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Tief verwurzelt in einer kleinen Stadt / Dino Espinoza

Als ich mich bereit erklärte, in der Templo Emanuel-Gemeinde in Crystal City, Texas, als Pastor zu dienen, war ich nicht auf der Suche nach einer langfristigen Anstellung. Ich hatte bereits 15 Jahre Erfahrung im Dienst – fünf Jahre als Pastor und zehn Jahre in der Jugendarbeit. Eigentlich hatte ich geplant, als Missionar nach Mexiko oder Zentralamerika zu gehen, aber ich willigte ein, für zwei Jahre das Amt des Pastors in der Templo Emanuel zu übernehmen.

Das war vor 36 Jahren. Ich gehöre immer noch zu den etwa 7.000 Menschen, die in dieser Stadt im Süden von Texas leben. Ich diene immer noch in derselben Gemeinde. Und ich würde es nicht anders haben wollen.

Ich werde oft gefragt: „Wie hast du es geschafft, so lange in so einer kleinen Gemeinde zu bleiben?“

Meine Antwort lautet, dass sich das einfach so entwickelt hat. Als der Herr mich hierher gebracht hat, wollte ich nur treu sein. Ich hatte nie mit einer so langen Reise stetigen Fortschritts am selben Ort gerechnet.

Gott hat mir eine große Liebe für diese Gemeinde und diese Stadt geschenkt. Darüber hinaus hat er mir geholfen, einige wichtige Prinzipien des Dienens zu lernen.

Ich habe sechs Dinge entdeckt, die Pastoren und Gemeinden tun können, um in kleinen Städten tiefe Wurzeln zu schlagen.

Die ersten drei von ihnen betreffen vor allem Gemeindeleiter, die anderen drei die Gemeinde als Ganzes. (Natürlich gibt es hierbei Überschneidungen, weil auch jedes Mitglied der Gemeinde sowohl in als auch außerhalb der Gemeinde dienen sollte.)

Der Pastor oder Gemeindeleiter

Erstens: Sei bereit, dich zu ändern. Im Lauf der Jahre habe ich meine persönlichen Pläne geändert. Ich habe meine Denkmuster geändert. Ich habe meine Strategien geändert. Ich habe viele meiner Vorstellungen über das Leben und den Dienst in einer kleinen Stadt geändert.

Gleichzeitig hat Gott mir erlaubt, meine Leidenschaft für das Predigen, meine Liebe für verlorene Seelen und mein Herz für die Mission zu behalten. Er hat mir unzählige Möglichkeiten geschenkt, sie im Dienst für ihn und für andere einzusetzen. Mit einer erneuerten Vision und der Unterstützung einer liebevollen Gemeinde, widme ich mich genau dort, wo ich bin, dem großen Auftrag.

Zweitens: Kenne die anderen Gemeinden und die Menschen deiner Stadt. Unser Assemblies of God Fellowship umfasst fast 13.000 Gemeinden überall in den Vereinigten Staaten. Jede von ihnen hat ihre ganz eigene Identität, ihre Kultur, ihre Geschichte und ihre Herausforderungen. Das gilt auch für die Gemeinden an kleinen Orten.

Um deiner Stadt dienen zu können, musst du ihre Menschen und Gegebenheiten kennen und an den Geschehnissen teilhaben. Welche Initiativen plant die Stadtverwaltung? Welche Probleme und Ziele haben die örtlichen Schulen? Wie kann sich deine Gemeinde am Ort engagieren, um den Menschen zu dienen und Nöte zu stillen?

Wenn sich die Stadt ändert, muss sich auch die Kirche ändern. Das kann bedeuten, dass man ein neues Format für die Versammlungen oder neue Strategien für die Evangelisation entwickeln muss.

Ich bin damit gesegnet, dass die Verantwortlichen unserer Stadt sehr engagiert und kreativ sind und die Gemeinschaft im Blick haben. Ich habe gelernt, ihnen zuzuhören und offen für ihre Visionen zu sein.

Drittens: Baue Beziehungen auf, indem du am Stadtgeschehen teilnimmst. In Dörfern und kleinen Städten sind Beziehungen sehr wichtig. Baue nicht nur mit den Familien deiner Gemeinde Beziehungen auf, sondern auch mit den Familien, die nicht zu ihr gehören. Besuche Sportveranstaltungen. Lerne deine Nachbarn kennen. Beachte und schätze jene, die der Stadt dienen. Schließe dich einer bürgerlichen Organisation an. Nimm an Veranstaltungen der Stadt teil.

