Vor 13 Monaten gingen wir in Pension nach über 43 Jahren im Dienst als Pastoren und Missionare …
Im vergangenen Jahr habe ich viel nachgedacht über meine persönliche Geschichte. Das war wichtig für mich, denn meine Geschichte (alle guten, schmerzlichen und schwierigen Teile davon) hat mich zu dem gemacht, wer ich heute bin.
Hier sind ein paar Höhepunkte:
- Rückschau ist wichtig, aber auch das Loslassen.
- Die meisten Pensionisten schauen gerne auf all das zurück, was sie im Leben erreicht haben, ihr Ansehen, die „guten alten Tage“ und „weißt du noch, als …“. Das ist auch gut so und kann viel Spaß machen. Aber es ist für die Pensionisten auch gesund und notwendig, über ihre Fehler und Irrtümer nachzudenken. Das schließt auch menschliches Versagen und Fehlverhalten ein, das andere ihnen zufügten.
- Sobald wir ALLES aus unserer Vergangenheit (das Gute und das Schlechte) schätzen und annehmen können, werden wir ein besseres Verständnis von uns selbst und von Gottes Liebe bekommen. Indem wir unsere Vergangenheit anerkennen, können wir uns davon befreien und sie nicht mehr Teil unserer Identität sein lassen. Manchmal wollen wir uns aber nicht an die schlechten Dinge erinnern. Vielleicht schämen wir uns, fühlen uns schuldig, entblößt und verletzlich. Das geschieht besonders dann, wenn wir aus einer dysfunktionalen Familie stammen. Gesundes Reflektieren (nicht einfach Wiederkäuen) bedeutet nicht, negativ zu sein, sondern ein Aufarbeiten des Schmerzes. Gott kann all die zerbrochenen Stücke nehmen und etwas Schönes und Starkes daraus machen. Aber das kann er erst dann machen, wenn du ihm alles übergeben hast. Es war wichtig für mich, meine Fehler und die der anderen zu erkennen, zu übergeben und dann mir selber und den anderen Vergebung anzubieten. Dann heißt es alles loszulassen. Vergebung ist mächtig und setzt dich frei.
- Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass manches, für das ich viel Zeit und Energie verwendet habe, als ich jünger war, es nicht wert war. Einige Dinge, die ich für bedeutend und wichtig gehalten habe, zeigten auf lange Sicht wenig Jetzt möchte ich, dass meine verbleibende Zeit Frucht bringt, „die bleibt“ und nicht schnell wieder verschwindet. Was bedeutet das? Ich habe keine hundertprozentige Antwort darauf, aber eines weiß ich… die Liebe ist das, was bleibt. Wie Maya Angelou sagte: „ Ich habe gelernt, dass die Leute vergessen, was du gesagt hast, sie vergessen, was du getan hast, aber sie werden nie das Gefühl vergessen, das du bei ihnen ausgelöst hast.“ Deshalb muss ich mir selbst die Frage stellen, habe ich andere Menschen mit Vortrefflichkeit geliebt?
- Vielleicht ist es das, was Alter und Pensionierung ausmachen. Man schaut mit anderen Linsen auf sein Leben zurück. Ich bin jetzt ein wenig mehr fokussiert auf die Welt unmittelbar rund um mich und wie ich mich darin verhalte. Ich habe Zeit, mir selber harte Fragen zu stellen. Ich kann die Antworten langsam aufarbeiten und brauche nicht schnelle Schlüsse fassen. Ich finde mich mental, körperlich und geistlich gesünder als je zuvor.
- Am Ende des Tages habe ich erkannt, dass ich nur zwei Verantwortungen habe: 1) Gott zu lieben mit meinem ganzen Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und ganzer Kraft. 2) Andere zu lieben. Wenn ich es schaffe, diese beiden Dinge jeden einzelnen Tag für den Rest meines Lebens zu tun, dann werde ich meinen Gott erfreuen und die anderen werden Ihn in mir sehen. Das ist mein Auftrag. Alles andere ergibt sich von selbst, wenn ich bewusst erwähle, Ihm und anderen meine aufrichtige Liebe zu erweisen.
- Zum Schluss möchte ich dir sagen, genieße den Moment, wo du gerade stehst. Für das Morgen gibt es keine Garantien. Jeder neue Tag ist ein Geschenk und wir haben das Vorrecht zu wählen, wie wir unsere Zeit und unser Leben gestalten wollen.
Lynn und Mike leben in Redding in Kalifornien und sind Teil der Bethel Church.