„Es schien mir, dass viele dieser Geschwister gefangen waren in extremen Lehren und dachten, sie hätten eine „besondere Erleuchtung“. Es kam einem vor, als fühlten sie sich überlegen gegenüber den normalen Christen und sogar ihren eigenen Pastoren.“ (Paul Clark)
„… denn ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.“ (Apg. 20,37)
Als Pastor oder Gemeindeleiter haben du und ich im Laufe der Jahre immer wieder einigen extremen Äußerungen von Geschwistern in der Gemeinde gehört.
Ich erinnere mich an einen Teenager in meiner Gemeinde, der vor Jahren immer versuchte, mich zu reizen mit einem sogenannten gutbekannten Propheten, der eine Vision hatte, wie Gott durch den Heiligen Geist einen großen Fuß auf London und den anderen Fuß auf Berlin gestellt hatte. Bald würde eine große Erweckung in ganz Europa ausbrechen. Dieser Teenager war damals so fasziniert von allen möglichen Propheten und Prophetien, dass ich immer wieder zu ihm sagte: „Du brauchst einfach nur die Bibel lesen und kannst alle sogenannten Prophetien vergessen.“ Aber ich glaube nicht, dass er auf mich gehört hat. Wahrscheinlich waren die Bibel und meine Predigten zu langweilig für ihn im Gegensatz zu den aufregenden Prophetien, von denen er gehört hatte. Sie haben sich übrigens nie erfüllt!
Und dann gab es über die Jahre Geschwister in meiner Gemeinde, die immer nur scharfsinnig diskutieren wollten über eines der folgenden Themen, das wahrhaftig zu ihrem Steckenpferd wurde und sie völlig gefangen hielt.
Israel
Heilung
Endzeit-Ereignisse
Das Vaterherz Gottes
„Name it and claim it“
Die Offenbarung
Prophetie allgemein
usw.
Es schien mir, dass viele dieser Geschwister gefangen waren in extremen Lehren und dachten, sie hätten eine „besondere Erleuchtung“. Es kam einem vor, als fühlten sie sich überlegen gegenüber den normalen Christen und sogar ihren eigenen Pastoren. Ich denke, viele von euch verstehen das, worüber ich gerade schreibe, weil auch ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt.
Natürlich ist es notwendig, über alle diese wichtigen Themen auf ausgewogene Weise zu predigen. Ich denke dabei immer an die Worte von Paulus, die er vor seinem Weggehen zu den Ältesten in Ephesus redete: „… denn ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.“ (Apg. 20,37)
Kurzgefasst, wenn du zum Beispiel über Heilung lehren und reden möchtest, musst du auch über das Leiden all der vielen Menschen sprechen, die nicht geheilt werden. Ich könnte zu diesem Thema theologisch tief eintauchen. Aber mein Standpunkt ist, dass wir als Leiter unseren Gemeindemitgliedern helfen sollen, durch die Gnade Gottes ausgewogen in ihrer Theologie und ihrem persönlichen Leben zu bleiben.
Manchmal denke ich, dass Christen, die völlig aufgehen in einem Thema oder ihrem extremen Gedankengut, das tun, was der Individualpsychologe A. Adler „Überkompensation“ nennt: „in der der zentrale Ich-Mechanismus: Ausgleich und Ersatz einer körperlichen oder sozialen Unzulänglichkeit (Minderwertigkeitsgefühl) durch das Streben nach Macht, Sicherheit und Überlegenheit.“ Darüber sollte man nachdenken.
Ich muss eingestehen, es ist nicht leicht, all die vielen extremen Äußerungen, die so theologisch daneben oder einfach „crazy fromm“ sind, zu hören und es mit ihnen aufzunehmen. Manchmal bin ich versucht zu sagen: „Hey, hört auf, all dieses dumme Zeug zu glauben und konzentriert euch besser darauf, in eurer Gemeinde mitzuarbeiten und eure Freunde und Nachbarn und eure Stadt für Jesus zu gewinnen.“
Aber ernsthaft, was sollten wir sagen und tun, wenn Christen uns konfrontieren mit extremen Lehren oder sonderbaren Trends, die zurzeit in unseren Gemeinden grassieren?
- Wenn die Person neu im Glauben oder belehrbar ist, sollten wir den Auftrag des Paulus in Epheser 4, 15a befolgen: „Stattdessen sollen wir in einem Geist der Liebe an der Wahrheit festhalten …“ Wir müssen sie irgendwie zu einer Ausgewogenheit in ihrem Glauben zurückbringen.
- Stacy Reaoch schreibt: „Bitte Gott, dein Herz gegenüber solchen Personen zu erweichen, Zorn und Reizbarkeit durch Sanftmut und Freundlichkeit zu ersetzen, die Kämpfe dieser Person zu verstehen und ihnen mit Mitgefühl zu begegnen. So wie Paulus im 1. Korinther 13,4 schreibt: „Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht verbissen, sie prahlt nicht und schaut nicht auf andere herab.“
- Manchmal ignorieren wir einfach, was die Leute so denken und sagen. Jeder darf von Zeit zu Zeit ein bisschen wahnsinnig sein.
