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Sechs Voraussetzungen für erfolgreiche Leitungspersonen / Lothar Krauss

Guter Wille allein reicht nicht!

Ein netter Typ sein, einen guten Charakter mitbringen – was mega wichtig ist – es gut meinen …, alles das reicht nicht aus, um eine erfolgreiche Leitungsperson zu werden. Obwohl das alles hilft und der gute, bewährte Charakter, wir sprachen darüber, unverzichtbar ist. Wobei der Charakter eine der sechs Voraussetzungen ist. Aber der Reihe nach. Das muss man mitbringen!

Eigne ich mich als Führungskraft? Willig zu sein allein, richt nicht. Kann ich es auch? Bringe ich mit was es braucht, um die Rolle auszufüllen? Talent, Kompetenz sind nötig. Richtig. Aber ist dir schon einmal aufgefallen, dass mancher Konzern von einem Philosophen oder einem Juristen geführt wird? Also Leuten, die fachfremd sind und dennoch richtig gut führen können? Das ist der „Zubringer“ auf unsere Straße, die wir nun befahren wollen. 

Hier sind die sechs Eigenschaften:

  1. Einfluss
  2. Charakter
  3. Sozialkompetenz
  4. Antrieb
  5. Weisheit
  6. Bewährung

7.    Einfluss

Einfluss: das hatten wir schon in Episode 6. Ich bin als Pastor tätig. Manchmal bitten mich Menschen, die eine tolle Idee haben, für sie ein Team zusammenzustellen. Leute anzuwerben. Ganz ehrlich: wer nicht den Einfluss hat, selbst andere zu begeistern und für eine Vision zu gewinnen, der wird auch Mühe haben ein Team zu formen, zusammen zu halten und strategisch zur Erfüllung der Vision zu führen. 

Und es gibt Reichweiten des Einflusses. Die Führungsspanne. Wir kommen in Kürze darauf. Jeder und jede von uns hat eine unterschiedliche Führungsspanne. Mancher Pastor ist gut für eine Gruppe bis 50 Personen. Andere können bis 200 leiten. An dieser Schwelle scheitern viele meiner Kollegen. Andere können deutlich mehr Reichweite entfalten! Was ist nun der erste Platz? Die Reichweite, die zu DIR passt ist DEIN erster Platz!

Charakter: auch dazu ist ausreichend in vorangegangenen Beiträgen und Episoden gesprochen und geschrieben worden. Im Arbeitsblatt findest du weitere Anregungen zur Selbstreflexion.

Sozialkompetenz: Führen bedeutet immer Menschen zu führen. Produktionsstraßen, Projekte, Prozesse, Programme … irgendwie sind immer Menschen daran beteiligt. Sie müssen zusammenarbeiten, um komplexe oder komplizierte Projekte, manchmal sind die gemeinsamen Aufgaben komplex und kompliziert, zum Erfolg zu bringen. Viele Störungen in Projekten haben mit Menschen zu tun. Man braucht sogar oft sehr unterschiedliche Typen, um erfolgreich innovativ tätig zu werden. 

Sie zu führen, erfordert ein gutes Maß an sozialer Kompetenz! Aber was genau ist Sozialkompetenz? Ich habe ChatGPT gefragt, wie die Definition aussehen kann. Hier das Ergebnis:

»Sozialkompetenz bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen, effektiv und konstruktiv mit anderen Menschen zu interagieren. Dazu gehören sowohl kommunikative Fähigkeiten als auch das Verständnis und die Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse, Gefühle und Perspektiven anderer. Menschen mit hoher Sozialkompetenz können Konflikte lösen, kooperativ arbeiten, empathisch sein und Beziehungen positiv gestalten. Diese Fähigkeit ist in sozialen, beruflichen und persönlichen Kontexten von großer Bedeutung, da sie zu einem harmonischen und produktiven Miteinander beiträgt.«

Antrieb: Der außergewöhnliche englische Prediger Charles H. Spurgeon ist für seinen Satz an Prediger sehr bekannt geworden. An vielen Sonntagen predigte er zu 10.000 Leuten in London, seine Predigten wurden international nachgedruckt. Beeindruckend. In tollen Sprachbildern brachte er Wahrheiten merkfähig auf den Punkt. So auch dieses Bild:

Ein Hund, der zur Jagd getragen werden muss, ist für die Jagd nicht geeignet.“ 

Damit ist wesentliches zum Antrieb bereits gesagt. Heute würde man auch von internistischer Motivation sprechen. Ganz klar, Leitungsleute wollen etwas und keiner muss ihnen das auf Dauer sagen. Es kommt aus ihnen heraus. Sie wollen etwas in Bewegung bringen, sie sind Beweger. So nenne ich Führungspersonen gerne. Beweger. Ganz gleich, ob sie ein kleines Team verantworten, einen Bereich oder eine ganze Organisation. Sie wollen sie nach vorn bringen. Innovationen auslösen, einen Unterschied bewirken, die Mission erfüllen!

