Ist es in Ordnung, wenn die Berufung eines Pastors darin besteht, anderen zu helfen, ihre Berufung zu erfüllen? Oder braucht jede Gemeinde eine vom Pastor geleitete Vision, hinter die sie sich stellen kann?
Ohne eine starke Vision kann man keine erfolgreiche Gemeinde haben. Das habe ich mir sagen lassen.
Und eine großartige Vision gibt es nur, wenn der Pastor/Leiter (und zwar immer der Pastor/Leiter) eine einzigartige Vision für die Gemeinde entwirft und diese Vision dann an die Leitung und die Gemeinde weitergibt. Das hat man mir auch schon gesagt.
Also habe ich getan – oder versucht zu tun – was mir gesagt wurde. Jahrelang habe ich gebetet, daran gearbeitet, in der Heiligen Schrift geforscht und Gott auf jede erdenkliche Weise zugehört. Ich flehte ihn um eine Vision an, die unsere Gemeinde in neue, weite Bereiche des Dienstes führen würde.
Aber es hat nie ganz so funktioniert.
Wenn meine Vision nicht ankommt
Ein paar Mal dachte ich, ich hätte sie. Ich hatte eine neue Idee und präsentierte sie mit großer Leidenschaft und vielversprechend. . .
Aber sie hat sich nie durchgesetzt.
Und es ist nicht so, dass ich eine Gemeinde voller Menschen geleitet habe, die ihre Visionen nicht umsetzen konnten. Ganz im Gegenteil. Die Gemeinde, der ich diente, war und ist voll von den fürsorglichsten, leidenschaftlichsten, engagiertesten und missionarischsten Menschen, die ich kenne.
Doch diese Gemeinde voller guter Menschen, die Großes für Gott tun wollten, hat sich nicht auf die Vision eingelassen, von der ich dachte, dass Gott sie mir gegeben hatte. Warum? Weil Gott sie mir nicht gegeben hatte. Ich habe sie erfunden.
Natürlich wollte ich sie nicht erfinden. Aber ich war so verzweifelt, eine Vision zu haben, wie sie mir beigebracht worden war, dass ich mich selbst davon überzeugt habe. Seit diesen frühen Misserfolgen habe ich einiges über mich, die Gemeinde und darüber gelernt, wie Gott uns benutzt, um seine Pläne zu erfüllen. Es hat sich herausgestellt, dass nicht jeder Pastor dazu berufen ist, eine große, einzigartige Vision für seine Gemeinde zu entwerfen. Die meisten sind es wahrscheinlich auch nicht.
Du weißt nicht, was du tun sollst? Tu, was du weißt.
Was macht ein Pastor oder eine Pastorin also, wenn er oder sie verzweifelt versucht, eine Vision von Gott zu bekommen, aber nicht weiterkommt?
Was macht ein Pastor oder eine Pastorin also, wenn er oder sie verzweifelt versucht, eine Vision von Gott zu erhaschen, aber nicht weiterkommt? Wie funktioniert eine Gemeinde, wenn es keine übergeordnete, projektorientierte Vision gibt, hinter die man sich stellen kann?
Wie wäre es mit folgendem. Tu das, wozu Pastoren (zusammen mit Aposteln, Propheten, Evangelisten und Lehrern) schon immer berufen waren. Rüste die Heiligen für das Werk des Dienstes aus (Epheser 4,11-12). Predige, lehre und lebe, als ob das Priestertum der Gläubigen eine reale Sache wäre. Denn das ist es.
Es gibt Tausende von Pastoren und Leitern, die eine ähnliche Last tragen wie ich – die Last, eine einzigartige Vision für ihre Gemeinde zu entdecken, zu fördern und umzusetzen. Aber das ist eine Last, die wir nicht zu tragen brauchen.
Hier ist eine andere Sichtweise.
