- Forum für Leiterschaft im Gemeindebau - https://forumgemeindebau.de -

Was Corona für ältere Menschen bedeutet – und was sich nach Corona ändern könnte / Christa Möller-Metzger

(Ich (Paul Clark) habe Christa und ihren Mann Armin vor einigen Jahren im Urlaub kennengelernt. Christa ist Grünen-Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft UND Sprecherin für Senior*innenpolitik. Christas sehr ausführlicher Beitrag über ältere Menschen ist ein Muss für alle Gemeinden, die ein Herz für Senioren haben. Auch oder gerade für Gemeinden, die derzeit noch überlegen, was sie in ihrer Stadt oder Region tun könnten, hat Christa am Ende ihres Beitrags viele praktische Anregungen aufgelistet.)

Alfons B. aus Gera in Deutschland, 84 Jahre, hat seine Frau wochenlang nicht gesehen. Sie lebt im Pflegeheim und von einem Tag auf den anderen herrschte dort Besuchsverbot. Telefonieren kann er mit ihr nicht, sie ist dement und hört nicht so gut. Aber sie in den Arm nehmen und sie spüren lassen, dass sie nicht allein ist, das hat er vor Corona  täglich gemacht. Das Besuchsverbot ist für ihn seelische Folter. Inzwischen gibt es Lockerungen und Alfons B. darf seine Frau wieder besuchen.

Aber nicht nur die Pflegeheime sind betroffen. In Hamburg lebt z.B. jede*r zweite 80-Jährige allein. Viele trauten sich während der Corona Zeit nicht mehr hinaus, weder zum Einkaufen, noch zum Arztbesuch oder zur Bank. In einigen Ländern, wie z.B. in Schweden, wurden die Läden frühmorgens zwischen 6 und 7 a.m.  speziell für ältere Menschen geöffnet. Ansonsten wurde ihnen geraten, zuhause zu bleiben und keine öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.

Klar, statistisch gesehen steigt das Risiko eines schweren Verlaufs mit zunehmendem Alter. Trotzdem ist Corona keine Alterskrankheit, sondern eine, die Menschen mit Vorerkrankungen trifft. Es darf deshalb kein Ziel sein, gesellschaftliche Gruppen zu separieren und vom gesellschaftlichen Leben auszuschließen.

Der Gang zum Bäcker, der Besuch der Enkel oder der Spaziergang in den Park sind wichtig, um Menschen zu treffen. Isolation ist Gift für Ältere, können zu Demenz und frühem Pflegebedarf führen. Menschen brauchen Kontakte und Aufgaben – zum Beispiel auch die Aufgabe, für sich selbst sorgen zu können.

Eine Jahreszahl sagt ohnehin wenig über den gesundheitlichen Zustand eines Menschen aus. So manches europäische Staatsoberhaupt hat die 60 weit überschritten. Die undifferenzierte Beurteilung des Alters basiert auf vereinfachenden Altersstereotypen und stellen eine Form der Altersdiskriminierung dar.

Eine schottische Studie aus Edinburgh * hat Studien aus 27 Ländern ausgewertet und festgestellt, dass Ältere den öffentlichen Nahverkehr oder kleinere Versammlungen mieden und keine Gäste mehr empfangen wollten, aus Angst sich anzustecken. Wenn kein persönlicher Kontakt möglich ist, sollte aber wenigstens die digitale Einbindung laufen, z.B. über Messenger-Dienste und soziale Netzwerke.

Das funktioniert leider nicht überall. Der gerade herausgekommene 8. Altersbericht der deutschen Bundesregierung spricht sogar von einer digitalen Spaltung der deutschen Gesellschaft zwischen gut und weniger gut ausgebildeten Menschen – gerade in der Gruppe der Älteren. Dort sind nämlich besonders Menschen mit geringen Einkommen von gesellschaftlicher Teilhabe abgehängt, weil sie keine entsprechende Hard- und Software haben bzw. nicht die Fähigkeiten, sie zu bedienen.

