„Von allen Seiten werden wir von Schwierigkeiten bedrängt, aber nicht erdrückt. Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht.“ (2 Korinther 4,8 NLB)
„Wenn Gemeinden in herausfordernden Zeiten gedeihen, werden sie geleitet von belastbaren Pastoren und Leiter, die sich zwar mit den Umständen beugen, aber nie vom Evangelium lossagen.“ (Tom Bolsinger)
Resilienz kommt von lateinisch resilire was bedeutet zurückspringen oder abprallen. Resilienz ist eine psychische oder psychologische Widerstandsfähigkeit Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen.
Es gibt Hunderte von Büchern über das Thema Resilienz. Viele wurden speziell für eine bestimmte Personengruppe geschrieben wie beispielsweise Trainer, Schüler, Rentner, Pfleger, Erzieher, Manager, Ärzte usw.
Warum ist Resilienz für die Leiter und Mitarbeiter von Gemeinden so wichtig?
Wir alle werden von Zeit zu Zeit mit großen zwischenmenschlichen Herausforderungen konfrontiert, sei es in der Gemeindearbeit oder auch in der Familie. Diese können uns an unsere emotionalen Grenzen bringen. In solchen Zeiten werden wir, bildlich gesprochen, gebogen wie Schilf in einem Sturm, aber mit Gottes Hilfe werden wir nicht brechen. Ich glaube, Resilienz ist eine Voraussetzung für emotionale Gesundheit und geistliche Reife.
Donna Gibbs schreibt: „Resilienz ist mehr als nur Heilung. Resilienz tritt ein, wenn Gott uns nach einer schmerzhaften Erfahrung in unserem Leben nicht nur heilt, sondern uns darüber hinaus stärker macht, als wir es vor diesen Schwierigkeiten waren.“
Aufgrund meiner Sehbehinderung wurde ich als Kind in der Schule heftig gemobbt. Es hat mich immer tief verletzt, wenn die anderen Kinder mich hänselten und mit Spottnamen bedachten. In der siebten Klasse nahm mir einer meiner Mitschüler in der Pause mein Geografiebuch weg, um mich zu ärgern. Als ich versuchte, es mir zurückzuholen, stellte mir ein anderer Schüler ein Bein. Ich fiel hin, und dabei traf eine Ecke des Buchdeckels direkt in mein frisch operiertes Auge. Seit diesem Tag bin ich auf meinem rechten Auge vollkommen blind.
Ich musste einen Weg finden, wie ich damit in meinem Leben klarkommen konnte. Mein kindlicher Glaube sowie die bedingungslose Liebe meiner Eltern haben mir tiefe Geborgenheit geschenkt. Diese schlimme Erfahrung hat meinen Dienst als Pastor und Hirte bis heute positiv geprägt, weil ich Menschen in Not immer mit einer tiefen Empathie und Fürsorge begegnen konnte.
Resilienz in der Bibel!
In 1.Samuel 30 lesen wir, welch schreckliches Szenario David und seine Männer erwartete, als sie von einer Schlacht nach Hause zurückkehrten. Sicher kennst du die Geschichte. Die Amalekiter hatten Ziklag in Schutt und Asche gelegt und, als sei das nicht schon schlimm genug, alle Frauen und Kinder gefangen genommen und verschleppt. „Da schrien sie (die Männer) vor Schmerz laut auf und weinten, bis sie völlig erschöpft waren.“ (1 Samuel 30,4).Diese Situation war für David als Leiter fast unerträglich, deshalb ist seine Reaktion darauf mehr als verständlich. „Und David geriet in große Bedrängnis, weil das Volk ihn steinigen wollte; denn die Seele des ganzen Volks war erbittert, ein jeder wegen seiner Söhne und Töchter.“ (Samuel 30,6a)
David hatte keinen Pastor oder Seelsorger, mit dem er über Zoom sprechen konnte. Er hatte nicht die Möglichkeit, seinen Mentor über WhatsApp um Rat zu fragen. Was würden du und ich in einer solch furchtbaren Situation tun? Meines Erachtens finden wir hier eine der stärksten Aussagen der ganzen Bibel: „David aber stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott…“ (1 Samuel 306b) Das ist Resilienz in Aktion!
Einige Zeit später gab es doch noch ein Happy End für David und seine Männer und sie waren wieder mit ihren Frauen und Kindern vereint.
Ich glaube, dass David schon lange vorher gesunde geistliche Gewohnheiten entwickelt hatte, die ihm in dieser herausfordernden Situation halfen, richtig zu handeln. (Hier ist ein Beitrag von mir zum Thema „Gesunde Gewohnheiten“.)
Randy Valimont schriebt: „Manchmal sind genau die Gebiete, in denen du in deinem Leben von Satan attackiert wirst, ein Indikator dafür, dass er das Potential deiner Größe und Segnungen auf diesen Gebieten sieht.“ Schwierige Straßen führen oft zu wunderschönenZielen.
