Es ist sehr populär geworden, zu sagen: „Wir gehen nicht in die Gemeinde, wir sind die Gemeinde.
Dem zweiten Teil des Satzes stimme ich absolut zu. Natürlich sind wir die Gemeinde. Was die Gemeinde ausmacht, waren, sind und werden immer die Menschen sein. Keine Gebäude, keine Glaubensbekenntnisse, keine Konfessionen, keine Institutionen.
Die Gemeinde sind die Menschen. Wir sind die Gemeinde. Aber so sehr ich dem zweiten Teil des Satzes zustimme, so sehr widerspreche ich dem ersten Teil.
Und ich würde nicht weiter gehen wollen, wenn es mir nicht helfen würde, in meinem Sein besser zu werden. Das eine bedingt das andere. Das Gehen und das Sein stehen nicht im Konflikt miteinander. Es ist irreführend und wenig hilfreich, beides gegeneinander auszuspielen.
Wenn es uns ernst damit ist, dass wir die Gemeinde sind, sollten wir mit aller Leidenschaft die grundlegende Notwendigkeit verspüren, hinzugehen. Das eine ohne das andere zu tun, bedeutet, keines von beiden sehr ernst zu nehmen.
In die Gemeinde zu gehen, ohne die Gemeinde zu sein? Das ist bestenfalls eine Luftblase und oft ein heuchlerisches Machtspiel.
Die Gemeinde zu sein, ohne in die Gemeinde zu gehen? Der Mangel am Gehen wird den Wert des Seins immer untergraben.
Das ist der Fall, ganz gleich, wie reif oder unreif dein Glaube sein mag.
- Menschen, die auf der Suche sind, müssen in die Gemeinde gehen, Fragen stellen und Anweisungen hören.
- Unreife Gläubige brauchen es, um an Reife und Kraft zu gewinnen.
- Reife Gläubige brauchen es, weil ein wesentlicher Teil unseres Glaubens darin besteht, andere in ihrem Glauben anzuleiten.
Als (relativ) reifer Christ weiß ich jetzt mehr als je zuvor, dass ich in die Gemeinde gehen muss. Hier sind 10 Gründe dafür, die mir in der letzten Zeit bewusst geworden sind:
1. Wir sollten Gottes Gebot, uns zu versammeln, gehorchen
So viele der Gebote, die Christus der Gemeinde gegeben hat, können nicht eingehalten werden, wenn wir uns nicht versammeln. Für die Kommunion über die Wassertaufe bis hin zum Gebet füreinander und vielem mehr ist das „Gehen“ wesentlich.
2. Wir können uns in der Anbetung wieder neu auf Gott konzentrieren
Es passiert etwas Außergewöhnliches, wenn sich die einzelnen Mitglieder des Leibes Christi versammeln, um ihn anzubeten.
Ich kann Jesus an allen Orten und zu jeder Zeit anbeten und tue es auch, aber die Versammlung des Leibes hilft mir, mich mehr auf Christus und weniger auf mich selbst zu konzentrieren. Das spielt eine Rolle. Eine große Rolle.
3. Wir knüpfen Kontakte mit einer örtlichen Gemeinde
Es ist wichtig, zusammen zu singen. Es ist wichtig, zusammen zu beten. Es ist wichtig, miteinander zu arbeiten, zu lernen, zu reden und zu träumen. Das alles spielt eine Rolle.
4. Wir können dem Leib Christi dienen
Liebe und Dienen erfordern Nähe. Ja, wir können viele gute Dinge auch aus der Ferne tun, und ich bin dankbar für die technischen Möglichkeiten, durch die Menschen, die nicht persönlich an den Versammlungen teilnehmen können, online dabei sein können.
Doch es gibt Formen des gegenseitigen Dienens, die einfach nicht möglich sind, wenn wir nicht zusammen im selben Raum sind.
5. Wir lernen und wachsen im Glauben
Die versammelte Gemeinde fordert mich heraus. Sie treibt mich an. Sie irritiert mich. Sie segnet mich.
Sie zwingt mich, mit Menschen zu leben und zusammenzuarbeiten, die ich normalerweise meiden würde. Ich brauche das. Sie brauchen das. Wir brauchen das.
6. Es reguliert meinen Lebensrhythmus
Wenn ich den Gemeindebesuch versäume, bringt das meine Woche durcheinander. Es wirkt sich negativ auf meinen Körper, meine Seele und meinen Geist aus.
Der Kontakt zu einer lokalen Gemeinde an mindestens einem von sieben Tagen gibt meinem Leben einen Rhythmus, den ich brauche.