Corona hat gezeigt: Wir brauchen barrierefreie Online-Schulungen speziell für Ältere und kostenlose WLAN-Anbindungen. Wo das in Zeiten von Corona funktioniert hat, waren auch Einsamkeit und das Gefühl, ausgeschlossen zu sein viel weniger Thema. **

Große Pflegeheime brauchen wir dagegen nicht, sie waren europaweit Corona-Hotspots und die meisten älteren Menschen starben dort. Und dass Viren in Heimen leichtes Spiel haben, ist nicht erst seit Corona bekannt. Außerdem sind sie auch von den meisten Bewohner*innen gar nicht gewollt. Viel erstrebenswerter sind neue Wohnformen, z.B. Mehrgenerationen-Wohnen, kleine, überschaubare Pflege-Wohngemeinschaften, auch für Demente oder Menschen mit Behinderungen und eine gute ambulante Versorgung in den Quartieren.

Und so schlimm Corona auch war und in vielen Ländern immer noch ist, haben wir doch auch etwas Wunderbares erlebt: Einen großen Zusammenhalt zwischen den Generationen! Schließlich sind es nicht abstrakt die Älteren, die gefährdet sind und sterben könnten. Es sind Oma und Opa, Mutter und Vater, Onkel und Tante. Deshalb wurde vom weitaus größten Teil der Bevölkerungen Beschränkungen akzeptiert und eingehalten. Viele Jüngere waren bereit, für ältere Menschen einzukaufen oder Botengänge zu übernehmen. Ein großartiges Angebot und so manche*r Ältere war sehr froh darüber. Ältere, die sich nicht allein gelassen fühlten, konnten mit Corona-Einschränkungen oft sogar besser umgehen als Jüngere. **

Angebote sollte allerdings nie als moralischer Zwang erlebt werden. Das Leben allein meistern können ist ein wichtiger Wert. Aufgeklärt und gut geschützt müssen Ältere genau wie alle anderen Altersgruppen alleinverantwortlich entscheiden können, was für sie richtig ist.

Insgesamt hat sich viel Positives in dieser Zeit in den Nachbarschaften entwickelt. Da wurden Straßen gesperrt, um draußen mit viel Abstand Tische aufstellen zu können und zu feiern. Alle brachten eigenes Geschirr und Salat oder Kuchen mit, solange Buffets verboten waren.

Es wurde mit Abstand voneinander Musik gemacht. Es gab Balkon- oder Hofkonzerte.

Der Verein „Wege aus der Einsamkeit“ organisierte Video-Treffen 65plus mit bis zu 80 Teilnehmer*innen, die vorher noch nie etwas von Videokonferenzen gehört hatten. Es wurde gemeinsam Gymnastik oder Yoga gemachtg oder Vorträge gehört und anschließend einfach noch ein bisschen in kleinen Chaträumen weiter gequatscht. Der Verein „Oll inklusiv“, der normalerweise Ältere tagsüber in coole Clubs einlädt, machte Videokonferenzen mit Bingo und viel Musik zum Tanzen. Wer telefonisch oder virtuell mit anderen Menschen in engem Austausch stand, fühlte sich in diesen Zeiten besonders unterstützt – manchmal sogar mehr als vor der Pandemie. ***

Pflegeheime entwickelten kreative Konzepte, um Besuche draußen möglich zu machen. Durch Corona arbeitslos gewordene Künstler*innen spielten im Garten Trompete, sangen oder lasen Gedichte vor. Viele freuten sich auch über die Ruhe, die Corona erzeugte, alles ging ja nun ein wenig langsamer. Besonders gut tat allen aber die spürbare Solidarität der Jüngeren mit den Älteren! Wir brauchen mehr intergenerationale Projekte und Digitalisierung, die alle mitnimmt. Deshalb diskutieren die Green Seniors z.B. das WHO Konzept der Age-friendly Cities.

Um zu diesem globalen Netzwerk dazuzugehören, verpflichten sich die Mitgliedsstädte und -gemeinden, den Bedürfnissen älterer Menschen erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Aktuell sind 1000 Städte und Gemeinden in 41 Ländern Mitglied im Netzwerk. Z.B. London, New York, Madrid, Tampere, Bern, Brüssel oder Dijon. Kanada ist als gesamte Nation dabei.

Den Mitgliedern geht es um einen weltweiten Austausch von Beispielen aus der Praxis – und zwar positive genauso wie negative. Frei nach dem Motto: Aus Erfahrungen voneinander lernen! Die konkreten Maßnahmen der einzelnen Orte werden in einer Datenbank hochgeladen, die für jedeneinsehbar ist.