Wer auf Dauer nicht einen guten, gesunden Antrieb entwickelt, wird eher weniger in Bewegung bringen können. Wird einen schwindenden Einfluss beklagen und zu einer immer schwächeren Leitungsperson werden. Etwas aus ganz eigenem Antrieb in Gang setzen, ist ein Markenzeichen einer guten Führungskraft. Jede Organisation kann sich glücklich schätzen, wenn sie solche Leute in ihren Reihen hat. Ich nenne sie gerne auch Spielentscheider. Beweger, die ein Spiel entscheiden können. Genial.

Weisheit: Damit ist zunächst kein akademischer Abschluss gemeint. Man muss auch kein wandelndes Lexikon sein, oder ein nicht enden wollender YouTube Kanal. Nicht Bildungsabschluss sondern ein im Leben verarbeitetes Wissen. Gepaart mit Erfahrung, Reflexionen. Lebensweisheit entsteht so. Wir denken an weise Menschen. 

Wissen ist nicht zwingend Weisheit! Wie viele kluge Leute haben schon unfassbar dumme Entscheidungen getroffen. Ein brillantes Wissen angemessen und klug ins Leben einzubringen, sich selbst reflektieren zu können, andere hören und wertschätzen, ein lebenslang Lernender sein … alles das baut Weisheit auf. 

Und ja: bestimmte Rollen brauchen darüber hinaus eine solide Fachkompetenz. Das bestätigt aber die Regel: denn weise Menschen kennen ihre Grenzen, lassen sich ergänzen und schweigen rechtzeitig!

Bewährung: Die letzte Eigenschaft, die ich zu den Voraussetzungen rechne. Mancher hat alles, was er zu bieten hat, ins Schaufenster seines Lebens gestellt. Beeindruckend! Aber wenn man in den Laden des Lebens kommt stellt man fest: die Regale sind kaum gefüllt, viele einfach leer! Es gibt so beeindruckende Leute, die sich super verkaufen, präsentieren und damit blenden. Erst mit der Zeit wird deutlich, dass eine Täuschung vorliegt. 

Wie findet man das heraus? Zeit, Testläufe, Projekte, Erprobungen … Ein Mensch muss sich bewähren. Eine Führungsperson muss getestet werden, bevor ihm oder ihr eine verantwortliche Rolle übertragen wird. Wir brauchen Tests auf der Mittelstrecke. wer meint, dass das „unter seinem Niveau“ ist, macht sich letztlich verdächtig! 

In der Bibel ist die Frage der Bewährung der kirchlichen Führungskräfte fest verankert. Im 1. Brief an Timotheus 3,10 wird Paulus deutlich. Es geht um „Diakone“ in der Kirche, die mit den „Ältesten“ die Verantwortung für die Kirche vor Ort tragen:

»Die Diakone müssen sich ebenfalls zuerst bewähren. Nur wenn an ihnen nichts auszusetzen ist, darf man sie zum Dienst zulassen.«

Wenn du dich im Licht dieser Voraussetzungen betrachtest …

… stehst du im Spannungsfeld zwischen einem unerreichbaren Ideal und einer nachlässigen Oberflächlichkeit. Wenn eine Organisation Mangel hat, neigt sie zu Kompromissen. Und die rächen sich. Früher oder später. In der Regel später. Oft aber bitter. 

Vielleicht gibt es Themen aus dieser Liste, die du aufgreifen solltest. So manche Kritik kann zu einem wertvollen Hinweis werden. Eine Wachstumschance könnte es sein. Hanspeter Nüesch hat das einmal so auf den Punkt gebracht:

»Kritik ist kostenlose Beratung.«

Und Beratung ist eine der eher teuren Dienstleistungen unserer modernen Gesellschaft ! Doch wir erinnern uns wieder an diesen Satz:

»Es ist entscheidender, wer ich bin und werde als das, was ich leiste!« 

Wenn du dich im Licht dieser Voraussetzungen entwickelst …

… dann wäre das genial, oder? Vielleicht gibt dir die PDF ein paar Anstöße dazu, die du mit Freunden, einem Coach, in der kleinen Gruppe aufgreifen und bearbeiten willst.

Hier ist der Link zum Originalartikel. [1] Am Ende des Online-Artikels findest du ein Arbeitsblatt zur Selbstreflexion

Lothar Krauss ist Pastor der VivaKirche. [2].Lothar hat zahlreiche Artikel und Beiträge zusammengestellt mit einer Vielzahl von Werkzeugen für Pastoren und Gemeindemitarbeiter. Er selbst schreibt als Vorstandsmitglied von Willow Creek Deutschland und Gemeindeberater mit langjähriger Erfahrung: „Ich bin begeistert beim Bau von Ortsgemeinden mitzuhelfen und die zukünftige Generation von Leitern in Ortsgemeinden zu unterstützen.“ Für mehr Info besuche Lothars Blog [3]