Wenn eine Kirche aufbrechen und den Weg der Erneuerung beschreiten will, braucht sie »Passion«Heute wird der Begriff gerne englisch ausgesprochen. Ohne diese Passion wird es nicht zu einem Prozess kommen, der ein Momentum in sich trägt und etwas in Bewegung setzt. Der Reihe nach:

Begriffsklärung

Passion wird heute häufig anders inhaltlich gefüllt, als seine ursprüngliche Bedeutung vorgibt. Der Begriff selbst kommt aus der lateinischen Sprache und bedeutet wörtlich »Leiden«. Die Passion Christi, sein Weg zum Kreuz = Leidensweg. Die Passionswoche, also die Woche vor Ostern = Leidenswoche.

Heute versteht man im allgemeinen Sprachgebrauch eine starke, leidenschaftliche Neigung zu etwas, Vorliebe, Liebhaberei … die zu einer leidenschaftlichen Hingabe führt. In der Gemeindeerneuerung geht also um die Leidenschaft für die Person von Jesus, seinen Auftrag, seine Kirche. Um eine Leidenschaft für die Berufung Gottes für jeden Einzelnen und die Leidenschaft dafür, dass wir mit unserem Leben einen Unterschied machen. Im Sinne von Jesus, dem Evangelium, dem Reich von Gott, um es in den klassisch-christlichen Begriffen zu sagen.

 In dir muss brennen …

»… was du in anderen anzünden willst.«, meint Augustinus, den ich immer wieder auf dem Blog zitiere. Die Begegnung mit Jesus führt dazu, dass in uns etwas angezündet wird und zu brennen beginnt, wie es die zwei Männer in der Begegnung mit Jesus erlebten.

Die Frage des Leiters …

… die Frage der Leitung auf dem Weg zur Gemeindeerneuerung muss also konsequent lauten: »Bin ich entzündet, brenne ich?«. Für Jesus, den Auftrag, die Kirche? Wenn dem Gemeindeleiter, der Gemeindeleitung dieses BRENNEN fehlt, es nur etwas glimmt, muss das nicht entmutigen! Warum? Weil das dennoch eine Chance ist: Der erste Ansatzpunkt zur Gemeindeerneuerung ist damit gefunden. Das ist eine gute Nachricht für alle, die sich aufmachen wollen! Jesus bewertet glimmen nicht gering. Es ist ein guter Startpunkt, los gehts!

Timeout:

Selbstreflexion: wie sieht es IN MIR aus? Hier beginnt ja alles. In meinem Herzen als Führungsperson. Also, ist das Feuer aus? Glimmt es? Brennt es auf kleiner Flamme? Brennt es gut?

Entfachen …

Wenn es noch glimmt, kann es entfacht werden. Das ist die gute Nachricht. Wie geht das? Der Apostel Paulus ermutigt den jungen Timotheus so:

»Um dieser Ursache willen erinnere ich dich, die Gnadengabe Gottes anzufachen, die in dir durch das Auflegen meiner Hände ist. 7 Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.« | 2. Timotheus 1:6-7

 

  1. Gott hat das Potential geschenkt, durch das wir diese Leidenschaft entfalten können!(Den Heiligen Geist, er wird auch mit dem Bild des Feuers illustriert. Römer 12:11»Lasst in eurem Eifer nicht nach, sondern lasst das Feuer des Heiligen Geistes in euch immer stärker werden. Dient dem Herrn.«)
  2. Wir haben eine Verantwortung, dieses Feuer wieder anzufachen,das die Gabe des Heiligen Geistes in uns ist. Gaben werden dabei freigesetzt. (Alternativ könnten wir das Wirken von Gottes Geist dämpfen oder sogar auslöschen!)
  3. Andere Christen gebraucht Gott für uns,damit das Feuer in uns wieder entfacht wird! (Wir brauchen einander, Christsein ist Mannschaftssport!)

Ein geistlicher Prozess

Gemeindeerneuerung hat unterschiedliche Ebenen. 

  1. Ja, es kommt auf Beziehungen und das Miteinander der Christen an!Einheit!Entsteht bei uns diese Einheit, die so starke Verheißungen bekommt?
  2. Und ja, es ist auch ein Prozess derOrganisationsentwicklung! Werden die Strategien, Strukturen, Rollen und Verantwortlichkeiten gut geklärt, Verantwortung übernommen und Rechenschaft gegeben?
  3. Auch ein deutliches JA ist zu sagen, dass die Kirche ein Organismus ist, der gesund wachsen soll.Das Fundament muss stimmen, die Nährstoffe ausreichend vorhanden sein und ein Klima ist nötig, in dem die Gemeinde gedeihen kann. Das ändern auch die besten Konzepte nicht … Richtig!
  4. Und ja, es braucht auch diese gute Kultur, die jedeStrategie zum Frühstück Es ist also nicht die eine Sache, die man »richtig« machen muss, und alles flutscht! Es ist immer die Summe aller Haltungen und Handlungen der Kirche, die im Prozess der Erneuerung unverzichtbar ist.

Im Kern ist der Prozess der Gemeindeerneuerung aber immer ein geistlicher Prozess. Also ein Prozess, der durch den Heiligen Geist ausgelöst, vorangebracht, gesteuert und ausgerichtet wird. Dabei gebraucht der Heilige Geist Menschen (sie sind Gott Nr. 1 Methode) im Kontext dieser Welt, die Gottes Welt ist! Christen sind deshalb offen für gute Strukturen und Möglichkeiten, die sich aus der Schöpfung anbieten: Vegetation, Klima, Gebäude, Werkstoffe, Strom, Wasser, Bücher, Computer, Internet, Musik, Kunst, Sprache …

Eine ungute Dynamik entsteht, wenn der Prozess rein methodisch, also »ohne Gott«geschieht und der »Mensch das Maß der Dinge« sein will.

Fragen:

  • Brenne ich, habe ich Leidenschaft, Passion … für Jesus, den Auftrag, seine Kirche?
  • Glimme ich noch? – Es könnte entfacht werden!
  • Ist die Flamme ausgegangen? Was könnten ich tun?

 Diese Fragen könnten zur Eigenreflexion, zum Gespräch mit Freunden oder sogar in der Leitung der Kirche verwendet werden.

Im nächsten Beitrag geht es darum, wie wir die Flamme konkret entfachen können. Oft werde ich gefragt: »Wie machst Du das, auch nach 40 Jahren noch so brennend, so leidenschaftlich zu sein?«

Der Leiterblog, veröffentlich am 17. Februar 2020

 Lothar Krauss ist Pastor der Kirche im Brauhaus Giforn. Lothar hat zahlreiche Artikel und Beiträge zusammengestellt mit einer Vielzahl von Werkzeugen für Pastoren und Gemeindemitarbeiter. Er selbst schreibt als Vorstandsmitglied von Willow Creek Deutschland und Gemeindeberater mit langjähriger Erfahrung: „Ich bin begeistert beim Bau von Ortsgemeinden mitzuhelfen und die zukünftige Generation von Leitern in Ortsgemeinden zu unterstützen.“ Für mehr Info besuche Lothar’s Blog