Ich liebe kleine Gemeinden. Aber ich weigere mich, sie zu idealisieren.

Ich habe kein bisschen Nostalgie übrig für die längst vergangenen, nicht-existenten „guten alten Tage“, als noch jeder ein „kleines weißes Kirchlein“ besuchte und dann alles in der Welt in Ordnung war.

Ich weigere mich auch, kleinen Gemeinden die Schuld zu geben für alles, das heutzutage falsch läuft in der Christenheit. Ich werde nicht länger untätig herumsitzen, während Gemeindeleiter Statistiken zitieren, wie viele kleine Gemeinden es gibt, als wäre das der ganze Beweis dafür, dass sich die Christenheit in Schwierigkeiten befindet.

Aber ich werde auch die kleinen Gemeinden nicht ganz unbehelligt lassen. Nur weil sie klein sind, ist das noch lange kein Grund, den geistlichen Dienst ohne Leidenschaft zu verrichten anstatt mit Begeisterung Gott zu ehren, Menschen zu dienen und die Welt zu verändern.

Kurz gesagt, kleine Gemeinden sind kein Problem, das gelöst werden muss, kein besonderer Wert, den man loben sollte und keine Ausrede für schäbige Arbeit. Aber sie sind normal.

Mit dem Aufkommen von Megagemeinden in letzter Zeit (ein Aufkommen, für das ich übrigens dankbar bin), sind tatsächlich kleine Gemeinden immer noch die Art, die die meisten Leute wählen, um anzubeten, zu lernen und zu dienen.

Aber weil diese falschen Vorstellungen von kleinen Gemeinden immer noch bestehen, wollen wir sie uns genauer anschauen.

  1. Kleine Gemeinden sind kein Problem.

Nur weil eine Gemeinde klein ist, heißt das nicht, dass sie kaputt, faul, visionslos, schlecht geführt oder theologisch fehlerhaft ist. Gibt es solche kleinen Gemeinden? Natürlich. Aber auch einige große.

Aber trotz dem, was du vielleicht gehört hast oder glaubst, besuchen mehr Christen kleine Gemeinden, um dort zu dienen und zu beten, als in allen verschiedenen Größen von Gemeinden zusammen. Und das nicht nur in ländlichen Regionen, wo sowieso alle Gemeinden klein sind. Sogar in dicht besiedelten Gebieten, wo große Gemeinden wie Punkte in der Landschaft verstreut sind, gehen mehr Leute in Gemeinden unter 200 als in größere. Das zu tun, ist nicht falsch.

Wo tatsächlich die Zahl der Christen als Prozentsatz der Bevölkerung wächst, ist das fast immer wegen der Vervielfachung kleiner Versammlungen und nicht, weil die großen Gemeinden wachsen.

Sicherlich gibt es kaputte kleine Gemeinden. Klein zu sein ist an sich noch kein Zeichen für ein Problem. Kleine Gemeinden sind kein besonderer Wert. Große Gemeinden sind nicht besser als kleine. Aber kleine Gemeinden sind auch nicht besser als große.

  • Kleine Gemeinden sind nicht die beste Art von Gemeinden. Sie sind es nur für manche Menschen.
  • Sie sind der Idealvorstellung einer neutestamentlichen Gemeinde nicht näher als große Gemeinden.
  • Sie sind nicht der gerechte Rest.
  • Klein zu sein heißt niemals: „Wir sind die einzigen mit der wahren Lehre.“
  • Klein zu sein hat auch nichts mit heilig zu tun.

Ich denke zwar, dass kleine Gemeinden in Zukunft eine sichtbarere Rolle beim Gemeindewachstum spielen werden, aber ich glaube nicht, dass sie große oder Megagemeinden ersetzen werden. Das sollen sie auch nicht.

Es geht überhaupt nicht um groß oder klein. Es geht um groß und klein. Die gesamte Gemeinde ist besser dran mit uns allen zusammen als ohne irgendjemanden, der fehlt.

  1. Kleine Gemeinden sind keine Ausrede.

Klein zu sein ist keine Ausrede dafür, eine Gemeinde armselig zu führen.

Kleine Gemeinden können sich vielleicht Dinge, die sie gern hätten, wie die neueste Technologie, ein eigenes Gebäude oder sogar ein Gehalt für den Pastor, nicht leisten. Aber nichts davon sollte sie abhalten, den Auftrag Gottes in bester Weise zu erfüllen.

Hier sind ein paar Ausreden, die wir keinesfalls länger akzeptieren sollten:

  • Nur weil wir keine mitreißende Lobpreisband haben, bedeutet das nicht, dass wir uns mit leidenschaftslosem Lobpreis begnügen.
  • Ein Mangel an Vorbereitungszeit für die Predigt wegen beruflicher Mehrbelastung bedeutet nicht mangelhafte Theologie oder langweiliges Predigen.
  • Geringe Finanzen werden uns nicht davon abhalten, großzügig zu sein.
  • Auch wenn wir keine professionell gestaltete Power-Point-Präsentation, keine Flyer und Banner haben, werden wir trotzdem unsere Freunde in die Gemeinde einladen.
  • Wir werden nicht warten, bis wir größer sind, um Gottes Auftrag hier und jetzt zu erfüllen.

Eine Ortsgemeinde muss nicht groß sein, um die Sache Jesu gut zu machen. Und die Sache Jesu ist die einzige Sache, die wirklich von Bedeutung ist.

Dies ist ein Ausschnitt aus Karl Vaters Buch „Kleine Gemeinde große Wirkung – Raus aus der Wachstumsfalle“ Verlag Francke.

Videos über die Vision von Karl Vaters finden sich unter seinem Namen auf YouTube.  Besuche Karl’s Blog!  Zwei Bücher sind von Karl auf Deutsch zu lesen: Kleine Gemeinde große Wirkung – Raus aus der Wachstumsfalle, Verlag Francke. Der Heuschrecken-Mythos: Große Gemeinden, kleine Gemeinden und das Kleindenkertum, das uns trennt.