Eine biblische Perspektive im Dienst pflegen
Ein jeder von uns sehnt sich nach Zufriedenheit, aber nur wenige haben die Geduld, sie entstehen zu lassen. Ohne Zufriedenheit finden wir uns jedoch in einem ungesunden Konkurrenzstreben nach größer, besser, schneller.
Dasselbe gilt auch für den geistlichen Dienst. Ohne Zufriedenheit kann sich unser nobler Wunsch, Gottes Reich durch unseren von ihm anvertrauten Dienst vorankommen zu sehen, schnell hochschrauben in ein selbstsüchtiges Streben, angetrieben vom Verlangen nach Selbsterhöhung. Gleichzeitig spüren wir ein merkwürdiges Tauziehen zwischen zufrieden und getrieben sein, zwischen zufrieden sein mit dem Dienst und der Notwendigkeit, mehr zu erreichen für Gott.
Zufrieden zu sein, wenn der Dienst gut läuft, kann sich anfühlen, als wolle man sich zur Ruhe setzen, als würde der Erfolg es uns erlauben anzuhalten. Für getriebene Leiter klingt Anhalten wie Sünde. Andererseits fühlt sich zufrieden sein an, wie sich geschlagen geben, wenn der Dienst schwer ist. Es ist, als würden wir das Handtuch werfen und aufgeben in der Annahme, die Dinge würden nie mehr besser werden.
Aber sich zur Ruhe setzen und aufgeben sind nicht das Wesen von Zufriedenheit. Wenn alles gut geht im Dienst und wir uns zur Ruhe setzen, bedeutet dies eigentlich, dass wir unsere Berufung, gute Verwalter zu sein, nicht einhalten. Und ganz aufgeben, wenn der Dienst ein mühsamer Kampf ist, bedeutet, gegen unseren Ruf zum Durchhalten zu verstoßen. Zufriedenheit ist auch nicht übertrieben. Im Gegenteil, Zufriedenheit bedeutet zu verstehen, wo wir unser genug finden.
Der Apostel Paulus beschrieb den Philippern seine Sicht von Zufriedenheit. Er schriebt immer: „Ich habe mich sehr gefreut …………..“
Das Wort „zufrieden“ bedeutet in diesem Abschnitt „selbstgenügsam“. Warum wählte Paulus gerade dieses Wort? Zu Zeiten des Paulus glaubten die Stoiker, eine Gruppe griechischer Philosophen, dass die Menschen Glück und Frieden in sich selbst finden könnten.
Aufgrund dessen könnte man leicht denken, dass Paulus sagen wollte: „Ich bin zufrieden, weil ich selbstgenügsam bin. Ich bin mir genug.“ Aber das meinte er überhaupt nicht. Im Philipper 4,12b u. 13 schrieb Paulus: „Ich kann Mangel leiden und Überfluss haben. Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt.“
Paulus fand seine Genügsamkeit in Christus. Er lernte zufrieden zu sein, weil Christus genügt.
Die Tatsache, dass Christus genügt, wird noch klarer im Kontext des ganzen Briefs, den der Apostel im Gefängnis schrieb. Der Autor Max Lucado stellte fest, dass sich der Brief des Paulus an die Philipper aus 104 Versen zusammensetzt und Jesu darin 40 mal erwähnt wird. Das bedeutet einen Durchschnitt von einmal pro 2,5 Versen.
Paulus praktizierte nicht nur, was er predigte, sondern er predigte auch, was er praktizierte. Christus war wirklich genug für ihn. Daher war er zufrieden, wenn alles glatt lief in seinem Dienst, aber auch wenn der Weg schwer war.
Wenn wir Zufriedenheit als „Jesus allein genügt“ verstehen, können wir die Höhen und Tiefen im Dienst relativieren. Wenn wir Erfolg haben und uns darüber freuen, dann können wir in Zufriedenheit demütig Jesus als die Quelle unseres Erfolges sehen.
Demut – ein Wesenszug, den die meisten von uns gerne bei anderen sehen, aber seltener bei sich selbst pflegen – ist wesentlich im Leben und in der Leiterschaft. Wenn du das nächste Mal die Evangelien durchliest, dann pass genau auf, wie oft Jesus von der zerstörerischen Eigenschaft des Stolzes und der wichtigen Wesensart der Demut spricht.
Ein Weg, Demut zu entwickeln, ist zu lernen, mit dem Level an Erfolg zufrieden zu sein, den Gott dir gibt. Dies wird dir helfen, allen Verdienst und alles Lob Gott zu geben. Es wird dir auch ein Gefühl für Frieden geben, weil Jesus allein genügt.
