Nachdem ich Fälle gepostet hatte von Pastoren, die es allen recht machen wollten, erhielt ich die folgende Email, in der ich gefragt wurde, wie man  dieses Problem stoppen könne.

Ron, ich habe gerade deinen Blog Post gelesen und erkannt, dass ich so ein Pastor bin, der es allen recht machen möchte. Wie kann ich dieses Blatt wenden? Wie höre ich damit auf? Ich sehe, wie die Spannung im Team wächst. Die Frustration unter unseren Mitarbeitern greift schon auf unsere Ehepartner über und meine Vision prallt gegen eine Betonwand. Ich möchte das wirklich ändern, aber ich finde es so schwierig.

Unterzeichnet:

Ein frustrierter Pastor

Hier meine Antwort darauf:

Frustrierter Pastor,                                                                                                              ich bin beeindruckt von deinem Mut und deiner Ehrlichkeit.

Hier sind einige Gedanken, mit denen du beginnen kannst:

Stell dich wieder fest auf die Vision, die du zu verwirklichen suchst.

Mir scheint, du hast eine Vision, aber es den Leuten recht zu machen muss für dich wichtiger sein als diese Vision zu verwirklichen. Ich möchte nicht grob klingen, aber das ist die Realität. Wir neigen dazu zu tun, was wir am meisten wertschätzen. Fang an, deine Vision mehr zu schätzen als Menschen glücklich zu machen. Sei dir sicher, dass deine Vision Gott ehrt und auf Gott ausgerichtet ist – wovon ich überzeugt bin. Wenn du eine Gemeinde leitest, ist es offensichtlich, dass du den Willen Gottes tun möchtest. Ich glaube schon, dass er uns Handlungsspielraum gibt,  aber wir wollen sicher sein, dass bei allem, das wir tun, er die Ehre bekommt. Vertrau darauf.

Die Vision ist es, wofür du brennen solltest.

Wenn dich etwas ablenkt von deiner gottgegebenen Vision oder nicht dazu passt, solltest du davon nicht zu begeistert sein     ohne Rücksicht darauf, von wem es stammt. Das bedeutet nicht, dass du nicht auch Ja zu anderen Dingen sagen kannst. Aber sage klar und deutlich: „Tut mir Leid, aber im Moment verfolge ich diese Vision, die Gott mir gegeben hat.“

Stell dir vor, welchem Druck Moses als Leiter ausgesetzt war, es  den Leuten recht zu machen. Aber er musste an der Vision, die Gott ihm gegeben hatte, festhalten und durfte nicht zusammenbrechen unter dem Druck, den Menschen stets zu gefallen.

Schaffe es zusammen mit deinem Team, die Vision zu erfüllen.

Du brauchst ein Team um dich herum, das von deiner bestimmten Vision so überzeugt ist wie du. Pass auf, mit welchen Leuten du dich umgibst. Sei sicher, dass sie nicht selbstsüchtig sind, sondern das größere Bild sehen und deinen Rücken stärken, wenn es nötig ist. Wir alle brauchen solche Menschen, die das können und hinter uns stehen, wenn wir versucht sind, nachzugeben und es den Leuten recht zu machen.

Wenn du Mitarbeiter einstellst, sei sicher, dass sie die Vision verstehen und auch bestrebt sind, sie zu erfüllen. Sei ehrlich zu deinem Hang, dem Druck anderer nachzugeben. Teile mit ihnen dein Verlangen, die Vision zu erfüllen. Erlaube ihnen, in dein Leben zu sprechen, wenn sie sehen, dass es dir wichtiger ist, Menschen zu gefallen als deine Vision zu erfüllen.

Übertrage ihnen Verantwortung und Zeitrahmen.

Gib den Leuten echte Verantwortung und absehbare Zeitrahmen, um die Vision zu erfüllen. Das fällt manchen Pastoren schwer, aber du musst die Verantwortung für getroffene Entscheidungen abgeben. Dieser Prozess ist lebensnotwendig, denn er hält die Aufgaben am Laufen. Dadurch wird es auch leichter und angenehmer, zu anderen Dingen Nein zu sagen. Es ist schwer, gegen Erfolg zu argumentieren.

Ich finde, es ist manchmal leichter für jemandem, der nahe an einer Aufgabe dran ist, Nein zu etwas Neuem zu sagen. Wenn beispielsweise eine Gruppe will, dass wir eine neue Aufgabe  außerhalb unseres Schwerpunktgebiets starten, dann schützen jene Leute, die momentan unseren Auftrag und unseren Einsatz leiten, unsere Vision besser als ich selber. Wenn ich jenen, die ein bestimmtes Gebiet im Hilfeleistungsdienst leiten, erlaube, die Entscheidungen auf ihrem Gebiet zu treffen, schützt das unsere Vision besser.

Erlaube diesen selben Leuten, dich zur Rechenschaft zu ziehen, ob du an diesen gesetzten Zielen und Vorgaben auch dranbleibst. Es ist weniger wahrscheinlich, dass du dem Druck von Leuten nachgibst, wenn du weißt, dass die Dinge auf Spur laufen, um die Vision zu verwirklichen. Ich gebe meinen Mitarbeitern das Recht, es mir zu sagen, wenn ich von der Vision vor uns abweiche.

Diszipliniere dich selbst!

Wenn du erkennst, dass es tatsächlich eine Schwäche von dir in deinem Führungsverhalten ist, es allen recht machen zu wollen, musst du dich selbst  disziplinieren. Das wird Zeit brauchen. Wahrscheinlich ist es schon länger eine Schwäche von dir. Erwarte daher nicht, dass sie sofort verschwindet. Wenn du merkst, dass du eine Entscheidung nur deswegen triffst, um anderen zu gefallen, dann check dich mal gründlich durch. Füge es in dein Schema ein.

Wenn nötig, binde einen Faden um deinen Finger, aber mit Übung und Beständigkeit erinnere dich an das bessere Bild. Wenn nötig, rufe wieder die zuverlässigen Ratgeber zu dir. Erneuere  wieder deine Leidenschaft für deine Vision. Langsam und allmählich wird es dir immer besser gelingen, Nein zu sagen, wenn es notwendig ist. Dann wirst du die Vision, die Gott auf dein Herz gelegt hat, auch wieder besser erkennen.

Dies sind meine Vorschläge für den Anfang. Ich bete für dich, frustrierter Pastor, aber ich bin sicher, du schaffst das. Gott hat dich dazu berufen. Er wird dich in dem Maß zurüsten, wie du dich seinem Willen unterwirfst. Und ich vermute, er hat schon einen Plan für deine Zukunft, wenn du ihm weiterhin gehorsam bist.

Gottes Segen für dich, Pastor.

Ron.

Originalartikel auf Englisch  

Ron Edmondson ist Pastor und Gemeindeleiter.  Sein Herz brennt für Gemeindegründungen. Er verhilft Gemeinden zu neuem Aufschwung und berät Pastoren und Gemeindeleiter, wenn es um Fragen von Leitungskompetenzen, Strategien und Alltagsbewältigung geht. Ron war mehr als 20 Jahre mit einem eigenen Unternehmen in der Wirtschaft tätig. Seit über 10 Jahren berät er nunmehr hauptberuflich Kirchengemeinden, siehe www.ronedmondson.com/.