- Stacy Reaoch schreibt auch: „Wir neigen dazu, den Menschen, zu denen wir angespannte Beziehungen haben, aus dem Wege zu gehen. Aber das sind genau die Leute, auf die wir uns bewusst zubewegen müssen. Suche Wege, sie in Gespräche zu verwickeln, geh mit ihnen auf einen Kaffee, schick ihnen eine Nachricht.“
- Seien wir einmal ehrlich, in der Vergangenheit gab es immer wieder gewisse Lehren, von denen wir begeistert waren. Deshalb sollten wir barmherzig sein und nicht lieblos und arrogant. Eher sollten wir uns an Jesu Worte in der Bergpredigt halten: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6, 36)
- Als Hirten tragen wir Verantwortung, die Herde zu schützen und zu verhindern, dass andere angesteckt und verwirrt werden durch falsche Lehren und extreme Meinungen, die manche Christen allzu gerne weitergeben.
Es ist immer klug, einen Bruder oder eine Schwester einzeln zu konfrontieren, statt extreme Lehrmeinungen sofort vor die ganze Gemeinde zu tragen. Natürlich gibt es Situationen, wo die ganze Gemeinde davon betroffen ist. Da muss man sich auf liebevolle und ausgewogene Art in einer Predigt oder Lehre im Gottesdienst oder vielleicht besser in einer Gemeindeversammlung damit befassen. Das Beste wäre, Christen mit extremen Gedanken und Lehren würden diese bei sich behalten. In der Vergangenheit habe ich manche Christen überzeugt, so zu handeln. Sie hielten sich daran und waren weiterhin ein Segen für die Gemeinde.
Gleichzeitig muss ich als Hirte immer auf der Hut sein, wenn sonderbare Lehren auftreten. Schon Paulus hat Timotheus so unterwiesen in Timotheus 6, 3-5.
Ich gebe zu, dass in den Zeiten, in denen wir gerade leben, es sehr schwierig ist, unsere Geschwister in Ausgewogenheit zu halten bei all den extremen Lehren und Trends, die man auf YouTube und anderen Social Media Kanälen findet. Der erste Brief von Petrus ist sehr zeitgemäß und spricht am Ende deutlich zu uns als Leiter von unserer Verantwortung und dem Lohn, den wir erhalten werden.
„Versorgt die Gemeinde gut, die euch Gott anvertraut hat. Hütet die Herde Gottes als gute Hirten, und das nicht nur aus Pflichtgefühl, sondern aus freien Stücken. Spielt euch nicht als die Herren der Gemeinde auf, sondern seid ihre Vorbilder. Dann werdet ihr den unvergänglichen Siegeskranz, das Leben in der Herrlichkeit Gottes, erhalten, wenn Christus kommt, der ja der oberste Hirte seiner Gemeinde ist.“ (1.Petrus 5, 2a und 3-4 HFA)
Unser einfaches Gebet für heute: „Herr, hilf uns, solche Leiter zu sein, wozu du uns berufen hast. Wir sind völlig abhängig von deiner Hilfe und Kraft. AMEN.“
Verbunden in IHM
Paul
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Karl Vaters wird auf der Willow Creek-Konferenz am 8. März 2024 sprechen. Im Anschluss an die Willow Creek Konferenz wird er als Gastredner bei 7 Tagesforen in der Schweiz, Österreich und Deutschland sprechen. Hier findest du die sieben Orte und Termine, an denen du Karl persönlich hören kannst!
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Aussagestarke Zitate
Reife ist die Fähigkeit, Unannehmlichkeiten und Frustration, Unbehagen und Niederlagen zu ertragen, ohne zu klagen oder zusammenzubrechen.
Ein Mensch, der geschätzt wird, wird immer mehr tun als erwartet.
Hinter dem Lächeln am Sonntagmorgen in der Gemeinde verbirgt sich eine Menge Schmerz.
Nicht jeder Gedanke, den du hast, ist für die Öffentlichkeit bestimmt.
Sei ein Verwalter deines Geistes.
Lerne, deine Gefühle zu verarbeiten.
Hüte deinen Mund.
Geh ins Gebet.
Suche dir einen guten Berater.
Suche dir einen guten Freund. (David Barringer)
Wenn wir Christus ähnlicher werden wollen als der Welt, müssen wir von Zeit zu Zeit durch die Wildnis gehen. Wenn uns unsere Annehmlichkeiten und die Kontrolle genommen werden, kann nur noch Gott etwas für uns tun. (Phil Steiger)
Selbst wenn Menschen Dinge tun, die mir nicht gefallen, oder ich versucht bin, etwas über sie zu sagen, hilf mir zu erkennen, dass es mir ohne Gottes Barmherzigkeit und Gnade in meinem Leben genauso oder sogar noch viel schlechter gehen würde.
