Zusätzlich zu der Neugründung von Gemeinden hatte ich die Ehre, in einigen Gemeinden, die über 100 Jahre alt sind, als Pastor zu dienen. Mit der Gemeindegründung legten wir auch die Kultur fest; in den bereits bestehenden Gemeinden hingegen wurde diese schon eine lange Zeit, bevor ich hinzukam, etabliert. Ich wusste jedoch: Wenn die Gemeinde in den nächsten Jahren überleben wollte, würden sich einige Dinge ändern müssen.

Deshalb weiß ich, wie es ist, an einer bestehenden Kultur zu arbeiten.

Als Erstes musst du herausfinden, wo die Kultur am meisten Veränderung braucht.

Normalerweise mag ich es nicht, mit dem Negativen zu beginnen, weil ich auch Problemen sehr positiv gegenüberstehe. Mein Augenmerk zuerst auf das Negative zu richten, ist meist ein Fehler, aber hier geht es darum, eine Wende herbeizuführen, weil an der Gemeindekultur etwas nicht stimmt. Die derzeit herrschende Kultur lässt dich auf der Stelle treten und hindert dich daran, vorwärtszugehen.

Bevor du beginnst, etwas zu ändern, musst du zuerst wissen, was du ändern musst.

Oftmals nehmen wir uns zu wenig Zeit, die Dinge zu lösen. So sind wir als Leiter gestrickt. Aber wenn wir das Problem nicht verstehen, richten wir mehr Schaden als Nutzen an. Wenn ich in einer Situation bin, die Änderungen erfordert, möchte ich zuerst wissen: Wie schlimm ist es wirklich? Es geht darum, die eigentlichen Probleme aufzudecken. Normalerweise sind es nicht jene, die die Menschen dir nennen, wenn du sie danach fragst.

Die Tatsache, dass kein Geld da ist, ist tatsächlich ein Problem, doch dieses hat für gewöhnlich einen Grund. Dasselbe gilt für die Mitarbeiterfluktuation, moralische Verfehlungen oder mangelnden Schwung. Entdecke die wahren Ursachen der Schwierigkeiten.

Zweitens: Finde heraus, was funktioniert, und baue darauf auf.

Wenn es darum geht, einer Gemeinde neues Leben einzuhauchen, sage ich immer: „Entdecke die Dinge neu, statt sie neu zu erfinden.“ Es ist sehr arrogant, wenn wir Leiter annehmen oder vorgeben, in einer Organisation sei alles grundsätzlich falsch und wir allein hätten all die Ideen, die sie vorwärtsbringen. Wenn du in einer Gemeinde nichts Gutes finden kannst, verändere sie nicht, sondern löse sie auf.

Aber normalerweise gibt es immer einige Dinge, die in der Gemeinde oder Organisation noch funktionieren oder in der Vergangenheit funktioniert haben. Vielleicht brauchen ihre Leiter den einen oder anderen Tipp, aber das sind oft niedrig hängende Früchte. Du kannst bei Menschen schnell punkten, indem du etwas findest, mit dem du sie wieder begeistern kannst.

Bei der Wiederbelebung unserer eigenen Gemeinde war eines dieser Dinge die Missionsarbeit. Wir hatten schon immer ein Herz für die Mission. Sie war sozusagen Teil der Gemeinde-DNA. In diesem Bereich brauchten wir eine bessere Organisation. Wir mussten den Menschen wieder einen Anreiz bieten, sich in der Mission zu engagieren, und das nicht nur mit dem Fokus auf die ganze Welt, sondern auch lokal. Es war jedoch recht einfach, die Menschen ins Boot zu holen und in diesem Vorhaben schnell an Schwung zu gewinnen.

Drittens: Überlege dir eine Vision für die Zukunft. Wie sieht diese aus?

Denk darüber nach, welche strategischen Schritte du in der Zukunft gehen willst.