Rüste-sie-aus-Vision…
Jedes Gemeindemitglied hat eine Berufung Gottes für sein Leben. Ausrüstende Pastoren (d.h. alle Pastoren) haben die Pflicht, ihnen zu helfen, diesen Ruf zu erfüllen. Sie sollen sie in ihrer Vision ausrüsten, nicht nur, um sie unter den Schirm der Vision des Pastors zu bringen.
Natürlich werden diese Leben und Visionen als Glieder eines Leibes unter der göttlichen Führung des Heiligen Geistes neue Wege finden, sich zu koordinieren. Aber das ist etwas ganz anderes, als eine allumfassende pastorale Vision zu entwerfen, der sich alle unterordnen müssen.
Ich weiß, das kann verwirrend klingen. Wenn dir, wie mir, gesagt wurde, dass erfolgreiche Pastoren eine große Vision haben, um die sich alle scharen, kann es schwer sein, das auf eine neue Art zu sehen.
Aber hier ist die Wahrheit. Deine Gemeinde hat bereits eine allumfassende, große erzählerische Vision. Und einen Auftrag. Und ein Gebot.
Es steht im Neuen Testament.
. . . unter eine gemeinsame Berufung
Es ist ok, wenn die einzige Vision, die deine Gemeinde hat, darin besteht, das Hauptgebot und den Missionsbefehl zu erfüllen. Das funktioniert seit mehr als 2 000 Jahren hervorragend.
Es ist auch in Ordnung, wenn Gott einigen Pastoren zusätzlich dazu eine große, projektorientierte Vision gibt, hinter der alle stehen können. Das ist in Ordnung, aber nicht notwendig. Du musst kein Pastor sein, der eine Vision vorgibt. Die Vision, die Christus für die Gemeinde hat, wurde bereits festgelegt.
Liebe Gott, liebe andere und erzähle die wunderbare Geschichte der Erlösung durch Jesus. Diese einfache, tiefgründige Vision mag nicht einzigartig sein. Aber Jesus hat uns nicht dazu aufgerufen, einzigartig zu sein, sondern treu zu sein.
Andere dazu befähigen, ihre Vision zu verwirklichen
Die Kirche braucht nicht mehr Pastoren oder Leiter, die Visionen vermitteln, sondern mehr Pastoren und Leiter, die ausrüsten. Wenn du zuhörst, wirst du erstaunt sein, wie Gott die Menschen, die du leitetest, beruft. Und es wird eine tiefe pastorale Freude sein, ihnen dabei zu helfen, ihre Vision zu erfüllen.
Und wenn diese scheinbar unzusammenhängenden Visionen auf eine neue, von Gott inspirierte Weise zusammenkommen, die du dir nie hättest vorstellen können? Dann weißt du, dass Gott das Sagen hat, nicht der Pastor.
Ich frage mich, was passieren würde, wenn die massive und unnötige Last, eine einzigartige Vision für die Gemeinde zu finden, zu entwerfen und zu fördern, von den Schultern der Pastoren genommen würde. Vielleicht würden wir uns dann frei fühlen, die Ausrüster zu werden, die wir sein sollen.Wir müssen nur wissen, dass es okay ist, Gemeinde auf diese Weise zu bauen.
Das ist es.
Pastor/Leiter, es ist in Ordnung, wenn deine Berufung darin besteht, anderen zu helfen, ihre Berufung zu erfüllen.
Das ist es, was Pastoren und Leiter tun.
Hier kannst du den Originalartikel lesen
Videos über die Vision von Karl Vaters finden sich unter seinem Namen auf YouTube. Karl ist Autor der folgenden Bücher: Kleine Gemeinde große Wirkung – Raus aus der Wachstumsfalle und Der Heuschrecken-Mythos: Große Gemeinden, kleine Gemeinden und das Kleindenkertum, das uns trennt. Sein neuestes Buch: De-Sizing the Church. Hier kannst du Karl’s Blog besuchen!