Inhaltlich entscheidet jede Stadt oder Gemeinde selbst, wo sie den Schwerpunkt der Altersfreundlichkeit legen will, und viele Maßnahmen kommen allen Generationen zugute, wie z.B. barrierefreie Zugänge und breite, sichere Fuß- und Radwege.

AfC-Maßnahmen können z.B. sein:

-Neue Quartierskonzepte, die auf nachbarschaftliche Unterstützung setzen und auf ambulante Versorgung.

– Pflege-Wohngemeinschaften anstelle von großen Heimen, die individuelle Betreuung gewährleisten, Mehrgenerationenhäuser oder flexible Wohneinheiten, die man nach Bedarf vergrößern und verkleinern kann, so dass ältere Menschen in barrierearme, kleinere Wohnungen umziehen können, wenn sie keine große Wohnung mehr brauchen und dabei Kosten sparen. Und dadurch die großen Wohnungen für Familien räumen können. 

– Begegnungsstätten, an denen man nicht konsumieren muss, so dass auch Menschen mit wenig Geld teilnehmen können.

-Konzepte gegen Einsamkeit und bessere Gesundheitsversorgung

-Digitale Unterstützung in Form von Tablet Ausleihen, freiem WLAN oder Schulungen für gesellschaftliche Teilhabe

Der demografische Wandel ist nicht aufzuhalten, und es ist gut, wenn Europa dafür gerüstet ist. Von allein finden die verschiedenen Generationen nicht zueinander, wir müssen viel mehr Orte der Begegnung schaffen, an denen das möglich ist. Das wird auch helfen, dass unsere Gesellschaft nicht auseinanderfällt, sondern sich als Ganzes fühlen kann.

 

* Jean-Frauçois Daoust, Politiologe an der Universität Edinburgh, Befragungen vom Imperial College in London in Zusammenarbaeit dem Meinungsforschungsistitut YouGov mit über 70.000 Menschen

**https://www.diw.de/de/diw_01.c.790700.de/publikationen/diw_aktuell/2020_0045/alleinlebenden_aelteren_menschen_droht_in_corona-zeiten_vereinsamung.html

*** ISAP-Studie (Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health) mit 1005 Frauen und Männern zwischen 65 und 94 Jahren, Universität Leipzig, 2020

Ergänzungen:

Es gibt spannende Ansätze für neue Formen. Eine große Alterseinrichtung in Hamburg z.B. baut das gesamte Gelände um, die Plätze für die stationäre Pflege werden zukünftig halbiert, Senioren-Appartments ausgebaut. Die Nachfrage nach barrierefreien Appartments mit Unterstützungsangebot wächst. Im Land Nordrhein-Westfalen werden Pflege-Bedarfsplanungen gemacht. Die Stadt Münster hat auf diese Weise große Heime verhindert, mit denen Investoren Geld verdienen wollten.

Bei jedem neuen größeren Bauprojekt muss stattdessen eine Wohngemeinschaft eingeplant werden, für Demente, Menschen mit Behinderungen, Ältere mit Pflegebedarf etc.

In großen Heimen ist in der Regel keine Zeit für die Menschen, es geht oft nur um die Grundbedürfnisse der alten Menschen. Trocken, sauber und satt sollen sie sein. Manchmal wird mit beruhigenden Medikamenten nachgeholfen. Pflegekräfte haben keine Zeit, das umzusetzen, was sie gelernt haben: Die Selbstständigkeit von Menschen so lange es geht, zu bewahren. Es gibt zu wenig Altenpfleger*innen –weil sie sehr schlecht bezahlt werden und weil der Beruf ein schlechtes Image hat. Manche Pflegekräfte sind völlig überlastet und lassen ihren Frust an den Heimbewohnern aus.

Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte und müssen auch interkulturelle Pflege mitdenken. Demente Ältere mit Migrationshintergrund vergessen oft ihr Deutsch und können nur noch in ihrer Muttersprache kommunzieren. Da brauchen wir Pfleger*innen mit entsprechenden Sprachkenntnissen. Der Pflegeberuf muss aufgewertet und deutlich besser bezahlt werden. Die psychische Pflege und die Erhaltung der Selbstständigkeit müssen als genauso wichtig angesehen werden wie die rein körperliche Versorgung.

In kleinen Gemeinschaften ist die Atmosphäre persönliche und familienähnlicher. Wertgeschätzte Mitarbeiter*innen bleiben länger. 