Mehr Erfolg bedeutet nicht mehr Frieden. Mehr Erfolg wird nicht den unkontrollierten Hunger nach mehr stillen. Bevor Gott dir mehr anvertraut, wird er tatsächlich schauen, ob du mit dem, was du hast, zufrieden bist.
Was ist aber mit der anderen Seite des Spektrums? Wenn wir mit Schmerz und Bedrängnis zu kämpfen haben, rückt unser Blick wieder auf Jesus, die Quelle unserer Stärke im Überwinden von Bedrängnissen. Zufriedenheit umklammert unsere Nöte und schenkt uns Vertrauen auf Gottes Treue und Hilfe.
Am 27. Mai 1943 stürzte Louis Zamperinis Flugzeug 800 Meilen südlich von Hawaii ab während eines Rettungsfluges im 2. Weltkrieg. Die nächsten 47 Tage trieben er und zwei andere Crew-Mitglieder – Francis McNamara und Russell Phillips – 2 000 Meilen auf Rettungsflößen in Richtung der Marshall Inseln. McNamara verstarb unterwegs.
Als man sie endlich fand, wog Zamperini nur mehr wenig über 30 Kilo. Sein Leidensweg war aber noch lange nicht vorbei. Man nahm ihn gefangen, folterte und demütigte ihn mehr als zwei Jahre in den Gefangenenlagern.
Nach dem Ende des Krieges kehrte Zamperini nach Hause zurück, hatte aber mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen. Er trank zu viel, geriet immer wieder in Streitereien und Kämpfe und hatte wiederholt Albträume von seiner Zeit in den Gefangenenlagern. Obwohl Zamperini die Frau, die er liebte, heiratete, ging es mit ihm immer weiter bergab.
Aber all das änderte sich, als er im Jahre 1949 eine Glaubensveranstaltung von Billy Graham besuchte und Jesus als seinen Erlöser annahm. Er hörte auf zu trinken, zu rauchen und zu kämpfen. Ab diesem Zeitpunkt hatte er auch keinen dieser schrecklichen Albträume mehr. Aufgrund des Werkes, das Gott in seinem Herzen tat, kehrte Zamperini 1950 zurück nach Japan, um den Gefängniswärtern, die ihn gefoltert hatten, seine Vergebung auszusprechen.
In „Don’t Give Up, Don’t Give In“ schreibt Zamperini über seine Fähigkeit, Zufriedenheit zu finden:
Ich werde oft gefragt, ob ich mein Leben noch einmal gleich leben würde, wenn ich die Chance dazu hätte. Ich habe mich das auch gefragt – fünf Sekunden lang. Wenn ich an die Kriminalität in der Jugend denke, an Verletzungen, Folter und viele Nahtod-Erfahrungen, so ist die Antwort definitiv Nein. Das wäre ja verrückt. Natürlich führten Durchstehen und Überleben dieser Herausforderungen zu vielen Jahren mit positivem Einfluss und halfen, Katastrophen und spätere große Belohnungen zu neutralisieren. Ich wurde geehrt und gesegnet mit unglaublichen Abenteuern und Möglichkeiten, einer wunderbaren Familie, Freunden und Fans auf der ganzen Welt. Das würde ich gerne wiederholen. Aber leider kann der eine Teil der Geschichte nicht ohne den anderen geschehen. Und daher akzeptiere ich das. Ich bin zufrieden.
Zamperinis Einsicht zeugt von außerordentlicher Reife. Er erlebte unvorstellbare Härte und danach großen Erfolg. Aber im Gesamten betrachtet, fand er Frieden für den Rest seines Lebens.
Dein Leben und deine Lebensumstände schauen vielleicht schlecht aus, aber Zufriedenheit ist dennoch möglich durch Jesus. Er allein genügt. Zufriedenheit ist möglich, wenn der Dienst gut läuft, aber auch, wenn es schwer wird. Es ist alles eine Sache der Perspektive. Es kommt darauf an zu wissen, wo man sein genügt findet.
Hier kannst du den Originaltitel lesen!
Stephen Blandino gründete die 7 City Church in Fort Worth, Texas, deren Pastor er noch heute ist. In seiner Eigenschaft als Coach und Autor ist er viel auf Reisen und spricht mit Pastoren und Leitern, um sie zu Wachstum zu motivieren und ihnen zu helfen, in ihrem Dienst und ihrer Berufung zu gedeihen.