Resilienz zeigt emotionale und geistliche Kraft. Sie ist eine Eigenschaft, die wir an anderen bewundern und die Gott in uns fördern will.
Wachsender Glaube macht uns widerstandsfähig – zum einen, weil wir schwierige Situationen besser ertragen können, wenn wir wissen, dass wir nicht allein sind, und zum anderen, weil wir wissen, dass wir den Sinn mancher Geschehnisse oft erst verstehen können, wenn wir sehen, dass Gott alles zum Guten wirkt. Ich möchte dich ermutigen, anderen Menschen – oder vielleicht sogar in deiner Predigt am Sonntag – davon zu berichten, wie Gott schwierige Situationen in deinem Leben dazu gebraucht hat, deinen Glauben zu stärken.
Resilienz zu erlangen, erfordert Zeit und Übung. Vergiss niemals: Wir haben einen starken Partner an unserer Seite, der bis zum Ende mit uns durch dick und dünn geht! „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ (Epheser 6,10)
Möge Gott euch stark segnen!
Paul
PS Ich möchte euch drei Bücher vorstellen, die ich allen Gemeindeleitern
und -mitarbeitern empfehle, die tiefer in das Thema Resilienz eintauchen wollen: Resilienz,Paul Ch. Donders, xpand Edition. 30 Minuten Resilienz, Ulrich Siegrist, Martin Luitjens: Gabal Verlag. Du machst mich stark: Wie unser Glaube widerstandsfähig wird – Aus der Weisheit eines reichen Lebens (Edition Aufatmen) Gordon MacDonald.
Ich freue mich sehr, dass Karl Vaters sich bereit erklärt hat, für Gemeindeleiter und -mitarbeiter einen Online-Seminarabend im deutschsprachigen Europa abzuhalten. Sein Referat sowie die anschließende Frage- und Antwortrunde werden auf Deutsch übersetzt. Die Teilnahme am Webinar ist kostenlos.
Hier alle Infos mit Anmeldung!
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Aussagestarke Zitate
Ob eine Gemeinde gesund ist, misst sich nicht an steigenden Mitgliederzahlen. Es geht einzig darum, unsere Fähigkeit für einen effektiven Dienst auszubauen, ganz gleich, wie groß unsere Gemeinde ist. (Karl Vaters)
Wahre Reife erkennt, wie viele Dinge ohne meine Meinung auskommen. (Unbekannt)
Alles was du mit Zorn machen kannst, kannst du viel besser ohne ihn.“ Ich wurde heute Morgen von diesem Zitat von Dallas Willard überführt. Es passt zu Jakobus 1, 19-20: „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist.“ Denk an deine Zornesausbrüche und deine Frustration. Es wäre besser, zuerst still zu bleiben und dann erst zu sprechen. (Del Penner Facebook Post)
Sprich eine verständliche Sprache!
Der Gemeindeberater Alan Danielson wirft die Frage auf, ob die Worte, die von vorne gesprochen werden, für Gäste leicht verständlich oder schwer zu verstehen sind: „Welche Begriffe werden verwendet? Ist unsere Sprache klar und in sich logisch? Ist sie relevant?“ Diese Fragen muss sich jeder stellen, der einen Gottesdienst moderiert, den Lobpreis leitet oder predigt.
Als Pastor habe ich (Paul Clark) immer versucht, so gut es geht, nicht ‚zu fromm’ zu sprechen. Beispielweise verzichtete ich generell auf das Wort Bruder oder Schwester, weil der durchschnittliche Besucher wenig damit anfangen kann. Begriffe wie Bekehrung, Geistesgaben, Hauskreis und eine Mehrzahl anderer Insiderbegriffe müssen wir so ‚unfromm’ wie möglich erklären, damit unsere Zuhörer verstehen, was wir meinen.
Wir haben die Aufgabe als Christen, durch Sprache eine Brücke zu bauen, um Frauen und Männer, die in unserer modernen Kultur beheimatet sind, für Christus zu erreichen.
Paul hat mit seiner Frau Mechthild Gemeinden im Saarland, Rheinland-Pfalz und Thüringen gegründet und berät Gemeinden in Zeiten großen Umbruches. Er hat das ‚Forum für Leiterschaft im Gemeindebau’ ins Leben gerufen um Pastoren und Gemeindemitarbeiter in ihren Dienst zu ermutigen. Paul und seine Frau Mechthild wohnen in Lindau (Bodensee) und haben 2016 die Freie Christengemeinde in Bregenz, Österreich gegründet. Im März 2020 haben sie die Leitung der FCG Bregenz an ihren Sohn Mike übergeben. Paul ist nach wie vor als Coach und Mentor aktiv. Er unterstützt mehre Gemeindegründungsprojekte im deutschsprachigen Europa und hält Seminare zu verschieden Themen ab, um die Gemeindeleitungen und Mitarbeiter in ihrem Dienst zu stärken.