Sei wild und lebe gefährlich / Johannes Graßl
Wenn man alte Menschen fragt, was sie im Rückblick auf ihr Leben am meisten bereuen, steht ein Punkt ganz oben auf der Liste: “Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.”
Wenn man alte Menschen fragt, was sie im Rückblick auf ihr Leben am meisten bereuen, steht ein Punkt ganz oben auf der Liste: “Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.”
Wir leben in einer verrückten Welt – wir haben uns als Gesellschaft in einen Erfolgszwang getrieben. Erfolg, auf Kosten der Ausbeutung der Ressourcen dieser Erde, die der Schöpfer in unsere Obhut gegeben hat. Auch als Gemeinden sind wir in den Sog um Erfolg geraten, ohne dass wir es merken. “Ich gehe dort in die Gemeinde, wo sie mir am meisten bringt – wo ich am meisten profitieren kann – wo ich am besten unterhalten werde” – das ist die Haltung vieler Christen von heute.
Vorweg: es geht nicht nur um eine „Technik“, die es zu erlernen gilt. Vielmehr ist es eine Lebenshaltung, die aus meiner Identität entspringt. Leitung auszuüben ist ja auch eine Reflexion von dem wer ich bin! Ich nehme mich in jede Führungssituation mit. Immer. Mit meiner Geschichte, Erziehung, Schwächen, Stärken, Ängsten, Erfahrungen, Ambitionen, Hoffnungen, Wunden …
Es ist nicht immer einfach, wenn wir den Erfolg anderer sehen, während unsere eigene Arbeit so wenig Frucht zu bringen scheint. Trotzdem machen wir für Jesus weiter, weil wir wissen, dass er Treue belohnt und Erfolg an sich nicht die Hauptsache ist.
In manchen Gemeinden sehen wir, dass sich die Menschen völlig danebenbenehmen (hallo Korinth!), doch wenn wir all die Bibelverse studieren, in denen das Wort „Gemeinde“ vorkommt (was ich getan habe), erhält die Gemeinde eine schon fast peinliche, überschwänglich gute Kritik.
Ich staunte, dass dieser Mann, der vor Millionen predigte, sich die Zeit nahm, einem einzelnen schwedischen Jugendlichen persönlich die Botschaft von Jesus zu predigen.
Wir alle sind als christliche Leiter Realisten und keine Superfrauen oder Supermänner! Wir sind vollkommen abhängig von Gott und können anderen und unseren Familien nur durch seine unverdiente Gnade dienen. Der Herr will nicht, dass du und ich ständig in den Rückspiegel sehen. Stattdessen sollen wir nach vorn blicken und im Glauben vorwärts gehen!
Ich spreche nicht von Gemeindeleitern, die Wölfe im Schafspelz sind. Narzissmus, Missbrauch und anderes äußerst sündiges Verhalten sind ein völlig anderes Thema. In diesem Artikel geht es um gute Pastoren und Gemeindeleiter mit Schwachstellen in ihrem Charakter, denen sie aber selber blind gegenüberstehen.
Wie bringe ich den einzigartigen Auftrag, den Gott mir gegeben hat, voran?
Ich kenne einige wenige Gemeinden, die ihre Besucherzahlen von vor 2020 überholt haben. Aber für jede Kirche, die das erlebt hat, gibt es 100 (oder 1000), die es nicht geschafft haben. Was ist da los? Was ich bei den Menschen, die nicht wieder in die Kirche gegangen sind (und sogar bei einigen, die es getan haben), feststelle, ist nicht Angst… es ist Gleichgültigkeit. Sie wissen, was Kirche ist, und nach dem Bruch der Gewohnheiten, wurde ihnen der persönliche Besuch gleichgültig.