Das funktioniert auch sehr in der ambulanten Pflege bei dem niederländischen Buurtzorg-Model, das inzwischen weltweit kopiert wird. Es gibt kleine Pflegeeinheiten mit sehr flachen Hierarchien.

Die Mitarbeiter-Gruppe organisiert ihre Besuche selber und besucht immer den gleichen Personenkreis. Abgerechnet werden nicht erbrachte Leistungen, wie Blutdruckmessen oder Kompressionstrumpf anziehen, sondern nach Zeit. Die Pfleger können also ihre Kunden auch einfach mal in den Arm nehmen oder alte Fotos ansehen, wenn es ihnen nicht gut geht und entscheiden viel selbstständiger als das z.B. in Deutschland üblich ist. Das gibt mehr Zufriedenheit, für Kunden und Pfleger. In Deutschland wird aktuell in verschiedenen Städten untersucht, wie man das System übernehmen könnte.

Armut verstärkt aber nicht nur die digitale Spaltung, sondern auch die Einsamkeit. Der zunehmende Individualismus lässt Alte, Schwache und Kranke außen vor bleiben. Das Zusammenleben verschiedener Generationen ist ein Auslaufmodell. Einsamkeit wird besonders über 75 zum großen Problem. Einsame Menschen sind weniger gesund, neigen häufiger zu Demenz und sind früher und länger pflegebedürftig. Betroffen sind überwiegend Menschen mit geringem Einkommen, weil sie sich Teilhabe oft einfach nicht leisten können. Sportangebote wahrnehmen oder mit Freunden in ein Café gehen? Dafür ist kein Geld da.

Im Deutschen Alterssurvey 2014 [1] gab jeder fünfte Befragte, der von Altersarmut betroffen war, an, auch tiefe Einsamkeit zu erleben. Das wiegt besonders schwer, weil Menschen im Alter kaum noch Gelegenheit haben, an ihrer schlechten finanziellen Situation etwas zu ändern. Anders als in früheren Lebensphasen hält die Armut von Älteren fast immer an. Besonders trifft das Menschen, die lange arbeitslos waren und einen niedrigen Bildungsstand haben. In Deutschland ist Altersarmut aktuell ein weibliches Problem, da Frauen oft in Teilzeit arbeiten, in Niedriglohn-Branchen und immer noch schlechter bezahlt werden als Männer. Viele Rentnerinnen haben ihre Erwerbstätigkeit ausgesetzt und sich vor allem um die Kinder gekümmert oder die Eltern gepflegt. Geringe Renten sind die Folge.  Ähnliches gilt für Frauen und Männer mit Migrationshintergrund. Wir brauchen Renten, die Pflegezeiten anerkennen und allen Menschen ein auskömmliches Leben im Alter ermöglichen.

Das AfC Netzwerk wurde 2020 von der WHO ins Leben gerufen.

Es schreibt nichts vor, sondern die Mitglieder legen sich nur auf einen Fortschritt ihrer Bemühungen fest.  Die Idee ist die Diskrepanz zwischen Lebenserwartung und gesunder Lebenserwartung zu minimieren und messbare Fortschritte zu machen, um die Handlungsfähigkeit der Älteren auszubauen und zu erhalten.

Ottawa hat Stolpersteine an Bordstein-Kanten entfernt, es gibt mehr Fußgänger-Ampeln und hundert neue Sitzbänke wurden aufgestellt. Und zwar nicht nur in Parks, sondern um Mobilität zu steigern. Wenn ältere Menschen sich auf ihrem Weg zum Supermarkt ausruhen können, können sie länger selbstständig einkaufen und für sich sorgen.

In Akita, Japan warden örtliche Unternehmen für ein Age-friendly Partnerprogramm gewonnen: die Milch wird z.B. nicht nur an Geschäfte geliefert, sondern direkt in die Wohnung Älterer, die sich nicht selbst versorgen können.

London hat Health-walks organisiert, Senioren treffen sich zum gemeinsamen Spazierengehen.

In Tampere gibt es Beratungszentren, wo städtische und private Anbieter Auskunft ihre Leistungen anbieten, an zentralen Orten und möglichst eingebunden in Einkaufszentrum mit Kita und Alteneinrichtung. 

