab, der uns daran erinnert, dass die Diener des Evangeliums grundsätzlich „schwach“ und „töricht“ sind, dann ist das das säkulare Europa. Die Missionare in vielen europäischen Nationen sind wie der Prophet Hesekiel, als er dem Tal des Todes gegenüberstand. Als Gott ihn fragte, ob diese Knochen leben könnten, antwortete der Prophet nur: „Herr, das weißt nur du!“ Und er ging hin und predigte zu den Knochen (Hesekiel 37, 1-4) und vertraute Gott, der Tote zum Leben erwecken kann. Es gibt kein Modell, das uns zeigt, wie man einen Friedhof zum Leben erweckt. Voller Hoffnung zu sein, bedeutet einzugestehen, dass wir sehr wahrscheinlich versagen werden und uns trotzdem voller Freude aufmachen, das Evangelium, die Gute Nachricht von einem Leben im Überfluss, zu predigen. (S. 207)

So wie Martin Luther sagte, er würde noch einen Apfelbaum pflanzen, wenn Jesus am nächsten Tag käme, werden heute in Europa Gemeinden gegründet aus der tiefen Überzeugung heraus, dass nichts, das im Namen des Herrn getan wird, vergeblich ist. Nur dann, wenn Gemeindegründung die Aktivität eines Pilgers ist, eine geistliche Hoffnungsübung, wird sie eine Struktur des Übergangs oder der Erwartung sein. (S. 200)

 Eine Gemeinde ist ein sehr komplexes Phänomen, dessen größter Teil sich unter der Wasseroberfläche versteckt. Ihr Erfolg oder Misserfolg hängt von vielen Faktoren ab, die von Ort zu Ort unterschiedlich und weitgehend unbekannt sind. Außer in sehr augenscheinlichen Fällen wissen wir einfach nicht, warum eine Gemeinde gedeiht und eine andere stirbt. Natürlich kann man aus der Erfahrung anderer lernen, aber die Idee, dass Vorbilder immer und überall zu Erfolg führen, macht keinen Sinn. Was auch immer sich an Schönem an einem bestimmten Ort ereignet, es ist stets ein einzigartiges Zusammenspiel von weisen Entscheidungen und guter Leiterschaft, Zufällen oder „Eingreifen Gottes“, bestimmten Gaben, die genau hier ihre Erfüllung finden, und kontextabhängigen Veränderungen, die speziell diese Gemeinde begünstigen. Es gibt allen Grund, dieses  komplexe Zusammenspiel von Faktoren ein Geheimnis zu nennen. (S. 204)

Es droht Gefahr, wenn wir uns nicht verändern wollen!

Igel sind wunderbare Geschöpfe. In einem langen Zeitraum der Evaluation haben sie einen unfehlbaren Verteidigungsmechanismus entwickelt. Wenn ein Fuchs einen Igel bedroht, rollt der sich einfach zu einer stacheligen Kugel zusammen und wird unüberwindlich in Bezug auf jede Gefahr. Früher oder später verliert der Feind das Interesse und zieht weiter. Diese Taktik hat lange funktioniert. Sie hat einem neugierigen, kleinen, schwachen und ziemlich dummen Tier seit undenklichen Zeiten geholfen zu überleben. Aber dann fängt die Welt plötzlich an sich zu verändern! Eines Tages macht sich unser Igel auf den Weg, eine lange, stinkige Asphaltstraße zu überqueren. In der Entfernung sieht er zwei grelle runde Augen leuchten, die rasch näher kommen. Ein tiefes, brüllendes Geräusch wird immer lauter. Aber der Igel weiß ja, was zu tun ist. Er wendet jene Strategie an, die seine Vorfahren nie im Stich gelassen hat: Er rollt sich zusammen und wartet geduldig, bis die Gefahr vorüber ist. (S. 199)