Vor 13 Monaten gingen wir in Pension nach über 43 Jahren im Dienst als Pastoren und Missionare …

Im vergangenen Jahr habe ich viel Zeit mit Nachdenken verbracht und mit dem Wort Gottes. Es ist unglaublich, wie die „Gedanken Gottes“ plötzlich in meinem Kopf auftauchen, weil ich mir mehr Zeit nehme, in der Stille Gemeinschaft mit Ihm zu haben und über Schriftstellen nachzudenken, ohne abgelenkt zu sein. Es war überraschend aufschlussreich. „Jede geistliche Segnung in den himmlischen Örtern ist schon ausgeschüttet worden über uns als eine Liebesgabe von unserem wunderbaren himmlischen Vater.“

Hier sind ein paar meiner Reflexionen:

  • Gott ist groß. Er hat das ganze Universum erschaffen und für uns geordnet, damit wir hier auf diesem Planeten gerade jetzt, zu diesem Zeitpunkt, leben können. Halte ein und denke darüber nach. Das ist erstaunlich und überwältigend. Wir existieren, weil Er es möglich gemacht hat. Er schaffte Ordnung im ganzen Universum und erschuf uns, damit wir auf diesem Planeten leben und uns an Seiner Gegenwart erfreuen können. Er erwählte uns, uns Menschen, als Seinen kostbaren Besitz, schenkte uns das gesamte Universum UND will eine persönliche Beziehung mit uns haben. Das ist sehr demütigend. Zu erkennen, wie groß Gott ist, die Quelle und der Erhalter ALLER Dinge, bringt uns auf einen neuen Level von Vertrauen und Glauben.

  • Gottes Liebe ist das Wichtigste, das ich in letzter Zeit genauer betrachtet habe. Was bedeutet eigentlich die Liebe Gottes? Wie können wir Gottes bedingungslose, unermessliche Liebe erfahren, wenn wir sie nicht völlig verstehen? Ich habe die Antwort nicht und mein Verständnis mag begrenzt sein, aber ich laufe Ihm und Seiner Liebe voller Leidenschaft nach. Ich will nämlich wachsen und Ihn auf intimere Art kennen lernen. Ich möchte, dass Seine Liebe die Quelle meines Lebens ist und tiefe Wurzeln schlägt in meinem Leben. Ich will mich Seiner extravaganten Liebe ausliefern, dass Sein heilender Wohlgeruch hinausströmt aus mir.

  • Ich habe auch nachgeforscht, wie die Liebe zu anderen Menschen aussehen soll. Es ist schwer, andere so zu lieben, wie Gott das von uns haben möchte, besonders dann, wenn sie unfreundlich, hasserfüllt und gegen uns sind. In der heutigen Welt gibt es so viel Wirbel in der Atmosphäre, so viel Hass und Polarisierung, dass ich ständig Vorsicht walten lassen muss. Ich muss ständig auf der Hut sein, um nicht in den arglistigen Geist zu geraten, der um uns fließt und Verwüstung, Chaos und Zerstörung bringt. Ich lese immer wieder Galater, Epheser, Philipper und Kolosser. Diese Bücher lehren klar und deutlich, wie man andere lieben, ehren und behandeln soll, auch wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt. Manchmal werde ich dem nicht gerecht. Die Wahrheit ist, wenn wir versagen in unserer Liebe zu anderen Menschen, wie Gott es von uns erwartet, wie können wir dann Gott lieben? Aber ich habe die Möglichkeit, jeden einzelnen Tag meine Liebe zu anderen zu üben. Die Liebe wird zum Zeichen von wahrer Reife.

  • Ich bin gerade dabei, meine Bestimmung auf zielgerichtete Leistungen umzulernen, und das ist schwer. Meine Leistungen bedeuten nichts, wenn ich nicht in Gottes Liebe, Freundlichkeit und Mitgefühl wandle. Wenn ich wirklich liebe, richte ich mich aus auf meine wahre Bestimmung und auf das, was Gott will, dass ich es erreiche. Es geht allein um mein Herz und nicht um das, was ich erreiche.