Als Pastor von Templo Emanuel habe ich an bahnbrechenden Zeremonien, Bürgerforen, Sitzungen des Stadtrats, Konferenzen einzelner Schulbezirke und schulischen Veranstaltungen teilgenommen. Ich habe sowohl Einladungen als Sprecher angenommen als auch Einladungen, bei denen ich einfach im Publikum sitze.

Ich habe in unserem Komitee für die Volkszählung gedient, im Komitee für die Renovierung des Flugplatzes am Ort und im Komitee für eine drogenfreie Stadt. Jede Gelegenheit, zu dienen, ist auch eine Gelegenheit, in Beziehungen zu investieren.

Die Gemeinde

Erstens: Sei sichtbar. Mehr als 100 Familien betrachten Templo Emanuel als ihr geistliches Zuhause, aber es gibt immer noch viele andere in unserer Stadt, die überhaupt keine Gemeinde besuchen. Indem wir unsere Präsenz erhöhen, bietet sich uns eine Möglichkeit, Kontakt zu unseren Nächsten aufzunehmen, die die Botschaft von Hoffnung und Liebe hören müssen.

Mein älterer Bruder, Efraim Espinoza, war mein Vorgänger als Leiter der Gemeinde. In seinen 14 Jahren als Pastor sorgte er dafür, dass sich die wachsende Gemeinde einen Namen machte, indem er ein neues Gemeindegebäude bauen ließ, eine christliche Tagesstätte gründete und viele Veranstaltungen durchführte.

Wir haben uns bemüht, auf die Grundlage dieses sichtbaren, nach außen orientierten Dienstes aufzubauen. Letztes Jahr beispielsweise haben wir zusammen mit über 20 Agenturen und Firmen eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die wir „Zurück zur Schule“ nannten. Dort haben wir an mindestens 500 Schüler Lernmaterialien verteilt. Das war eine Gelegenheit, Menschen, die noch nie einen unserer Gottesdienste besucht hatten, die Liebe Christi zu zeigen.

Zweitens: Diene der ganzen Stadt. Wir sind die einzige Pfingstgemeinde in der Stadt, aber wir sind nicht nur für diejenigen da, die unsere Theologie teilen. Wir glauben, dass Gott uns dazu berufen hat, der Allgemeinheit zu dienen.

Unsere Sänger und Musiker haben an Veranstaltungen der Stadt teilgenommen und wir haben dafür Tische, Stühle, Podien und Soundsysteme zur Verfügung gestellt.

Wir haben Beziehungen mit den Leitern der Stadtverwaltung aufgebaut, die uns oft sagen, wie dankbar sie für unsere Arbeit für die Allgemeinheit sind. Templo Emanuel ist in gemeinsamen Projekten, die unsere Senioren, die Strafverfolgungsbehörden und Schulen unterstützen, oft die führende Kraft.

Genauso wie Gott allen Gunst gewährt, die ihn darum bitten, wollen wir uns in der Stadt engagieren, indem wir nahbar und großzügig sind. Während wir unseren Glauben auf diese Weise ausleben, stärken wir nicht nur uns selbst als Gemeinde, sondern ziehen auch viele Besucher unserer Sonntagsgottesdienste an.

Drittens: Bewahre Christus im Zentrum. Bei all den Gelegenheiten, die sich uns bieten, der Stadt zu dienen, verlieren wir nie unsere Berufung, Jesus zu repräsentieren, aus dem Blick. Ich sitze oft mit den gewählten Amtsträgern der Stadt zum Frühstück oder zu Diskussionen am runden Tisch zusammen. Wenn die Themen der Unterhaltungen jedoch zu politisch werden, ziehe ich mich zurück.

Unser Dienst existiert aufgrund der Opfer von Männern und Frauen, die die Vision einer spanischen Pfingstgemeinde in dieser Stadt hatten. Ich schätze ihren Glauben, ihr stilles Mentoring und die Türen, die sie mir geöffnet haben. Wir stehen auf den Schultern hingebungsvoller Diener, die sich, obwohl sie aufgrund ihres pfingstlichen Glaubens verfolgt und kritisiert wurden, den Respekt ihrer Mitmenschen verdienten, indem sie sie liebten und auf Jesus hinwiesen.

Crystal City ist eine überwiegend katholische Stadt, und die Menschen wissen, dass wir evangelikale Wurzeln haben. Gott schenkt uns weiterhin Gnade, um ihnen als treue Zeugen zu dienen.

Ich habe mich im Lauf der Jahre verändert. Unsere Gemeinde hat sich verändert und ist gewachsen. Auch unsere Stadt und die Welt haben sich verändert. Aber die Botschaft der Hoffnung und der Wahrheit für eine Stadt, die zwar viel Religion hat, aber Jesus noch nicht kennt, bleibt unerschütterlich immer dieselbe.

Hier kannst du den Originaltitel lesen! [1]