Peter Drucker, der Vater der modernen Lehre der Unternehmensführung hat es trocken auf den Punkt gebracht: „Culture eats strategy for breakfast.“ Damit wollte er nicht sagen, dass Strategie, Struktur, klare Ziele … unwichtig sind. Er wollte zum Ausdruck bringen, dass die Kultur am „Ende des Tages“ (noch so ein geflügelter Satz im Führungskräfte-Sprech ) stärker wirkt, als die anderen methodischen Ansätze der Organisationsentwicklung.

So richtig und notwendig sie alle auch sind. Als geistlicher Leiter möchte ich aus der Erfahrung ergänzen, dass das auch im Raum der Kirchen und Gemeinden zutrifft. Trotz allem geistlichen Input, Erfahrungen oder einer guten Theologie. Unsere kirchliche Kultur kann sogar Gottes Wirken einschränken. Das ist mir schmerzlich klar geworden in den drei Jahrzehnten, die ich hauptberuflich in diesem Feld unterwegs bin.

Für mich bedeutet das in Mannheim, dass ich mich mit der Frage der VM Kultur intensiv beschäftigen muss. Die Kultur der Gemeinde und auch die Kultur, die von den Leuten der Kirche verkörpert und gelebt wird, die Einfluss haben, prägt! Für mich meint das auch: Ich kann predigen was ich möchte, wenn die Kultur das nicht stützt, wird es nur schwer durchkommen.

Anders gesagt: in meiner ersten Reflexion sprach ich von der Reflexion „meines Innenlebens“. Heute spreche ich über das „Innenleben“ der Gemeinde. Also der Menschen, die Einfluss in der VM haben. Ob formal legitimiert oder auch nicht. Einfluss ist Einfluss! Dazu ist nicht unbedingt einen Titel nötig, eine Rolle oder die Sichtbarkeit auf der Bühne. Und es geht um das „Innenleben“. Was lebt in der Gemeinde? Was hat sich verselbstständigt und prägt, obschon keine Person direkt auszumachen ist, die das gestaltet oder einfordert? Hinschauen & hinhören

Wie finde ich das aktuell heraus? Genau hinschauen und hinhören, Fragen stellen, nachdenken, beten, sacken lassen … Das sind die „Werkzeuge“ die bei mir jetzt zum Einsatz kommen. Aber nicht nur die. Darüber hinaus beginne ich selbst, gemeinsam mit meiner Frau Heike, Einfluss zu nehmen. Wir sind als Team in Mannheim am Start. Legitimiert durch die Berufung als leitendes Pastorenehepaar beginnen wir Einfluss auf die Kultur zu nehmen. Unsere Gesinnung dabei ist in unserer Definition, was Leitung im Sinne Jesu bedeutet, verortet. 

 Wir starten jetzt (unter anderem) mit Kernsätzen, die uns schon viele, viele Jahre begleiten und ausmachen. Die VM hört einige dieser Sätze jetzt häufig. In allen Settings: Im Gottesdienst, Teamtreffen, persönlichen Gesprächen … Eine Auswahl zur Kostprobe: 

  • Wir sind als Leiter „DIENER MIT TRAINERLIZENZ“
  • Wir suchen Lösungen, keine Schuldige.
  • Wir sind positiv.
  • Fakten sind Freunde.
  • Gott hat sein Bestes gegeben. Wir geben auch unser Bestes.
  • Der Himmel soll die Erde berühren.
Predigt: ein wesentliches Werkzeug – gerade jetzt

Die Einschränkungen durch die Hygieneauflagen der Pandemie schränken auch den Start in der VM Mannheim ein. Normalerweise würden viele Treffen auch in mittelgroßen Runden stattfinden, in denen wir „an der Kirche“ arbeiten, nicht nur „als Kirche“.

Weil das kaum möglich ist, nutze ich die Predigtreihe, um Akzente zu setzen. Mit „Frag immer erst WARUM?“ setze ich einen Rahmen, teile mein Herz, wiederhole grundlegende Überzeugungen, versuche intensiv, geistlich frisch und leidenschaftlich als Leiter zu prägen. Die Predigtreihe ist hier zu finden.

Wie prägt man eine Kultur?

Diese Frage habe ich in den letzten Wochen oft gehört. Fast ein Dutzend aufstrebender, leidenschaftliche Leitende begleite ich als Coach. Das war eine Frage, die in letzter Zeit immer stärker auftauchte. Das liegt möglicherweise auch an der Pandemie mit ihren Folgen. Jetzt die Gemeinde zu sammeln und auszurichten, da helfen Programme nur ansatzweise. Kultur ist gefragt. Leben, wer wir sind. 

Wie geht das? Dave Ferguson hat in seinem Buch Hero Maker eine knappe Zusammenfassung als Antwort auf diese Frage geschrieben, die hier nachzulesen ist.

Noch ein Wort an alle, die in diesen Tagen Gemeinden leiten, Prozesse aufsetzten und sich für die Kirche engagieren. Ich möchte euch schreiben: Ja, es ist eine wirklich sehr herausfordernde Aufgabe, in der wir stehen. Und gerade jetzt ist es manchmal auch ein „Knochenjob“.

Gemeindeerneuerung ist auf alle Fälle „immer“ ein „Knochenjob“. Es kostet was. Und in der Corona-Pandemie gilt das noch mehr. Danke, dass Du der Kirche dienst. Ihre Schönheit ist unbeschreiblich. Ihre Berufung unvergleichbar. Ihre Zukunft unerschütterlich. Es lohnt sich, lieber Leiter, liebe Leitende!

»Es ist mein Auftrag, allen Menschen die Augen dafür zu öffnen, wie der Plan verwirklicht wird, den Gott, der Schöpfer des Universums, vor aller Zeit gefasst hatte. Bisher war dieser Plan ein in Gott selbst verborgenes Geheimnis, doch jetzt sollen die Mächte und Gewalten in der unsichtbaren Welt durch die Gemeinde die ganze Tiefe und Weite von Gottes Weisheit erkennen. Genauso hatte Gott es sich vor aller Zeit vorgenommen, und dieses Vorhaben hat er nun durch Jesus Christus, unseren Herrn, in die Tat umgesetzt.« | Epheser 3:9-11 (NGÜ)

Erstellt am 21. Juni 2021 von Lothar Krauss

Lothar Krauss ist Pastor der VivaKirche..Lothar hat zahlreiche Artikel und Beiträge zusammengestellt mit einer Vielzahl von Werkzeugen für Pastoren und Gemeindemitarbeiter. Er selbst schreibt als Vorstandsmitglied von Willow Creek Deutschland und Gemeindeberater mit langjähriger Erfahrung: „Ich bin begeistert beim Bau von Ortsgemeinden mitzuhelfen und die zukünftige Generation von Leitern in Ortsgemeinden zu unterstützen.“ Für mehr Info besuche Lothars Blog