Andere Gedanken:

 

  • Ich bin auch draufgekommen, dass es okay ist (und Gott uns die Erlaubnis dazu gibt), das Leben zu genießen … zu entspannen, fischen zu gehen, lesen, malen, schreiben, wandern oder welch andere Art von Aktivität auch immer (sündigen ausgeschlossen). Ich bin im Ruhestand und das ist jetzt meine Zeit, all die Dinge zu tun, die mir Vergnügen und Freude bereiten. Ich weiß nicht, warum in der christlichen Welt dieWorte „Vergnügen“ und „Freude“ so negativ besetzt sind. Gott hat große Freude an mir  und er möchte, dass ich Freude finde an all den Dingen, mit denen er mich segnet. Es ist keine Sünde, das Leben, das Gott dir geschenkt hat, zu genießen.
  • Sei demütig und forsche nach neuen Ideen und Gedanken. Erkenne, ein geistlicher Leiter zu sein, bedeutet nicht, dass du schon alles weißt, was Gott und sein Reich betrifft. Es ist wichtig, offen zu sein für Neues in anderen Strömungen und daraus zu lernen. Fremdbestäubung kann eine gute Sache sein, wenn du unvoreingenommen bist. Ich höre gerne  Erfahrungen und Lebensgeschichten, die so ganz anders sein können als meine eigenen. Daraus habe ich viel gelernt.
  • – Lebe dein Leben nicht für jemand anderen und lass dir von keinem sagen, was du tun solltest.
  • Die Zeit kann ein Freund sein. Aber denke dran, dass du nicht mehr so viel Zeit hast wie zuvor. Du musst dich nicht beeilen, aber mach, dass das, was du tust, auch wirklich zählt. Tu, was dir wichtig erscheint.
  • Jeder hat eine andere Meinung über den Ruhestand, besonders wenn du im Dienst als Pastor stehst. Manche sagen, geistliche Leiter sollten gar nicht in Pension gehen. Andere wiederum finden es okay. Letztlich musst du tun, was du für dich für richtig hältst. Nur weil man in den Ruhestand geht, heißt das nicht, dass man sich auch aus dem Leben zurückzieht. Ich sehe es eher als den Beginn einer neuen Zeit … eine Entwicklung im Leben, auf die man schon lange gewartet hat.
  • Unsere beste Entscheidung war ein „Sabbatical“ im ersten Jahr unseres Ruhestandes. Die Leute kratzten sich an den Köpfen und schauten uns komisch an, wenn wir ihnen das sagten. Aber dadurch konnten wir einfach „wir sein“. Es gab uns auch eine neue Perspektive darauf, wer wir wirklich sind ohne unsere Identität als Pastoren.
  • – Im ersten Monat habe ich viel geschlafen oder einfach geruht. Ich hatte gar nicht gewusst, wie aufgezogen ich war und wie schnell ich rannte, bis ich abrupt von heute auf morgen aufhörte. Dann las ich Bücher, fing an zu schreiben, habe im Garten gearbeitet, gemalt und ein paar andere Dinge gemacht. Das tat mir mental, geistlich und körperlich ausnehmend gut.
  • Ich musste mir selber die Erlaubnis erteilen loszulassen und ich entdeckte, es ist okay, einmal nicht als Pastor zu dienen. Es ist sehr erfüllend, wenn du als Pastor zum Leben anderer beiträgst. Aber ich musste lernen loszulassen. Es war sehr befreiend. Es gibt immer noch Möglichkeiten für mich zu dienen, aber die meisten lehne ich ab, ausgenommen ein paar Seelsorgesitzungen und Fürbitte für spezielle Nöte. Ehrlich gesagt war es schwer, mich loszulösen, aber ich wusste, ich muss es tun.
  • Wenn man eine längere Zeit keinen Dienst als Pastor macht, kann es ganz aufschlussreich sein zu erkennen, wer man ist.

Ich entdeckte Dinge über mich und mein Leben, die geändert werden sollten. Was, zum Beispiel, motiviert mich, gute und ehrenhafte Dinge? Was sind meine echten Begabungen? Was erwartet Gott von mir? Um nur einige zu nennen…

  • Eine längere Pause half mir auch, meine Ziele im Leben neu auszurichten und mich zu fragen: „Was will ich wirklich tun mit der Zeit, die mir noch gegeben ist?“ Ich finde es wichtig, meine Identität nicht mit meinem „Beruf“ zu verwechseln. Die große Frage ist: „Wer bin ich jetzt, wenn ich nicht mehr Pastor bin?“

Lynn und Mike leben in Redding in Kalifornien und sind Teil der Bethel Church.  https://www.bethel.com