Hier ist der Ansatzpunkt für Veränderungen. Du wirst gute Ideen und die Fähigkeit zur Umsetzung brauchen.

Diese beinhaltet eine der besten Praktiken des „Change Management“, von der insbesondere Pastoren Gebrauch machen sollten. Sie besteht schlicht darin, den Menschen zuzuhören. Eine Veränderung ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, wenn die Menschen glauben, dass du dich nicht für sie interessierst. Solange sie aus welchem Grund auch immer das Gefühl haben, dass Veränderungen herbeigeführt werden sollen, ohne dass sie ihre Meinung oder ihre Bedenken dazu äußern können, werden sie sich ihnen ganz automatisch widersetzen.

Eine der größten, aber zugleich kleinsten Veränderungen, die wir im Rahmen der Neubelebung der Gemeinde vorgenommen haben, war, die Zeiten unserer Gottesdienste neu festzulegen. Das schien so einfach zu sein, aber ich stieß damit auf großen Widerstand und mir wurde mehrmals gesagt, dass das die letzte Veränderung sein würde, die ich in der Gemeinde vorgenommen hatte.

Ein effektives Management bedeutet auch, dass man Entscheidungsträger beeinflusst. Normalerweise musst du nicht die Meinung aller anderen ändern. Das wird dir ohnehin nicht gelingen. Aber du solltest einige einflussreiche Personen in dein Team holen. Lass sie Teil des Ideenfindungsprozesses sein.

Viertens: Kommuniziere. Dann kommuniziere. Und kommuniziere wieder.

Verbreite die Vision weit und oft. Du musst im Übermaß kommunizieren. Selbst wenn du denkst, du hättest schon zu oft davon gesprochen – tu es wieder. Und wieder.

Ich sage den Pastoren immer: Wenn du deine Vision verbreitest, hältst du deine beste Predigt. Verpacke deine Vision in Geschichten, die das Herz der Menschen berühren, und nutze jede weitere Möglichkeiten, die sich dir bietet, um darüber zu sprechen.

Als wir die Zeiten der Gottesdienste änderten, erstellten wir eine Broschüre, in denen die Gründe für die Veränderung erläutert wurden. Viele fanden diese sehr einfach zu verstehen. Wir hielten mehrere Treffen ab, sowohl in kleinen wie auch in großen Gruppen. Das wurde auch im Sonntagsbulletin angekündigt und ich verkündete es von der Bühne aus. Meiner Erfahrung nach sind die Menschen offener oder zumindest weniger ablehnend, wenn die Gründe für eine Veränderung erklärt werden.

Wenn sie das Warum, das Wie und das Wann verstehen können, tröstet das die Menschen ein Stück weit über die Veränderung hinweg.

Fünftens und letztens: Halte unerschütterlich an deinem Plan fest.

Die Veränderung wird länger dauern, als es sich die meisten Leiter erhoffen. Je länger die derzeitige Kultur bestanden hat, umso länger wird es dauern, sie zu verändern. Schütze deine Seele während dieses Prozesses, gönne dir viele Ruhezeiten und umgib dich mit Menschen, die dich ermutigen, aber bleibe unbedingt dran.

Der Weg zu deinem Ziel wird nicht einfach sein, aber wenn die Kultur erst einmal verbessert ist, kannst du wieder Spaß haben. Ich hoffe, ich konnte dir dabei helfen.

Der englische Originalartikel kann hier gelesen werden!

Ron Edmondson ist Pastor und Gemeindeleiter.  Sein Herz brennt für  Gemeindegründungen. Er verhilft Gemeinden zu neuem Aufschwung und berät Pastoren und Gemeindeleiter, wenn es um Fragen von Leitungskompetenzen, Strategien und Alltagsbewältigung geht. Ron war mehr als 25 Jahre mit einem eigenen Unternehmen in der Wirtschaft tätig. Seit über 10 Jahren berät er nunmehr hauptberuflich Kirchengemeinden, siehe www.ronedmondson.com/.