In Hamburg haben wir uns bisher nicht dem WHO-Netzwerk angeschlossen, sondern haben im Koalitionsvertrag mit unserem Koalitionspartner beschlossen, dass wir einen Aktionsplan im Sinne der Age-friendly Cities wollen.

In Coronazeiten mit eng begrenztem Budget wird das nicht einfach.

Unser grüner Schwerpunkt wird die Digitalisierung der Älteren sein. Wir wollen kostenlose Schulungen, die wirklich barrierefrei sind, ohne Fremdwörter und Fachbegriffe. Wir wollen Hardware zum Ausleihen anbieten und die Einrichtung von WLAN in Pflegeheimen unterstützen.

Seniorenpolitik ist ein Querschnittsthema, deshalb achten wir auch bei der Planung von Fuß- und Radwegen, dass sie breit genug sind. Haltestellen brauchen Sitzbänke und barrierefrei sein. Wir möchten für ausreichend Toiletten in der Stadt sorgen und neue Treffpunkte sollen generationenübergreifende Konzepte haben. Das sind alles Punkte, die auch Eltern, Kindern und Menschen mit Gehbehinderungen zugute kommen.

Wir leben länger und bleiben länger fit – und das ist sehr schön! Wir brauchen dafür aber neue gesellschaftliche Modelle, an denen wir jetzt arbeiten müssen.

Unser 3-Phasen-Aufteilung in Ausbildung – Arbeiten – jahrelange Freizeit mit Renteneintritt hat ausgedient. Aus- und Weiterbildung muss immer möglich sein. Wir brauchen Lebenszeitarbeitskonten, die es ermöglichen, in der Rushhour des Lebens sich Auszeiten zu nehmen, auf für Kindererziehung oder Pflege der Zugehörigen.

Der Arbeitsbegriff muss sich ändern, alles ist Arbeit: Ehrenamt, Erwerbsarbeit, Erziehung, Pflege. Um die Renten auf einem Niveau zu halten, das zum Leben wirklich reicht und um das Rentensystem auch für nachfolgende Generationen bezahlbar zu machen, können wir länger arbeiten. Das werden viele Menschen auch wollen, da wir fitter älter werden und die Hochaltrigkeit immer später einsetzt. Es darf keine Arbeit geben, die krank macht.

Dachdecker oder Altenpfleger, die mit 60 körperlich kaputt sind, darf es nicht mehr geben. Das müssen wir mit digitale Lösungen, KI und klugen Ideen verhindern. Die Jugend muss sich nicht unter Druck setzen, um so schnell wie möglich mit der Ausbildung fertig zu sein, um gleich in den Job zu starten. Junge Menschen sollten breit aufgestellt sein. Und während des Arbeitslebens sollte es immer wieder Möglichkeiten, sich Auszeiten zu nehmen. Man kann mit 50 noch mal etwas ganz Neues anfangen und mit 70 überlegen, wie man das Arbeitsleben ausklingen lassen will und welche gesellschaftlichen Aufgaben für ein freiwilliges Engagement Spaß machen. Schon jetzt engagieren sich überdurchschnittlich viele Ältere ehrenamtlich.

Jeder Mensch braucht Aufgaben, das Gefühl, gebraucht zu werden. Und es tut sowohl Älteren als auch Jüngeren gut, etwas miteinander zu machen. Erfolgreich in Deutschland sind gesponserte Theaterbesuche von Schülern und Älteren mit geringem Einkommen, die sich einen Besuch sonst nicht leisten könnten. Ältere können bei Schularbeiten helfen, Jüngere Onlien-Unterstützung geben.

Das Miteinander der Generationen passiert heute nicht mehr von allein, deshalb brauchen wir neue Treffpunkte, wo sich Menschen aller Altersgruppen und aller Ethnien treffen können.

Ältere möchten den Jüngeren eine gesunde Welt hinterlassen. Unsere Generation der Älteren hat seit vielen Jahrzehnten gegen Atomkraft, gegen die Ausbeutung des Bodens, für bessere Arbeitsbedingungen und equal pay gekämpft, gegen den  Hunger in der Welt und ungleiche Verteilung, für Gender-Gerechtigkeit und saubere Luft und Lebensmittel.  Das werden wir auch weiterhin tun – und sehr gern zusammen mit unseren Kindern und Enkeln! 

Hier findest du Christas Webseite! [2]