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Warum ich mich nie dafür entschuldigen werde, dass ich die Gemeinde liebe / Karl Vaters

Für viele Christen galt es viele Jahre lang als cool, Dinge zu sagen, wie: „Ich liebe Jesus, aber nicht die Gemeinde“, oder: „Die Gemeinde ist wie Noahs Arche – sie mag stinken, aber sie ist das Einzige, was auf dem Wasser treibt.“

Früher gehört ich auch zu diesen Menschen. Aber jetzt nicht mehr.

Ich liebe die Gemeinde. Keine Entschuldigungen. Keine Bedingungen.

Vor einigen Jahren schrieb Dan Kimball ein fantastisches Buch mit dem Titel They Like Jesus, But Not the Church [1]. Die Haltung, die dieser Titel wiedergibt, passt haargenau auf Menschen, die keiner Gemeinde angehören. Aber nicht auf uns.

Sie mögen Jesus, aber nicht die Gemeinde“ ergibt Sinn. „Wir mögen Jesus, aber nicht die Gemeinde“ hingegen ist traurig und irgendwie krank. Schließlich SIND WIR die Gemeinde!

Wenn mir an der Gemeinde etwas nicht gefällt, habe ich die Verantwortung, es zu ändern, weil WIR die Gemeinde sind, und WIR schließt MICH ein!

Meine Kindheit in der Gemeinde

Wenn jemals jemand gute Gründe hatte, die Gemeinde zu lieben, bin ich es. Ich bin ein Pastor der dritten Generation. Meine Großeltern und meine Eltern lernten sich jeweils in der Gemeinde kennen. Ich wurde geboren, während mein Vater gerade predigte. (Der Arzt hatte sich verkalkuliert und ich kam zu früh.)

Einige meiner besten Erinnerungen aus meiner Kindheit stammen aus der Gemeinde. Ich lernte meine Frau in der Gemeinde kennen, ich heiratete sie in einer Gemeinde und unsere Kinder und Enkelkinder wurden in der Gemeinde eingesegnet.

Doch all das verblasst angesichts der fünf Hauptgründe, warum ich die Gemeinde liebe.

  1. Jesus liebt die Gemeinde

Wenn man das Wort Religion im Neuen Testament studiert, findet man zwischen den guten auch viele schlechte Aussagen. Die Suche nach dem Wort Gemeinde jedoch fördert fast nur gute Nachrichten zutage.

Die Religion kommt in der Bibel nicht gut weg, die Gemeinde hingegen schon.

In manchen Gemeinden sehen wir, dass sich die Menschen völlig danebenbenehmen (hallo Korinth!), doch wenn wir all die Bibelverse studieren, in denen das Wort „Gemeinde“ vorkommt (was ich getan habe), erhält die Gemeinde eine schon fast peinliche, überschwänglich gute Kritik.

Die neutestamentlichen Verse über die Gemeinde zeigen uns Menschen, die

* sich um Reisende kümmern
* teilen, was sie haben
* Missionare aussenden
* die Leidenden ermutigen
* sich um die Armen kümmern
* Gottes Wort lehren
* die Schwachen unterstützen
* füreinander beten
* und mehr.

Die einzigen negativen Punkte, die ich finden kann, stehen in Offenbarung 2 und 3. Der Rest der Verse im Neuen Testament sind praktisch eine „Glückwunschkarte“ für Gottes Volk.

Das ist insbesondere überraschend, als die Bibel sich nicht davor scheut, die Schwächen ihrer Helden aufzuzeigen. Doch die Gemeinde geht hier nicht nur fast unbeschadet hervor, sondern mit einem Lob, das zu geben niemand anderem als Gott selbst vorbehalten ist, insbesondere in den Abschnitten, in denen es um die „Braut Christi“ geht.

Um es klar zu sagen: Die Verfasser des Neuen Testaments scheuten nie davor zurück, die Mitglieder der Gemeinde zu kritisieren, wenn sie Korrektur brauchten. Ohne diese Direktheit hätten wir kaum ein Neues Testament. Aber Paulus, Johannes und die anderen machen dabei einen sehr klaren Unterschied. Selbst wenn sie gegenüber einzelnen Gläubigen, Gemeindeleitern und örtlichen Gemeinden vernichtende Kritik äußerten, versäumten sie es nie, ihrer Liebe zum Leib Christi Ausdruck zu verleihen.

  1. Die Gemeinde liebt Christus

Ich habe gelernt, ein dankbares Mitglied meiner Ortsgemeinde zu sein, denn wenn die Gemeinde Jesus wirklich liebt, gibt es keinen besseren Ort auf der Welt.

Ich wurde von Menschen in der Gemeinde verletzt. Aber ich wurde auch von Jesus durch Menschen in der Gemeinde geheilt.