7. Wir praktizieren den Sabbat
Der Sabbat hat zwei entscheidende Elemente. Eigentlich drei. Ruhe und Anbetung sind die ersten beiden. Ohne Anbetung ist er nur ein freier Tag. Ohne Ruhe kann er schnell gesetzlich und ermüdend werden.
Das dritte Element? Beständigkeit. Diesen Termin jede Woche einzuhalten. Wenn wir wissen, dass wir uns in einem regelmäßigen Rhythmus treffen, vermischt das Anbetung und Ruhe auf eine gesunde Weise.
8. Wir sind geistlich gegründet
Wäre ich mir allein überlassen, würde ich viel zu viel Zeit damit verbringen, zu lesen, zu schreiben und online zu gehen – allein.
Dann wäre mein geistliches Leben schon bald sehr eintönig. Es wäre alles nur in meinem eigenen Herzen, ohne eine Verbindung zu der realen Welt um mich herum. Ich würde auf der Basis meiner eigenen Ideen in meiner Fantasie Höhenflüge unternehmen, die sich richtig, sogar großartig anfühlen, aber in der realen Welt keinen Wert besitzen und keine Verbindung zu ihr haben.
Wenn ich mit den Menschen aus Gottes Volk zusammen bin, gründen sich mein Leben und meine Gedanken auf die reale Welt, reale Menschen und ihre realen Nöte.
9. Mein Glaube wird ent-individualisiert
Die Anbetung ist sowohl eine persönlich als auch öffentliche Handlung. Aber ein genauerer Blick in die Bibel zeigt uns, dass weit öfter über ihren öffentlichen Aspekt gesprochen wird als über ihren privaten, persönlichen Aspekt.
Es ist nicht so, dass der Ausdruck des Glaubens in der Öffentlichkeit den privat gehaltenen Glauben übertrifft, aber die Tatsache, dass die Versammlungen zur Anbetung als wichtiger angesehen werden, zeigt, dass der kommunale, beziehungsorientierte Ausdruck des Glaubens zentral, nicht marginal ist.
In großen Teilen der westlichen Welt haben wir unseren Glauben in einem Ausmaß individualisiert, das ungesund ist. Wir müssen vom „ich“ zum „wir“ übergehen.
10. Wir ehren die verfolgte Gemeinde
In all den über 2.000 Jahren unserer Zeitrechnung wurden Christen verfolgt. Das gerät leicht in Vergessenheit, wenn du (genauso wie ich) an einem Ort lebst, an dem du nicht nur die Freiheit hast, anzubeten, sondern auch das Christentum die vorherrschende Religion ist. (Ja, das ist immer noch so.)
Wenn du dir die Verfolgung der Christen in der Vergangenheit und der Gegenwart ansiehst, wirst du erkennen, dass die Christen selten dafür verfolgt werden, was sie glauben. Es ist schwer, wenn nicht unmöglich, das Innenleben eines Menschen zu steuern. Fast die gesamte Christenverfolgung basiert darauf, dass zwei Dinge verboten werden: Versammlungen zur Anbetung und das Teilen unseres Glaubens mit anderen.
Die meisten verfolgten Christen könnten Gläubige sein, denen nicht das Geringste zur Last gelegt wird, wenn sie nur bereit wären, eines zu tun – ihren Glauben für sich zu behalten. Aber sie gehen in die Gemeinde, selbst angesichts des Risikos, verfolgt und getötet zu werden, weil sie wissen, dass Christen sich versammeln müssen.
Was steht nicht auf der Liste?
Diese Liste ist nicht vollständig, aber sie ist gut genug, um mich lange und gründlich nachdenken zu lassen, bevor ich es in Erwägung ziehen, nicht jede Woche in die Gemeinde zu gehen (auch wenn das bedeuten kann, dass ich aufgrund der Entfernung, Krankheit und so weiter virtuell am Gottesdienst teilzunehme).
Habe ich etwas vergessen?
Nun, ich habe einige Dinge aufgezählt, über die ich in der letzten Zeit nachgedacht habe. Habe ich etwas vergessen? Lass es mich in den Kommentaren oder auf den sozialen Medien wissen.
In meinem nächsten Artikel, der den Titel 9 schlechte Gründe, in die Gemeinde zu gehenhat, werde ich einige gängige Mythen über den Gemeindebesuch beleuchten, die keine angemessenen Gründe sind, dort hinzugehen – und die nicht dazu führen werden, den Glauben eines Menschen aufrechtzuerhalten, ganz gleich, wie oft er die Gemeinde besucht.
Hier kannst du den Originaltitel lesen!
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