Wenn eine Ortsgemeinde Jesus liebt, zeigt sich das in ganz erstaunlichen, transformativen Aktionen. Eine Gemeinde, die Jesus wirklich liebt, ist eine Gemeinde, in der sich auch die einzelnen Mitglieder untereinander auf eine aufopferungsvolle Weise lieben.

Es ist schön, eine liebevolle Gemeinde in Aktion zu sehen.

  1. Durch die Gemeinde habe ich gelernt, Jesus zu lieben

Diese Tatsache gerät leicht in Vergessenheit.

Auch wenn die Gemeinde sonst nie irgendetwas für mich getan hat, hat sie mich zu Jesus geführt. Dafür werde ich sie für immer lieben.

Ich wurde vor der Hölle gerettet und werde in den Himmel gehen. Und Jesus gebrauchte die Gemeinde – die Gemeinschaft und das Zeugnis anderer, die Jesus kennen und lieben –, um dieses Ziel zu erreichen.

Nein, die Gemeinde hat mich nicht gerettet. Das tut nur Christus. Aber Christus hat sich dafür entschieden, die Gemeinde (die Menschen, nicht die Institution) vor allem anderen dafür zu gebrauchen, die Menschen in die Erlösung zu führen.

  1. In der Gemeinde erfahre ich Gottes Liebe

Wenn ich mir die Schöpfung ansehe, entdecke ich so vieles über den Charakter Gottes. Seine Kraft, seine Weisheit, seine Herrlichkeit, sein handwerkliches Geschick und so vieles mehr zeichnen ein lebendiges Bild. Aber wenn die Schöpfung alles wäre, was ich von ihm habe, könnte Gott sich sehr distanziert anfühlen. Großartig, aber weit entfernt.

Wenn ich in der Bibel lese – insbesondere in den Evangelien –, rückt Gott mir näher. In Jesus kann ich sehen, dass Gott mich liebt. Doch selbst dann wäre es leicht möglich, dass ich zwar intellektuell und historisch weiß, dass Jesus mich liebt, es aber tatsächlich nicht spüren kann.

Es geschieht durch den Leib Christi, die Gemeinde, dass ich die Liebe Jesu auf spürbare Weise erfahre – von den formelleren Programmpunkten wie dem Abendmahl und der gemeinsamen Anbetung bis hin zu informelleren Gelegenheiten, in denen ich sehe, dass sich Menschen, die Jesus lieben, umeinander kümmern.

Wir sind nicht perfekt. Bei Weitem nicht. Aber wenn die Gemeinde die Gemeinde ist, gibt es nichts Vergleichbares.

Anhand der Schöpfung sehe ich Gottes Größe. Durch die Bibel weiß ich, dass Gott mich liebt. In der Gemeinde erlebe ich das in Echtzeit.

  1. Die Kraft der Gemeinde

Vor einigen Jahren kritisierte Ghandi die Christen mit einer mittlerweile berühmten Aussage: „Ihr Christen habt ein Dokument, das genug Dynamit enthält, um die ganze Zivilisation in Stücke zu schlagen, die Welt auf den Kopf zu stellen und Frieden auf einen von Krieg zerrissenen Planeten zu bringen. Aber ihr geht damit um, als sei sie nicht mehr als ein Stück guter Literatur.“ Er hatte recht.

Ich glaube, dass wir die Gemeinde auf dieselbe Weise unterbewerten wie die Bibel. Die Gemeinde Jesu besitzt eine außergewöhnliche, buchstäblich Wunder wirkende Kraft, aber wir sehen sie in ihrer Großartigkeit oft nur als einen Job, eine Verpflichtung oder gar eine Peinlichkeit an. Und dann fragen wir uns, wo die Kraft und die Freude geblieben sind.

Niemals wieder. Jedenfalls nicht für mich.

Von jetzt an will ich die Gemeinde sehen, wie Gott sie sieht. Das beginnt mit dem Vers: „Jetzt sollen alle Mächte und Gewalten der himmlischen Welt an der Gemeinde die unerschöpfliche Weisheit Gottes erkennen“ (Epheser 3,10; Hfa).

Durch die Gemeinde, durch dich und mich, durch die Gegenwart des Heiligen Geistes, der in und durch uns wirkt, lässt Gott die Welt seine Weisheit sehen.

Der Gemeinde zu dienen – und durch sie Jesus zu dienen –, ist die größte Ehre, die mir je widerfahren kann.

Hier kann man den Originalartikel lesen! [2] 

Videos über die Vision von Karl Vaters finden sich unter seinem Namen auf YouTube. Mehr über Karl unter: NEWSMALLCHURCH.COM [3] http://smallchurch.com/ [4] oder Besuche Karl’s Blog Pivot http://www.christianitytoday.com/karl-vaters